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Mordprozess um erstickte Ehefrau geht weiter

Im Prozess um die am 15. Jänner 2010 in Wien-Fünfhaus ermordete Hoda A. (32) hat am zweiten Verhandlungstag ihr angeklagter Ehemann plötzlich zurückgerudert.
Hintergrund: Frau von Ehemann ermordet?

Der Mann gab zu, Hoda A. erwürgt zu haben, bestritt aber die Tötungsabsicht. Diese habe während einer Aussprache einen Anruf vom Ehemann seiner Ex-Geliebten erhalten, worauf ihm plötzlich klar geworden sei, dass die beiden etwas miteinander hatten. “Ich stand enorm unter Schock. Ich konnte nicht denken und hielt ihr unüberlegt den Mund zu. Ich konnte das einfach nicht verstehen. Ich wollte mit ihr wieder zusammenkommen. Mir wurde plötzlich richtig heiß. Ich sah schwarz. Ich habe sie am Hals geschüttelt und gefragt ‘Warum tust du mir das an?’ Nie wollte ich meiner Frau wehtun. Als ich gesehen habe, dass sie mich betrügt, ist mir schwarz geworden”, hieß es in der Erklärung. Und weiter: “Alles ging total schnell. Ich hatte ein Black-Out. Ich habe Hoda geliebt. Es tut mir leid, mich so enttäuscht zu haben.”

Die Bluttat zeigte nachdrücklich auf, wie “zahnlos” mitunter behördliche Betretungsverbote sein können. So eine hatte nämlich Hoda A. gegen ihren Ehemann erwirkt, den sie 2005 in ihrer ägyptischen Heimat geheiratet hatte. Seit längerem litt sie unter den Gewalttätigkeiten ihres Ehemanns, der auch nach der Hochzeit mehrere sexuelle Beziehungen zu anderen Frauen – darunter eine 18-jährige Mitarbeiterin in seinem Internet- und Call-Shop – unterhalten haben dürfte.  

Mordopfer litt unter Ehe-Tyrannei

Ihr gestand der 43-Jährige aber nicht zu, Umgang zu anderen Menschen außerhalb der ehelichen Wohnung zu pflegen. Weil sie seinen Angaben zufolge immer “Probleme” bereitete, reiste er mit ihr schließlich nach Ägypten, nahm ihr das Visum und den Reisepass ab und zwang sie so, gegen ihren Willen für 14 Monate dort zu bleiben, ehe sie wieder nach Wien zurückkehren durfte.

Auch mit seiner langjährigen Geliebten traf sich der Callshop-Betreiber weiter. Als er die Frau eines Abends mit ihrem Ehemann zu sich einlud, habe dieser mit Hoda A. “geflirtet”, behauptete der Angeklagte. Daher habe er die zu diesem Zeitpunkt Schwangere an den Haaren ins Schlafzimmer gezerrt und sich “ausgesprochen”, wie er zu Protokoll gab: “Ich war heiß. Sie flirtet vor meinen Augen mit einem anderen Mann! Das ist nicht Respekt.”  

Frau zu “westlich orientiert”

Für Hoda A. dürfte das eheliche Leben selbst nach der Geburt ihrer Tochter Lisa im Jahr 2008 zusehends unerträglicher geworden sein. Die Frau wollte ein westlich orientiertes Dasein führen und sich nicht in das Rollenbild fügen, das ihr Mann ihr zudachte. Sie erstattete Anzeigen, wenn er handgreiflich wurde, erwirkte schließlich ein Betretungsverbot.

Doch der 43-Jährige parkte daraufhin Tag für Tag seinen Pkw vor der Wohnhausanlage und beobachtete stundenlang das Gebäude. Die Frau meldete auch das der Polizei, reichte endgültig die Scheidung ein und hatte sich, als sie zu Tode kam, offenbar aus Furcht vor einer weiteren Eskalation bereits einen Platz für sich und die Tochter im Frauenhaus besorgt.

Ihre Koffer waren bereits gepackt, als sich der 43-Jährige am 15. Jänner 2010 über den Balkon der Nachbarn – er erklärte diesen, er habe sich ausgesperrt und wolle sich den Schlüsseldienst “ersparen” – Zutritt in die Wohnung verschaffte. Seine Ehefrau dürfte sehr erschrocken sein und keine Gelegenheit mehr gehabt haben, die Flucht zu ergreifen. Laut Anklage warf der Mann sie zu Boden und drückte ihr minutenlang Mund und Nase zu, bis sie erstickte. Das gemeinsame zweijährige Kind war zu diesem Zeitpunkt in der Wohnung anwesend.

(apa)

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