Das berichtet der Mediziner Paolo Borrione von der
Universität Rom. Der Hämatologe verglich die Forschungsliteratur der
vergangenen 15 Jahre, die zu den gesundheitlichen Auswirkungen
mediterraner Kost durchgeführt wurden.
Kennzeichen der Mittelmeerküche sind frisches Gemüse, Obst, Fisch, Reis,
helles Brot, Olivenöl, Knoblauch und gemäßigte Zuführung von Alkohol wie
etwa Rotwein. Zahlreiche Studien zeigen, dass Bewohner der
Mittelmeer-Länder wie Spanien, Frankreich und Italien seltener dick sind
und länger leben, zudem ist Typ-2-Diabetes weit seltener verbreitet als
etwa im Norden Europas. Auch für die Vorsorge von Krebs, Demenz und
Alzheimer zeigen sich positive Effekte.
“Es ist zwar denkbar, dass auch
genetische Faktoren mit eine Rolle spielen. Die Hauptursache der höheren
Gesundheit dieser Länder ist jedoch eindeutig ihre Form der Ernährung”,
so Borrione. Die Zusammenstellung dieser Kost
habe sich über lange Zeit entwickelt und sei durch die niedrigeren
Einkommen im Mittelmeerraum geprägt, weshalb man stets auf selbsterzeugte
Produkte gesetzt habe.
Eine Umstellung der Ernährung auf die mediterrane Kost komme allen
Altersgruppen zugute, wobei die Auswirkungen durchaus verschieden seien.
“Bei Kindern und Jugendlichen beugt sie Fettleibigkeit und das
metabolische Syndrom vor, bei Alten senkt es die Sterblichkeit und
schützt vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen”, erklärt Borrione. Gesund sei
die Mittelmeerkost aus mehreren Gründen.
“Unter anderem beinhaltet sie
viele Omega-3-Fettsäuren, Ballaststoffe und Antioxidanten, die in Summe
die Gesundheit stärken und chronische Krankheiten vorbeugen.” Die
aufgenommene Energie bleibe gleich, da sich die Gesamtmenge an den Fetten
nicht ändere. “Doch statt gesättigten nimmt man vor allem ungesättigte
Fettsäuren zu sich. Diese ‘guten’ Energieträger, die der Körper
vollständig umsetzen kann, sind mit Treibstoff vergleichbar, den ein Auto
vollständig verbrennen kann, ohne dass Rückstände im Tank zurückbleiben.”
Man greife zu kurz, wenn man Mittelmeerküche nur als Zusammensetzung der
Nahrung sehe, betont Borrione. “Es handelt sich dabei um eine
Lebensweise. Man achtet auf regionale und saisontypische Produkte,
ersetzt Chips durch kleine Essenshappen zwischendurch und Süßigkeiten
durch Obst.” Auch die Form der Nahrungsaufnahme spiele eine Rolle. “Wir
vergessen immer mehr, dass eine Mahlzeit auch eine Sozialform besitzt.
Wer mit anderen gemeinsam isst, lässt sich mehr Zeit und genießt das
Essen weit mehr. Im Gegensatz zum stets einheitlichem Fast Food kann man
zudem wählen, was und wie viel man isst”, so der Ernährungsspezialist.
Damit ein Land aus Präventionsgründen die mediterrane Kost erfolgreich
zum Standard machen könne, sei ein kompletter Kulturwandel nötig. “Wir
müssen wieder mehr darüber nachdenken, was wir zu uns nehmen”, so der
italienische Wissenschaftler.
Quelle: pte