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Männer überschätzen sich häufig

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Der Selbstwert eines Menschen steigt im Laufe des Erwachsenseins an, bis er zum Zeitpunkt der Pensionierung wieder abfällt.

Bei Frauen ist dieser Wert zudem meist niedriger als bei Männern, berichten Psychologen der University of California in Davis im “Journal of Personality and Social Psychology”. “Besonders bei jungen Frauen sind die Fragen ‘was kann ich’ und ‘was bin ich’ viel zu wenig reflektiert. Das trägt bei zu einem wenig positiven Selbstbild”, verdeutlicht die Trainerin Bettina Stackelberg im pressetext-Interview.

Aufstieg und Niedergang des Selbstbildes

Die US-Forscher befragten 3.600 Männer und Frauen zwischen 25 und 104 Jahren viermal zwischen 1986 und 2002. Die Angaben, mit denen das Selbstwert erhoben wurden, reichten von “Ich hab eine positive Einstellung zu mir selbst” als Indikator für sehr positives Eigenbild bis hin zu “Ich denke oft, dass ich ein Versager bin”. Ersichtlich wurde, dass der Selbstwert am niedrigsten unter jungen Erwachsenen ist, dann im Laufe des Erwachsenenalters ansteigt und seinen höchsten Wert mit 60 Jahren erreicht. Dann fällt er wieder ab.

In der Detailanalyse, die auch weitere Angaben der Befragten berücksichtigte, zeigten sich mehrere Einflussfaktoren, unter anderem das Geschlecht. Bei Frauen lag der Selbstwert über weite Teile des Lebens niedriger als bei Männern, erst mit 80 Jahren hatten sie diese eingeholt. Als mitbestimmend zeigten sich weiters auch Bildung, Einkommen, Gesundheit und Beschäftigungsstatus, besonders im fortgeschrittenen Alter.

Selbstwert ist ein Frauenproblem

Dass Frauen besonders im jungen Erwachsenenalter häufig ein Problem mit dem Selbstwert haben, betont auch Stackelberg, systemische Beraterin und Autorin des Buches “Selbstbewusstsein – das Trainingsbuch”. “Frauen stellen ihr Licht häufig unter den Scheffel, während sich Männer eher überschätzen. Beide Einstellungen entfernen einen Menschen von seiner Realität”, so die Expertin gegenüber pressetext.

Die bei Männern häufig anzutreffende Überschätzung sei problematisch, da sie nur eine Maske nach außen darstelle. “Männer beziehen ihren Selbstwert häufig von äußeren Faktoren wie Erfolg, Karrieresprünge oder Beförderung. Sie reden sich dabei ein, sie würden Hürden schon bewältigen und übersehen Warnzeichen wie Müdigkeit oder Gesundheitsprobleme. Das ist jedoch der Weg, der zu Burnout und Herzinfarkt führt”, so Stackelberg. Überschätzung hätte auch zur Folge, dass man vom Umfeld ständig vermittelt bekommt, man sei “nicht so toll” wie behauptet, was die Expertin als “auf die eigene Nase fallen” sieht. 

Drei Seiten eigene Stärken notieren

Als wichtigste Funktion des Selbstwerts sieht die Trainerin die Unabhängigkeit. “Wenn ich um meinen Wert weiß, bin ich nicht auf die Meinung des Partners, Chefs oder der Freunde angewiesen. Das macht gelassener, sicherer und krisenfester”, so die Expertin. Wichtig für den gesunden Selbstwert sei die Selbstreflexion. “Besonders unreflektierte Frauen suchen in ihrem Umfeld nach Personen, die wie Energievampire das Defizit noch verstärken. Für einen gesunden Selbstwert ist es wichtig, sich ein gesundes Umfeld selbst wählen zu können, das einen bestärkt, bestätigt oder bei Krisen an den eigenen Wert erinnert.”

Zur Steigerung des Selbstwerts rät Stackelberg, sich zunächst bewusst zu machen, dass man etwas gegen diese Defizite tun kann. “Es geht darum, Verantwortung zu übernehmen und aus der Opferrolle heraus zu kommen”. Im Coaching wird zunächst die Ursache für das Defizit analysiert, ehe man zur Praxis schreitet und Verhaltensänderungen im Alltag überlegt. “Man soll einmal drei Seiten lang eigene Stärken aufschreiben oder sich Fremdbilder einholen nach dem Muster ‘Was gefällt dir gut an mir?’.” Werde so das eher kurzfristige Selbstbewusstsein gestärkt, so hat der Selbstwert auch einen philosophisch-spirituellen Überbau. “Es geht darum, sich selbst anzunehmen, sich des eigenen Wertes bewusst zu sein”, so Stackelberg.

Krise im Alter

Auch wenn es in der Trainerpraxis weniger Thema ist, dokumentierten die US-Forscher auch einen deutlichen Abfall des Selbstwertes im Alter. “Die Mitte des Lebens ist eine Zeit hoher Stabilität, was die Arbeit, die Familie und auch die Liebesbeziehungen betrifft. Die Leute kommen in Sachen Macht und Status vorwärts, was den Selbstwert heben dürfte”, erklärt Studienleiter Richard Robins. Ältere Menschen dürften Umgekehrtes empfinden, wobei die Forscher als Ursachen unter anderem das “leere Nest” im Haus, die Pensionierung und die nicht mehr benötigten Fähigkeiten anführen, zusätzlich zur stets schlechter werdenden Gesundheit.

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