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Mord in den Niederlanden löst Hype um Schlumpf-Spray aus - wie sieht es in Vorarlberg aus?

Canva/VOL.AT
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In Amsterdam wurde eine 17-jährige Schülerin ermordet. Seither erlebt ein ungewöhnliches Abwehrmittel einen regelrechten Boom: der sogenannte Schlumpf-Spray. Was das ist – und ob der Hype auch Vorarlberg angekommen ist, hat VOL.AT in Erfahrung gebracht.

Das Prinzip klingt ungewöhnlich: Statt Angreifende mit Reizstoffen außer Gefecht zu setzen, färbt der Spray sie blau ein. Möglich macht das eine Mischung aus Lebensmittelfarbe und Gel, die beim Sprühen mehrere Meter weit reicht und auf Haut oder Kleidung tagelang sichtbar bleibt.

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In den Niederlanden hat das Produkt nach der Tötung einer 17-Jährigen in Amsterdam für Schlagzeilen gesorgt. Vor allem junge Frauen greifen dort zum Spray – auch, weil Pfefferspray gegen Menschen verboten ist. Auf Social Media wird der Schlumpf-Spray bereits als legale Alternative gefeiert.

Waffenhändler in Vorarlberg: "Nie gehört"

Was auf diesen Hype folgte, war ein Besuch in diversen Waffengeschäften in Bregenz, Hard und Feldkirch. Die Gespräche und Besuche zeigen ein klares Bild: Klassischen Schlumpf-Spray gibt es in Vorarlberg nicht. Manche Händler führen zwar sogenannte Identifier-Gels, die im Prinzip ähnlich funktionieren, doch sie liegen seit Jahren unberührt im Regal. Nachfrage besteht keine. Stattdessen greifen Kundinnen und Kunden fast ausschließlich zum Pfefferspray. Ein Händler in Feldkirch sagt: "Das wird überhaupt nicht nachgefragt. Beim Pfefferspray weiß ich, was drin ist – Capsaicin ist natürlich und baut sich ab. Bei diesem Spray kenne ich die Chemikalien nicht.“

Auch in Bregenz wird erstmal mit den Achseln gezuckt beim Thema Schlumpf Spray. ©Strobel/VOL.AT

Blick über die Grenzen

Auch ein Abstecher über die Grenze liefert dasselbe Bild. In der Schweiz mussten Händler den Begriff Schlumpf-Spray überhaupt erst googeln, um zu verstehen, worum es geht. Niemand in der direkten Nachbarschaft führt es, niemand kennt es. In Wangen im Allgäu in Deutschland bestätigte ein Waffenladen zwar, eine Art Identifier-Gel im Sortiment zu haben, doch auch dort liegt es seit Jahren unverkauft im Regal.

Noch nie gehört wurde der Begriff in der Schweiz, direkt über die Grenze. ©Strobel/VOL.AT
In der direkten Nachbarschaft in Wangen habe man weder von Kunden noch von Händlern vom Spray gehört.

Sicherheitsdienst skeptisch

Auch in der Sicherheitsbranche spielt der Spray keine Rolle. Uwe Marent, Chef einer Berufsdetektei, sagt gegenüber VOL.AT: "Wir haben davon nur in den Medien gehört. Im Einsatz ist es mir in Vorarlberg noch nie begegnet.“ Zudem wirft er rechtliche Fragen auf, etwa was passiere, wenn Unbeteiligte markiert würden. Auch die Verhältnismäßigkeit sei fraglich, wenn eine Person tagelang sichtbar eingefärbt bleibe.

Polizei warnt vor falscher Sicherheit

Die Polizei Vorarlberg bestätigt, dass der Schlumpf-Spray im Land bislang nicht aufgefallen ist. Fälle, in denen solche Produkte im Zusammenhang mit Straftaten oder Selbstschutzsituationen verwendet wurden, sind nicht bekannt. In einer Stellungnahme heißt es, der Spray biete keinen unmittelbaren Schutz in einer Bedrohungslage, sondern könne allenfalls später bei der Identifizierung helfen. Gleichzeitig weist die Polizei auf rechtliche Risiken hin: Das Versprühen könne als Körperverletzung oder Sachbeschädigung gewertet werden. Nur in echter Notwehr sei es gerechtfertigt. Einen erhöhten Bedarf für solche Produkte sieht man nicht.

Die Polizei in Vorarlberg trägt selbst ein Pfefferspray am Gürtel. ©VN

Während also in den Niederlanden derzeit heftig über den blauen Spray diskutiert wird, greifen die Menschen in Vorarlberg weiterhin zu klassischen Pfeffersprays. In den heimischen Geschäften sind sie problemlos erhältlich, ab 18 Jahren frei verkäuflich und überall erlaubt, außer in Waffenverbotszonen.

(VOL.AT)

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