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Mobile Teams sollen schnellere Coronavirus-Tests an Wiens Schulen ermöglichen

Das Pilotprojekt für schnellere Coronavirus-Tests an Wiener Schulen wurde am heutigen Dienstag vorgestellt.
Das Pilotprojekt für schnellere Coronavirus-Tests an Wiener Schulen wurde am heutigen Dienstag vorgestellt. ©APA
Die Abwicklung und Auswertung von Coronavirus-Tests an Wiener Schulen soll beschleunigt werden. Das sollen mobile Teams, die bei Verdachtsfällen ausrücken und mittels Gurgeltest Proben entnehmen, ermöglichen. Innerhalb von maximal 24 Stunden soll so Klarheit herrschen, ob der betreffende Lehrer oder Schüler tatsächlich infiziert ist. Ein entsprechendes Pilotprojekt wurde am Dienstag von Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) und Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) präsentiert.

Zuletzt hatte es lautstarke Kritik wegen teils chaotischer Zustände im Schulbetrieb gegeben. Zwischen der Meldung eines Verdachtsfalls und der Testung und dann noch einmal bis zum Vorliegen des Resultats würde viel zu viel Zeit vergehen, wurde moniert. Dies soll sich nun ändern: "Wir wollen, dass Testungen an Schulen und die entsprechenden Rückmeldung binnen 24 Stunden erfolgen soll", sagte Faßmann. Dazu wird es eine eigene Ansprechstelle geben, das Gesundheitstelefon 1450 muss nicht kontaktiert werden.

Im Rahmen des Pilotprojekts werden vier mobile Teams eingerichtet, die in die Schulen kommen - wobei ein Ausbau auf bis zu acht möglich ist. Wenn gewünscht, werde man auch den anderen Bundesländern helfen, betonte der Minister.

Bis zu 300 Coronavirus-Tests täglich möglich

Mithilfe der mobilen Teams, die das Bildungsministerium zur Verfügung stellt, soll es möglich sein, bis zu rund 300 Personen pro Tag testen zu können, erläuterte Faßmann. Wobei er versprach: "Wenn ich sehe, wir müssen aufstocken, dann stocken wir auf." Die neue Vorgangsweise, die ab sofort anläuft, werde dank Zeitgewinnung helfen, mehr Ruhe in den Schulbetrieb zu bekommen, zeigten sich Faßmann und Hacker in einer Pressekonferenz unisono zuversichtlich.

Der Minister erklärte das Prozedere des neuen Testkonzepts wie folgt: Meldet eine Schule einen oder mehrere Verdachtsfälle an die eigens eingerichtete Telefonnummer der WienerGesundheitsbehörde, schickt diese nach Absprache mit der zuständige Stelle im Ministerium ein mobiles Team samt Schularzt auf den Weg. Ausgestattet mit Schutzausrüstung und Gurgeltestkit nimmt dieser an der Schule von den Betroffenen im Freien oder in großen gut durchlüfteten Räumen Proben. Für Unter-14-Jährige braucht es eine Einverständniserklärung der Eltern.

Die befüllten Teströhrchen werden zur Auswertung ins Vienna Biocenter gebracht und anschließend im Labor des Wiener AKH befundet. Bei einem negativen Ergebnis informiert die Schulleitung die Personen, bei einem positiven Resultat die Gesundheitsbehörde. Wobei Faßmann betonte, dass nach bisherigen Erfahrungen bei mehr als 90 Prozent aller Verdachtsfälle keine tatsächliche SARS-Cov-2-Infektion vorliegt. "Wir wollen mit die Ausfälle von Lehrern minimieren", verwies der Ressortchef auf derzeitige Verzögerungen in den Testabläufen und damit verbundene längere Quarantänenotwendigkeiten.

Schulbeginn: Zertifizierungen für Gurgeltest standen noch aus

Auf die Frage, warum das System nicht schon vor zwei Wochen, also mit Schulbeginn, implementiert wurde, erklärte Hacker, dass erst jetzt alle notwendigen Zertifizierungen für den Gurgeltest vorlägen. Denn als Grundlage für ein eventuelles Behördenverfahren - sprich die Verhängung einer Quarantäne - müsse ein Testverfahren "niet- und nagelfest" sein. Der Bildungsminister meinte ebenfalls, dass die Einsatzfähigkeit des Testkonzepts erst jetzt ausgereift genug sei: "Drei Wochen zuvor wäre ich noch skeptisch gewesen." Mit wahlkampfbedingtem Hickhack zwischen Bund und Wien habe der erst jetzt erfolgte Start nichts zu tun, versicherten beide Herren.

Laut Faßmann ist die Pilotphase nun einmal für drei Wochen ausgelegt. Sollten andere Bundesländer Interesse haben, werde sein Ministerium jedenfalls das entsprechende Know-how zur Verfügung stellen: "Aber die dortige Gesundheitsbehörde muss aktiv werden", betonte der Ressortchef.

Virologin Monika Redlberger-Fritz sprach von einem wichtigen Schritt. Kinder würden sich zwar nicht so leicht mit dem Coronavirus infizieren und hätten im Falle einer Ansteckung auch kaum Symptome, stellten bei der weiteren Verbreitung aber trotzdem ein Glied in den Infektionsketten dar.

Wiens Schulen bekommen 600.000 Gurgeltestkits

Die Stadt sieht die mobilen Teams des Ministeriums aber ohnehin nur als eine Art Übergangsphase. Denn Hacker kündigte an, Schulen ab der kommenden Woche mit 600.000 Gurgeltestkits auszustatten. Dank der leichten Handhabung sollen sie - nach dem grünen Licht der Gesundheitsbehörde - künftig eigenständig Testproben entnehmen können. Diese werden dann abgeholt und zum Labor gebracht.

Ausprobieren will die Stadt ab Donnerstag zudem einen "Cluster-Buster-Bus", der mit einem neuartigen Testgerät ausgestattet ist. Von der Probenentnahme bis zum Vorliegen des Ergebnisses soll es dann nur eine Stunde dauern, wobei 48 Tests pro Stunde erfolgen können, erklärte Hacker. Der Bus werde ebenfalls an Schulen und - falls er sich bewährt - später auch an Betrieben zum Einsatz kommen.

Was die neuen Empfehlungen des Gesundheitsministeriums anbelangt, Klassen- oder Gruppenkollegen bei einem bestätigten Corona-Fall trotzdem nicht in Quarantäne zu schicken, sagte Hacker sinngemäß, man überlege eine Umsetzung in Wien noch. Das Interesse daran dürfte sich aber in ganz Österreich bisher in Grenzen halten. Faßmann räumte ein, dass die Empfehlung bisher noch keine Gesundheitsbehörde aufgegriffen habe.

NEOS erfreut, FPÖ dagegen

Der Einsatz mobiler Teams für Gurgeltests an Wiener Schulen hat am Dienstag für unterschiedliche Reaktionen gesorgt. NEOS und SPÖ begrüßten das Projekt, wobei die Sozialdemokraten Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) vorwarfen, diesbezügliche Ideen zu spät umgesetzt zu haben. Die FPÖ konnte der Sache indes wenig abgewinnen und ortete "Angstmache."

NEOS-Bildungssprecherin Martina Künsberg Sarre zeigte sich zufrieden, dass "dieser NEOS-Vorschlag" nun zumindest in der Bundeshauptstadt umgesetzt werde. Sie forderte andere Bundesländer auf, hier mitzuziehen - denn: "Was Faßmann heute vorgestellt hat, klingt gut und sinnvoll."

SPÖ-Bildungssprecherin Sonja Hammerschmid lobte das Konzept prinzipiell, schob die Verantwortung für den Start erst nach Schulbeginn aber dem Minister zu. "Stadtrat Hacker scheint Minister Faßmann endlich aus seinem Tiefschlaf geweckt zu haben. Vor sechs Wochen - rechtzeitig vor Schulbeginn - habe ich ein Konzept für einen sicheren Schulbetrieb vorgelegt. Die Bundesregierung hat dieses geflissentlich ignoriert und so ein regelrechtes Schulchaos verursacht", verwies sie auf Unklarheiten im Schulbetrieb und die "gescheiterte" Corona-Ampel.

Hart ins Gericht mit den vorgestellten Gurgeltest-Teams ging hingegen die FPÖ. "Derartige sinnlose Massentests an Schulen sind reiner Aktionismus und dienen lediglich der Angstmache", urteilte Bildungssprecher Hermann Brückl: "Statt diesem Faßmann-Pilotprojekt sollen nur jene Schüler getestet werden, die das auch wirklich wollen und dann muss aber auch innerhalb von zwölf Stunden ein Testergebnis vorliegen, wie wir das schon vor Wochen gefordert haben."

Thomas Bulant, Vorsitzender der Sozialdemokratischen LehrerInnen Österreich (SLÖ), hatte indes nur Lob für Faßmann und Hacker übrig. Sollten durch schnelle Resultate tagelange Quarantäne-Abwesenheiten verhindert werden können, wäre das eine deutliche Verbesserung zum Status quo: "Das bisherige Warten auf Rückmeldungen hat die Schulleitungen zermürbt. Dienstpläne und der Schulalltag waren immer schwieriger zu gestalten." Beide Herren hätten bewiesen, dass das Coronavirus kein Wahlkampfthema sein müsse, zeigte sich Bulant erfreut.

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(APA/Red.)

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