Menschen aus der Heimat – Vache und Samvel Adamyan
Hohenems. Geboren und aufgewachsen ist Vache Adamyan in Armenien. Er war damals sieben Jahre alt, als sein Vater Samvel, zwei Jahre nach seiner Flucht, ihn, seine Mutter Arpine, und seine Schwester Tatevik (10) nach Österreich nachholte; in fremdes Land, mit einer fremden Sprache. Jüngstes Familienmitglied ist Maria (7). Sein Vater Samvel kam 2007 nach Vorarlberg und fand in Bludenz eine neue Heimat. Schon in Armenien war er als Ringer und Judoka aktiv. In der Alpenstadt engagierte sich der heute 39-Jährige für die Caritas Nachbarschaftshilfe. Diese herausfordernde Tätigkeit lebt Samvel Adamyan seit vielen Jahren. Nach zahlreichen Engagements im Zuge der Bludenzer Jugendarbeit und als Trainer im Judo Club Montafon ist er derzeit als Flüchtlingsbetreuer tätig. Er ist ein Beispiel gelungener Integration. 2015 erhielt Samvel den Vorarlberger Integrationspreis.
Sportbegeisterte Familie
Die gesamte Familie scheint ihre Begeisterung für den Sport, speziell für Judo zu teilen. Sie begleitet Vache zum Training und bei seinen Kämpfen. Und begonnen hat alles damit, dass Samvel Adamyan für seinen Sohn Vache eine wegweisende Beschäftigung suchte. „Neben dem Ringen hat mein Vater in Armenien auch schon Judo gemacht. Leider gab es in Bludenz, wo wir einige Jahre wohnten, keinen Ringerverein. Durch Freunde meines Vaters sind wir zum Judoclub Montafon gekommen, denn ich wollte unbedingt Kampfsport betreiben“, erzählt der Jugendliche. „Gerade durch den Sport fand ich viele Freunde. Durch dieses positive Umfeld, Schule und Freunde, konnte ich relativ schnell Deutsch lernen. Vache ist ein ausgesprochen höflicher junger Mann mit ausgezeichneten Umgangsformen. Inzwischen spricht er akzentfreies Hochdeutsch, Englisch, Armenisch und auch Vorarlbergerisch. „Sprache ist für mich sehr wichtig, da ich ja fast auf der ganzen Welt Freunde habe.“ Seine Kämpfe führen ihn quer durch Europa bis Russland. Erst vor vier Monaten war er in Sibirien. Vor wenigen Tagen wurde Vache 18 Jahre alt. Im ersten Judo U18-Europacup der neuen Saison wurde er allen Erwartungen gerecht und holte in Follonica (Italien) Bronze. Mit Platz drei im top-besetzen Turnier ist der junge Vorarlberger auch international in seiner neuen Gewichtsklasse angekommen.
Sport hilft bei der Integration
Vor eineinhalb Jahren bekam Adamyan die österreichische Staatsbürgerschaft verliehen. Erst damit war es ihm möglich, bei der EYOF unter rot-weiß-roter Flagge anzutreten. In seiner Familie ist er der erste Österreicher. Seine zehnjährige Schwester Arpine ist auch schon eine begeisterte Judoka, gibt beim Training ihr Bestes und hat in Vache ein perfektes Vorbild.
Traum von Tokio
Abseits des Sports hat Vache im vergangenen Jahr bei der BH Bregenz eine Lehre als Verwaltungsassistent begonnen. Dadurch hat er auch die Möglichkeit wesentlich häufiger zu trainieren als bisher. „Das Training ist doch sehr zeitintensiv, da ich in der Früh und am Abend im Olympiazentrum in Dornbirn trainiere. Deshalb sind wir auch nach Hohenems gezogen.“ Näher zu seinem neuen Landestrainer, dem Engländer Craig Fallon, von dem er viel lernen kann: „Er ist Weltmeister und für meine Gewichtsklasse perfekt.“ Viel zu verdanken hat der Jugendliche auch Reinhold Lorenzi, der sein Trainer im LZ Vorarlberg war. Es ist Zeit, den Blick nach vorne zu richten – und da gibt es ein klares Ziel. das Adamyan ins Auge gefasst hat: „Die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Tokio 2020.“
Zur Person
Vache Adamyan (18)
Wohnhaft in Hohenems
Seine Passion: Judo
Familie: Mama und Papa sowie zwei Schwestern
Sein Leitbild: Schätze die Philosophie, die hinter der Sportart steckt. Es ist ein Kampf Mann gegen Mann. Aber abseits der Matte sind wir eine Gemeinschaft, die verbindet. Und . . . man lernt Disziplin