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Mord an Obdachlosem

Laut Polizei wurde Dienstagfrüh ein 49-jähriger Mann in der Reichsapfelgasse getötet. Der 19-jährige Mitbewohner steht unter dringendem Tatverdacht.Stichwort: Kannibalismus!

Tatort war eine als Notschlafstelle verwendete kleine Wohnung. Sowohl das Opfer als auch der mutmaßliche Täter hatten dort offenbar vor einigen Tagen Quartier genommen: Der Tatzeitpunkt dürfte nach Einschätzung der Ermittler schon zwei bis drei Tage zurückliegen.

Entdeckt wurde wurde der Mord heute, Dienstag, gegen 7.45 Uhr von einer Angestellten der Hilfseinrichtung. Der Verdächtige, ein 19-Jähriger, wurde an Ort und Stelle festgenommen. Den Angaben zufolge hatte er sich in jenem Zimmer aufgehalten, in dem die Leiche lag. Er habe sich nicht gewehrt und auf das Eintreffen der Polizei gewartet.

Den Polizisten bot sich ein Bild des Grauens. Dem 49 Jahre alten Opfer wurde offensichtlich der Schädel eingeschlagen. Zudem ist der Körper an mehreren Stellen vermutlich mit einem Messer aufgeschlitzt worden, innere Organe und Gedärm hingen teilweise heraus.

Die Ermittler vermuteten sogar, dass der Täter der Leiche Innereien entnommen und diese zu essen begonnen habe, berichtete Polizeisprecherin Michael Raz der APA. „Das wird jetzt überprüft.“ Die Gerichtsmedizin untersuchte die Leiche.

Die am Tatort anwesenden Polizisten waren sichtlich gezeichnet. „Ich habe in meinem Leben schon viel gesehen, aber so etwas nicht“, sagte einer der Beamten.

Der mutmaßliche Mörder des 49-jährigen Obdachlosen hat seit etwa einem halben Jahr in der Notschlafstelle gewohnt, sagte der Betreiber der Einrichtung, Werner Opat, am Dienstag zur APA. Die Wohnung biete Platz für zwei Personen, die regelmäßig von Sozialarbeitern aufgesucht würden. Das Geschehen sei „nicht absehbar“ gewesen, so Opat. „Wenn wir das in irgendeiner Form gesehen hätten, hätten wir die Person früher absentiert.“

Die Notschlafstelle biete eine möglichst niedrigschwellige Anlaufstelle für psychisch kranke Menschen, die aus allen anderen Formen der Betreuung herausgefallen seien, so Opat, der als selbstständiger Sozialarbeiter tätig ist. Dabei handle es sich um Personen, die beispielsweise Schwierigkeiten hätten, die nötigen vereinbarten Termine mit einer normalen Betreuungseinrichtung einzuhalten.

Die Notschlafstelle sei als kurzfristige Hilfestellung gedacht, bevor die Klienten entweder in eine normale Wohnung oder in eine betreute Einrichtung übersiedeln könnten. So sei etwa für das 49-jährige Opfer, das erst am 1. Juni einzog, bereits der Umzug in eine betreute Wohnung vorbereitet gewesen.

Die Klienten würden regelmäßig von Sozialarbeitern in der Wohnung aufgesucht, schilderte Opat. Mindestens einmal die Woche komme eine ausgebildete Kraft vorbei, darüber hinaus würden je nach persönlichen Notwendigkeiten auch weitere Termine ausgemacht, etwa für die erneute Eingliederung in eine Betreuungseinrichtung.

Die Sozialarbeiter seien darauf geschult, auch ein abweichendes Verhalten abschätzen zu können. Bei dem mutmaßlichen Täter habe aber nichts auf die spätere Tat hingedeutet: „Wie bei jedem psychisch Kranken geht man ja nicht von vorneherein davon aus, dass eine Selbst- und Fremdgefährdung vorliegt. Diese ist ja normalerweise von Polizei und Amtsarzt festzustellen“, sagte Opat.

In der Notschlafstelle, die sich speziell an psychisch Kranke richtet, werde zunächst versucht, die Personen mit einem Dach über dem Kopf und auch Medikamenten zu versorgen. Ziel sei eine Stabilisierung des Klienten. Opat, der Diplomierter Sozialarbeiter ist, betreut mit mehreren Mitarbeitern nach eigenen Angaben rund 100 Personen. Die Notschlafstelle sei die einzige, die er betreibe, ansonsten konzentriere er sich auf Streetwork.

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