Die Wiedereröffnung ist ein Meilenstein im Riesenprojekt Museumsinsel. Nach fast 20 Jahren der Planung, des Streits und der Finanzsorgen bekommt Berlin für 200 Millionen Euro ein Gesamtkunstwerk, wie es wohl in Europa seinesgleichen sucht. Für die Sarkophage und Mumien, die Tempeltore, die Schalen und Schmückstücke hat Architekt David Chipperfield ein Haus geschaffen, das lange als unbeabsichtigtes Kriegsmahnmal vor sich hinmoderte.
In Tüftlerarbeit legten der Brite und sein Team die von der Geschichte vergessene Ruine Zentimeter für Zentimeter frei. Sie versuchten, die Narben und Risse, die Einschüsse und den abgebröckelten Putz als Spur der Vergangenheit zu erhalten. Am einst pompösen Treppenhaus setzte Chipperfield sein Konzept am deutlichsten um. Wo einst Wandmalereien und Prunkdekor der Antike huldigten und goldschimmernde Deckenbalken an eine Römervilla erinnerten, steht nun ein wuchtiger Aufstieg aus Edelbeton, flankiert von zwei Löwenstatuen.
Wer es eilig hat, kann über das Treppenhaus schnell zur Nofretete hinauf – nach rechts durch den Skulpturensaal, wo sich 45 Figuren in fünf klassischen Positionen in Glasvitrinen um die Besucher scharen – von der Stand-Schreit-Statue bis zum Schriftgelehrten im Schneidersitz.