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Mordfall Stefanie P.: "Er hat eine sexbesessene, aggressive Seite"

Im Prozess zum brutalen Mord in Hietzing wiegen die Vorwürfe gegen den jungen Angeklagten schwer. Der Staatsanwalt ersuchte die Geschworenen, sich vom Äußeren des Angeklagten, der optisch an einen Mustergymnasiasten vor der Tanzstunde erinnerte, nicht täuschen zu lassen.
Freundin zerstückelt: Prozess gegen Philipp K.

“Er hat eine hochgradig auffallende Persönlichkeitsstörung. Er ist nicht in der Lage, sich in die Gesellschaft einzuordnen. Er ist selbstverliebt und hat einen Zug zu gewalttätigem Auftreten. Er hat eine egoistische, sexbesessene, aggressive Seite, die Sie hier nicht zu sehen bekommen werden. Stefanie P. hat sie zu spüren bekommen.”

Die 21-Jährige dürfte dem erfolglosen Jus-Studenten – er legte keine einzige Prüfung ab und wollte daher im Wintersemester 2010 auf Medizin umsatteln – verfallen gewesen sein. Die beiden hatten einander 2004 kennengelernt, von 2007 bis Jänner 2009 war sie seine Freundin. Danach, als er mit einer anderen jungen Frau liiert war, fungierte Stefanie P. als seine “Geliebte auf Abruf”, wie Staatsanwalt Hannes Wandl in seinem Plädoyer ausführte: “Sie hatte zu kommen, wann es ihm beliebt, und zu gehen, wann er wollte.” Der Ankläger schilderte die 21-Jährige als “psychisch labil”, Philipp K. habe es verstanden, “das für sich auszunutzen”, und die junge Frau in ein “psychisches Abhängigkeitsverhältnis” gebracht.

Sex-Video als Beweismaterial gegen Philipp K.

Als sich der junge Mann im Juni 2010 von seiner aktuellen Freundin trennte – diese machte laut Staatsanwalt nicht zuletzt deshalb Schluss, weil ihr Philipp K. zu gewalttätig war -, kam es wieder verstärkt zu Treffen mit Stefanie P., wobei die sexuelle Komponente im Vordergrund stand. Auch dabei soll der mittlerweile 23-Jährige wieder Gewalt ausgeübt haben. Wie der Staatsanwalt ankündigte, wird im weiteren Prozessverlauf ein Sex-Video abgespielt werden, das die sichtlich alkoholisierte Stefanie P. bei geschlechtlichen Handlungen mit Philipp K. und einem seiner Freunde zeigt, wobei zu sehen sein soll, dass die Frau damit nicht bzw. nur bedingt einverstanden war.

Am 1. Juli besuchte Stefanie P. ihren Ex-Freund in seiner Ein-Zimmer-Wohnung in Wien-Hietzing. Um 21.45 Uhr telefonierte sie dort noch mit ihrer Großtante, rund eine halbe Stunde später mit ihrer Mutter. Dazwischen besorgte sie in einer nahe gelegenen Tankstelle Bier bzw. Zigaretten. Zwischen 22.30 Uhr und Mitternacht wurde sie dem Staatsanwalt zufolge getötet. “Sie war bei der Tat nackt und mit Klebebändern gefesselt und widerstandsunfähig”, betonte der Anklagevertreter.

Stefanie P. scheinbar mir Messer gefoltert

Vor den tödlichen Stichen dürfte Philipp K. der Gefesselten der Anklage zufolge mit einem Küchenmesser oberflächliche Schnittwunden im Gesicht und an der Brust zugefügt haben, ehe er ihr tödliche Stichverletzungen im Hals-, Brust- und Bauchbereich beibrachte. Der Leichnam wurde mit rund 200 weiteren Wunden verunstaltet, weshalb neben Mord auch Störung der Totenruhe angeklagt ist. Unter anderem wurde eine Tätowierung am Unterbauch – ein Herz mit dem Schriftzug “Philipp” – herausgeschnitten. Der Leiche wurden der Kopf und beide Oberarme abgetrennt. Die sterblichen Überreste soll Philipp K. in zwei Müllsäcke gestopft und am nächsten Morgen in einem Müllcontainer in seiner Wohnhausanlage deponiert haben.

Vor allem das Nachtatverhalten spricht für den Staatsanwalt dafür, dass Philipp K. nicht – wie von diesem zuletzt behauptet – derart alkoholisiert war, dass er einschlief und in der nur 23 Quadratmeter großen Wohnung nichts von der Tötung und Zerteilung seiner Ex-Freundin mitbekam. Um 0.40 Uhr stornierte Philipp K. per E-Mail seine Mitgliedschaft bei einem Gay-Escort-Service, wo er als Callboy gearbeitet hatte.

Liebesnachricht auf Facebook

Um 0.45 Uhr löschte er mit einer Shredder-Software Daten auf seinem Computer. Um 5.36 Uhr schickte er laut Anklage auf das Handy der Toten folgende SMS: “Gerade hat mich mein Wecker aufgeweckt. Schade, dass du gestern Nacht noch gegangen bist :-). Wäre gern neben dir aufgewacht. Vielleicht sehen wir uns bald wieder.”

Um 7.30 Uhr hinterließ er schließlich auf dem Facebook-Profil der Verstorbenen folgende Nachricht: “War echt schön gestern, hoffe, du hast meine SMS schon gelesen. Wie gesagt, freu mich schon auf ein Wiedersehen. Bussi.”

(apa)

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