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Motherless Brooklyn - Kritik und Trailer zum Film

Mit dem Krimidrama "Motherless Brooklyn" entführt Edward Norton ("Fight Club") ins New York der 1950er Jahre. Als Regisseur, Produzent und Drehbuchautor erzählt er eine ungewöhnliche Detektivgeschichte. Norton selbst übernimmt die Hauptrolle eines jungen Privatdetektivs, der unter dem Tourette-Syndrom leidet. Er will den Mord an seinem Mentor (Bruce Willis) aufklären und kommt dabei den Machenschaften eines skrupellosen Stadtbeamten (Alec Baldwin) auf die Spur.

Einen im Geist alles andere als herkömmlich organisierten Detektiv lässt Edward Norton in seiner zweiten Regiearbeit "Motherless Brooklyn" auf das New York der 1950er Jahre los. In seiner Adaption der gleichnamigen Romanvorlage von Jonathan Lethem übernimmt der Oscarpreisträger die Hauptrolle gleich selbst und liegt damit richtig. Der starbesetzte Thriller alter Schule läuft am Freitag im Kino an.

Motherless Brooklyn - Kurzinhalt zum Film

Unzählige Male muss Norton in der Rolle des einstigen Waisenkindes Lionel Essrog seinen Ticks in denkbar ungünstigen Situationen nachgeben, und sich dann für etwas entschuldigen, was er nicht erklären kann. Vorweg: Dem auch um seinen 50. Geburtstag immer noch bubenhaften Hauptdarsteller, der neben der Regie auch für das adaptierte Drehbuch verantwortlich zeichnet, gelingt es auf erstaunliche Weise, sowohl das verlorene Kind als auch den gestandenen Mann auf der Suche nach Wahrheiten in eine stimmige Figur zu packen.

Zum echten Schnüffler in der wahrlich liebevoll gestalteten Vintage-Umgebung des alten New York muss Essrog, alias "Brooklyn", werden, nachdem sein Boss und Mentor Frank Minna (Bruce Willis) nach einer Unterredung mit dubiosen Klienten erschossen wird. Minna hatte den mit einem fotografischen Gedächtnis ausgestatteten Essrog einst aus dem Waisenhaus geholt und in seiner Detektei ausgebildet. Nach dem Tod des Chefs ist es vor allem "Brooklyn", der alles daran setzt, den Mord zu aufzuklären.

Dieser Weg führt den loyalen Lehrling in ein Setting, das neben den ebenso scharf umrissenen wie genreimmanent klassisch-überzeichneten Figuren, zu einer der größten Stärken des Films wird. Das abrupte "Aus-dem-Schatten-treten-müssen" bringt Essrog natürlich auf Fährte einer großen Ungerechtigkeit und der ebenso hübschen wie charakterstarken Laura Rose (Gugu Mbatha-Raw). In dem sich entspinnenden Netz aus Geheimnissen, Halbwahrheiten, Zigarettenrauch, Whiskey, Rassismus und schutziger Kommunalpolitik gelingen Norton mitunter berührende Szenen. Dabei hilft die von Wynton Marsalis orchestrierte jazzige Filmmusik aus der Feder von Daniel Pemberton, in die sich auch ein Song von Radiohead-Sänger Thom Yorke gut einfügt.

In der Auseinandersetzung mit dem sinistren Stadtrat Moses Randolph (Alec Baldwin) muss der Außenseiter endgültig zeigen, dass er zu weit mehr fähig ist als sein tickdurchwirktes Auftreten vermuten lässt. In der Rolle des Machtpolitikers, der sich eine Art Staat in der Stadt erschaffen hat, ist Baldwin klarerweise schauspielerisch eine Bank. In der Figur des rätselhaften Paul gesellt sich mit Willem Dafoe noch einer aus der Riege der größeren Hollywoodmimen der vergangenen Jahrzehnte zum illustren Cast, der rundum eine solide Leistung liefert.

Motherless Brooklyn - Die Kritik

Durch diese Mannschaft und das starke Fundament der Buchvorlage hat "Motherless Brooklyn" auch bei einer Laufzeit von fast zweieinhalb Stunden keine Längen. Norton entgleitet der Film trotz einiger Härte nicht in Richtung Blutoper. So gerät "Motherless Brooklyn" vor allem zu einem angenehm düsteren Schnüfflerfilm im Retrochic, dessen Hauptfigur die reichlich vorhandenen üblichen Zutaten teils auf frische Art und Weise durcheinanderwirft.

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(APA/Red)

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