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Mit Herz und viel Humor das Leben meistern

Ein eingespieltes Team: Maria Gunz mit ihrer MoHi-Betreuerin Gudrun Helbok.
Ein eingespieltes Team: Maria Gunz mit ihrer MoHi-Betreuerin Gudrun Helbok. ©edithhaemmerle
Maria Gunz steht im 96. Lebensjahr – sie meistert ihr Leben trotz starker Sehbeeinträchtigung.
Mit Herz und viel Humor das Leben meistern

Lustenau (EH) Wie man mit Humor und Lebensfreude 95 Jahre erreicht, dafür gibt Maria Gunz aus der Forststraße ein Beispiel. Für ihr Alter fühlt sie sich geistig topfit und organisch gesund. Lediglich ihre Sehkraft hat in den letzten Jahren merklich abgenommen. „I bion scho fascht bliond“, merkt sie an. Doch sie gibt einem das Gefühl, dass sie diese Beeinträchtigung mit einer gewissen Gelassenheit hinnimmt. Obwohl sie vieles nicht mehr machen kann, sei es im Haushalt oder Garten, die vielen Hobbys, all das musste sie nach und nach aufgeben. Das war der Grund, weshalb sie den Dienst der Mobilen Hilfe seit gut fünf Jahren in Anspruch nimmt. „Gudrun ersetzt mir die Augen“, ist die Seniorin dankbar. Gudrun Helbok ist ihre Betreuerin mit viel Fingerspitzengefühl. Sie verfügt über lange Erfahrung in ihrem Beruf, den sie bei der MoHi bereits seit 17 Jahren ausübt. „Gerade im Haushalt müsse sie die starke Sehbeeinträchtigung ihrer Klientin berücksichtigen. Jedes Gewürz müsse an das angestammte Plätzchen gestellt werden. So kommt beispielsweise der Kümmel vor dem Majoran, dahinter Dill, Salz und Pfeffer in das Regal. Die beiden ergänzen sich und sind zu einem eingespielten Team geworden.

„Als mir Gudrun erzählte, dass jemand von der ,VN‘ kommt“, machte mich das schon etwas nervös“, lacht die 95-jährige Dame. „D’ VN han i schließli min Leabtag lang g’leioso.“ Doch als ihre Augen immer schwächer wurden, geht es auch mit dem Lesen nicht mehr. Am Abend zuvor, als sie vor Aufregung den Schlaf nicht fand, hat sie ein Gedicht über die MoHi verfasst. Im letzten Abschnitt gilt der Dank ihrer Betreuerin: „Meine Augen nicht mehr viel taugen, Gudrun hilft und macht mir Mut und alles wird dann wieder gut. Sie ist eine Gottes-Gabe – ich danke sehr, dass ich sie habe.“ Davon war auch Gudrun sichtlich berührt, als sie die Zeilen vorliest und bestätigt: „Es kommt vieles zurück, was wir einbringen.“

Kneippen und Schwimmen

„Am meischto vermiss‘ i halt s‘Schwimmö“, und dabei mischt sich etwas Wehmut in Maria‘s Stimme. Sie erzählt, wie sie fast täglich an den Alten Rhein geradelt ist, und das früh im Frühjahr bis in den November hinein. „I bion a Kneipperö“, wirft sie ein, „d’rom bin i so robuscht“, dabei lacht sie über ihre eigene Aussage herzlich. Der Humor ist für sie die beste Medizin. Aber auch die Kräuter gehören in ihr Leben. Da muss ihr niemand etwas vormachen. Nicht nur im Tee finden sie Verwendung, auch beim Backen, Kochen oder zum Schnaps und Likör ansetzen, überall kommt das entsprechende Kräutlein hinein. „Molscheoro“ (Früchtebrot) macht sie obligatorisch jeden Advent. Davon bekommt dann jeder aus der Familie einen Wecken ab.
„Wenn man 95 ist, kann man sehr weit zurückblicken. Manchmal ist man auch ein bisschen müde. Und s’Leobo ischt nid all schöu g’sin.“ Doch im Alter will die rüstige Lustenauerin, die aus der Sippe Grabher Meier (Vogelmänndlis) stammt, nur noch auf das Gute schauen.

Großes Fest zum 95sten

Das kam dann beim „groußo Fäscht“ zum 95. im Jänner voll und ganz zum Ausdruck. Die ganze Verwandtschaft feierte mit. Nichten und Enkel machten den hohen Geburtstag ihrer Tante und Oma zu einem unvergesslichen Ereignis. Ein Gedicht aus dem Leben ihrer Tante gab Nichte Margrit Gunz zum Besten. Doch die große Überraschung kam zum Schluss. Bei einer Modeschau wurde ein Querschnitt aus Maria‘s Kollektion, die sie in all den Jahren gefertigt hat – vom Hochzeitskleid über gestrickte Janker, Pullover, Abendkleider und vieles mehr – vorgeführt. „Es war einfach toll“, sagt eine überwältigte Seniorin, als sie die Fotos ansieht. Davon war auch ihre MoHi-Betreuerin sehr angetan und holt noch ein paar Unikate in Strick, mit Alpenblumen bestickt, aus dem Schrank hervor. „Maria ist in ihrer Originalität selbst ein wertvolles Unikat“, zollt ihr Gudrun große Wertschätzung und hofft, Maria noch viele Jahre betreuen zu können.

 

Zur Person
Name: Maria Gunz
geb. 19. 1. 1922
Wohnort: Lustenau
Familie: Verw. 2 Töchter, 6 Enkel
Früherer Beruf: Weberin
Frühere Hobbys: Nähen, Stricken, (Handarbeiten aller Art), Schwimmen, Tanzen, Bergwandern, Lesen, Gedichte schreiben
Lebensmotto: „Humor ist, wenn man trotzdem lacht“

 

Gedicht (Maria Gunz) verfasst am 16.6.1987

Geliebter Baum

Geliebter Baum willst du mir sagen,
dass auch im Sturm der Zeit
dich deine Wurzeln tragen
bis hin zur Ewigkeit?

Selbst in des Winters Starre
bist du nicht tot – oh nein –
wo ich mit dir doch harre
dem Frühlingssonnenschein.

Dein Stamm gibt Halt
und Ruhe deine Krone mir
wenn mir so kalt
und ich schon fast den Mut verlier.

Des Schöpfers Werk seh’ ich an dir –
geliebter Baum – wie wir uns gleichen.
An deiner Blätter, Blüten, Früchte Zier
ist alles Lieb’ und Gnad’
als unseres Gottes Zeichen.

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