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Bettina Köck und Petra Rigo im Gespräch.
Bettina Köck und Petra Rigo im Gespräch. ©VOL.AT

Mobbingvorwürfe an der Mittelschule Feldkirch-Oberau

Bloßstellen, Ausgrenzen, Anschreien - besorgte Eltern beklagen den inakzeptablen Umgang einer Lehrkraft an der Mittelschule Feldkirch-Oberau.

Nach Aussage der Eltern sind die drei betroffenen Schüler der Mittelschule Feldkirch-Oberau nicht miteinander befreundet und doch vereint sie ein Schicksal: Sie wurden angeblich seit der ersten Klasse von einer Lehrkraft herabgewürdigt – Mobbing, wie es heutzutage heißt.

Jahrelanger Konflikt

Erst als sich die Eltern der Kinder kennenlernen, sei ihnen das Ausmaß der Problematik bewusst geworden. Klärungsversuche mit der Lehrperson befeuern den Konflikt, anstatt diesen zu lösen: „Angefangen hat alles mit der unangemessenen Ausdrucksweise der Lehrerin, ihrem ständigen Anschreien und meiner anschließenden Beschwerde-Email an sie“, erzählt Frau K., eine betroffene Mutter.

Ihr 14-jähriger Sohn habe zunächst wenig über die Zustände erzählt und sich mit der Zeit nicht mehr getraut, Lehrern und Schuldirektion von seinen Problemen zu berichten. „Manche Kinder werden von der Lehrkraft gemocht, andere werden gemobbt. Dass alle betroffenen Kinder  davon berichten, bezweifle ich“, mutmaßt K.

Eingang der MS Oberau
Eingang der MS Oberau ©Eingang der MS Oberau (VONA)

“Ständiges bloßstellen”

In der zweiten Klasse habe die Lehrperson den Kindern verboten, den Eltern von den Vorfällen im Unterricht zu berichten. „Es handelte sich dabei um ein ständiges bloßstellen“, erinnert sich Frau R., eine weitere Mutter. So sei etwa ein ärztliches Attest ihrer Tochter im Unterricht hochgehalten und vor dem Klassenverband in Frage gestellt worden.

Gewalt unter Schülern

Gewalt unter den Schülern wurde den Aussagen der Mütter zufolge ignoriert und im Unterricht hätte sich die Lehrerkraft geweigert, Erklärungen zu wiederholen, weil die Schüler es schon beim ersten Mal verstehen müssen. „Bei der Sportwoche in Tschagguns hieß es: ,Wenn ihr euch nicht an die Regeln haltet, werdet ihr in der Nacht im Stehen die weiße Wand anschauen'”, fügt Frau R. ihren Beispielen hinzu.

Die beschuldigte Lehrkraft hätte stets Drohungen ausgesprochen und die Streitigkeiten mit den Eltern in den Klassenverbund getragen. So hätte die Tochter von R. – wie angeblich viele andere Kinder auch – bei einer Übernachtung keine Bettwäsche dabei gehabt, weil diese nicht auf der Checkliste stand: „Dies quittierte die Lehrkraft vor der gesamten Klasse mit der Aussage, dass ich sowieso keinen Hausverstand hätte“, schildert R. aus den Erzählungen ihrer Tochter.

“Aus dir wird nichts”

„Egal was die Kinder gemacht haben, sie wären stets konfrontiert und niedergemacht worden – du kannst nichts, aus dir wird nichts“, konstatiert die Mutter. Auch K. kennt die Schikane aus den Erzählungen ihres Sohnes: „Die Lehrkraft hat zum Beispiel das Klassenzimmer betreten und meinen Sohn aufgefordert, Hygiene zu erklären, weil es im Zimmer stinken würde. Er fühlt sich vor allem so betroffen, weil es immer auf die gleichen Personen abzielt.“

Personalvertreter weist Mobbing-Vorwürfe zurück

Die Kinder der beiden Mütter seien deshalb schon seit geraumer Zeit in psychologischer Betreuung. Andreas Hammerer von der Personalvertretung der Pflichtschullehrergewerkschaft bestreitet die Schilderungen:  „Der Vorwurf des Mobbings stimmt in keinster Weise.“ Inzwischen leide das gesamte Lehrerkollegium unter den Vorwürfen.

Andreas Hammerer
Andreas Hammerer ©Andreas Hammerer ist Personalvertreter der Pflichtschullehrergewerkschaft (VN/Hammerer)

Petition als Form des Mobbings?

Bei einem Klassenforum im September des letzten Jahres sei es dann zu einem vorläufigen Tiefpunkt gekommen, berichtet K. Die beiden Elternvertreter hätten vermutlich auf Anraten der Direktion eine Petition gestartet, damit die betroffenen Schüler die Klasse wechseln.

Rechtsanwalt eingeschaltet

Die Eltern haben in der Zwischenzeit einen Anwalt eingeschaltet. Diesem wurde der Zutritt zu diesem Klassenforum verwehrt. Dass dies – wie angeblich vom Schulleiter behauptet – auf Anweisung der Bildungsdirektion geschehen sei, hätte deren Rechtsabteilung später bestritten und für rechtswidrig erklärt, erzählt K. von ihrer Korrespondenz mit den Verantwortlichen.

Klassenwechsel

Die beschuldigte Lehrperson sei Anfang des Jahres schließlich in Krankenstand gegangen und habe angekündigt, nach den Ferien nur dann wieder zu unterrichten, wenn die drei Schüler nicht mehr Teil der Klasse wären. Am letzten Schultag vor den Ferien und am ersten Schultag nach den Ferien wurde die Entscheidung des Ausschlusses vom Schuldirektor in der Klasse verkündet, so R.

Momente der Ungewissheit

„Ob es sich dabei um einen Klassen- oder einen Schulwechsel handelt, wussten wir anfangs nicht“, schildert sie die Momente der Ungewissheit. Das diesbezüglich angesetzte Gespräch mit dem Leiter des pädagogischen Bereichs der Bildungsdirektion, Andreas Kappaurer, habe der Schulleiter sowie das gesamte Lehrerkollegium versäumt, moniert R. „Ich empfinde das als Schuldeingeständnis“, urteilt sie.

Probleme verschärft

Im Anschluss haben die Eltern einen Stundenplan erhalten, der die drei Schüler in gewissen Unterrichtsfächern eine andere Lehrkraft zuteilt. „Auch wenn wir nicht abgeneigt waren, wollten wir nicht, dass die Gründe für die Klassenteilung auf diese Weise an die Mitschüler herangetragen wird”, betont K. Die Probleme hätten sich dadurch nur verschärft und das Verhalten der anderen Schüler negativ beeinflusst.

©Andreas Kappaurer ist pädagogischer Leiter der Bildungsdirektion  (VN/Dietmar Stiplovsek)

Pädagogisches Versagen

Der traurige Höhepunkt sei gewesen, dass sich eine andere Lehrkraft geweigert habe, den neuen Stundenplan umzusetzen. Sie habe die Kinder aufgefordert, den Unterricht zu verlassen und sich bei deren Weigerung mitsamt der Klasse in einem anderen Klassenraum eingeschlossen.

Hammerer: “Das ist auch nicht geschehen”

K. und R. erfuhren telefonisch von diesem Umstand und fanden die Kinder angeblich auf dem Gang sitzend vor. Erst nach einem Anruf bei der Bildungsdirektion sei ihnen versichert worden, dass der Klassenraum nun zugänglich wäre und die Kinder am Unterricht teilnehmen dürften, erinnert sich R.

„Für mich war klar, dass es so nicht weitergeht. Wenn die Kinder nichts lernen, bleibt als Notlösung nur ein Schulwechsel“, ergänzt K. Auch dieser Vorfall wird von Personalvertreter Andreas Hammerer bestritten. Er wurde vom Lehrerkollegium um Unterstützung gebeten und stellt klar: „Es ist grundsätzlich verboten, Kinder vor der Tür auszusperren. Das ist auch nicht geschehen.”

Ultima Ratio – Schulwechsel

Die Lösung in Form eines Schulwechsels sei laut Hammerer durch die Bildungsdirektion aufgekommen und wurde von den Eltern mitgetragen. K. und R. zeigen sich jedoch erstaunt, als sie im VOL.AT-Gespräch mit dieser Aussage konfrontiert werden. „Wir wollten ursprünglich keinen Schulwechsel, doch es war für uns der einzige Weg. Die Bildungsdirektion hat uns zwar dabei unterstützt, das Ergebnis einer gemeinsamen Lösungssuche war es allerdings nicht“, berichtigt R.

Ideal sei die Situation für die Kinder nämlich nicht. Diese würden nun für die kurze Restdauer von vier Monaten auf drei verschiedene Schulen gehen. Ehemalige Mitschüler würden sie inzwischen abschätzig behandeln und die Direktoren der neuen Schulen hätten anfangs voreingenommene Schlüsse gezogen. Der ehemalige Schulleiter habe die Kinder angeschwärzt, vermutet K.

Als Eltern müssten sie sich nun von Unbeteiligten sagen lassen, dass ihre Kinder das wahre Problem seien und für die mutmaßlichen Depressionen der Lehrkraft verantwortlich seien. Die beschuldigte Lehrkraft sei inzwischen ohnehin nicht mehr an der Schule, sagt K. sichtlich verwundert – die Situation ist somit für alle Seiten suboptimal.

“Wir wissen nichts davon”

Hammerer verteidigt das Vorgehen der Schule und der Bildungsdirektion: Die Vorwürfe gegenüber der Schulleitung und der beiden Lehrpersonen seien mehrfach geprüft und als nicht zutreffend beurteilt wurden. Von einer solchen Prüfung hören die beiden Mütter beim Gespräch mit VOL.AT jedoch zum ersten Mal.

„Wenn etwas geprüft wurde, dann wissen wir nichts davon. Nach der Antwort auf die erste Dienstaufsichtsbeschwerde haben wir keine Antwort mehr erhalten“, beklagt K.

Fall für Personalvertreter abgeschlossen

Personalvertreter Hammerer hingegen sieht den Fall als abgeschlossen an: „Sämtliche Vorwürfe wurden mehrfach geprüft und entkräftet. Gerade am Anfang wurde auf alle Anschuldigungen reagiert und diese sehr ernst genommen.“

Eltern wollen Gerichte bemühen

R. hingegen betont, die einzige Prüfung stehe noch an – durch die Gerichte. Die mangelnde Kommunikationsbereitschaft des Schulleiters empfinden die Mütter als eines der Kernprobleme. Hammerer insistiert auch in diesem Punkt, dass insbesondere nach dem Aufkommen der Vorwürfe, alle Entscheidungen und Vorgänge ausreichend kommuniziert wurden.

Eine Stellungnahme der Bildungsdirektion soll in Kürze folgen.

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