AA

Mit Dreierpack bei der 51. Viennale: Gabriele Kranzelbinder

Der Film "Shirley" ist auf der Viennale zu sehen
Der Film "Shirley" ist auf der Viennale zu sehen ©Viennale
Gabriele Kranzelbinder ist heuer gleich mit drei Filmen bei der Viennale vertreten, die allesamt am Dienstag zu sehen sind. Die österreichische Produzentin war zuletzt regelmäßig mit europäischen Koproduktionen bei den größten Filmfestivals zu Gast.

Kranzelbinder beweist immer wieder Mut und einen guten Riecher: ob mit der Eigenproduktion “Shirley”, der Koproduktion “Grand Central” oder dem Kurzfilm “Hab’ so lang auf dich gewartet”, die alle auf dem Programm der Viennale 2013 stehen.

Kranzelbinder zur Bedeutung von Festivals

“Diese Präsenz ist für uns sehr wichtig, die Festivals sind eine Messlatte für Qualität und für einen Film enorm wichtig geworden”, sagte Kranzelbinder. “Und sie helfen bei den internationalen Verkäufen.” Bei der Viennale bildet sich das Spektrum ab, in dem sich die Produzentin mit ihrer kleinen Firma KGP bewegt.

Mit “Shirley – Visions of Reality” von Gustav Deutsch ist eine mutige Eigenproduktion im Programm, mit “Grand Central” von Rebecca Zlotowski eine Koproduktion mit minoritärem Anteil und mit “Hab’ so lang auf dich gewartet” von Claudia Siefen ein experimenteller Kurzfilm. “Im Idealfall lässt sich ein Projekt rein österreichisch finanzieren, aber ich sehe meine Firma durchaus als Teil eines europäischen Filmschaffens.”

Zur Entstehung von “Grand Central”

Der schönste Fall einer Koproduktion ist für Kranzelbinder, wenn die Zusammenarbeit bereits mit der Projektentwicklung beginnt. In manchen Fällen dient KGP aber auch “nur” als Servicepartner, weil etwa eine ausländische Firma Szenen in Österreich drehen will – wie zuletzt bei “Carlos” von Olivier Assayas oder eben auch “Grand Central” mit Tahar Rahim und Lea Seydoux. “Da war das Atomkraftwerk ausschlaggebend”, verwies Kranzelbinder auf den zentralen Schauplatz des Films. “Wir haben zwei Wochen in Zwentendorf gedreht.”

Belebte Bilder von Edward Hopper: “Shirley”

“Shirley” wiederum, in dem Gustav Deutsch 13 Bilder von Edward Hopper filmisch belebt, ist eine reine Eigenproduktion. “Ich bin froh, dass solche Projekte in Österreich umsetzbar sind”, freute sich die Produzentin über das Vertrauen der Förderstellen. “Das ist formal so etwas ganz anderes, das muss man sich echt trauen. Und das Fernsehen war zum Beispiel von Anfang an dabei: Der ORF hat damit ein Experiment gerettet.” Das Werk wurde seit der Berlinale-Premiere in 13 Länder verkauft – “das ist für so einen Film wirklich toll.”

In Wien wird “Shirley” im Stadtkino im Künstlerhaus von einer Ausstellung begleitet, die einen nach der perfekten Kinoillusion die perspektivisch verzogenen Kulissen begutachten lässt. “Im Vorwort dazu bedanke ich mich bei all jenen, die an Filmen nicht nur hohe Besucherzahlen schätzen, sondern auch, dass sie neue Sichtweisen eröffnen”, so Kranzelbinder. “Natürlich freuen auch wir uns, wenn wir viele Besucher erreichen, aber diese Diskussion wird viel zu einseitig geführt. Die Kinozahlen für europäische Filme sind generell gesunken.”

Über Bedeutung kleinerer Produktionen

Kranzelbinders Filme wie Jem Cohens “Museum Hours” oder der koproduzierte “Die Vaterlosen” von Marie Kreutzer laufen stattdessen auf Dutzenden internationalen Festivals. “Schade, dass wir von diesen Besuchern nichts haben für die Statistik”, so die Produzentin, die vor zwölf Jahren die Firma Amour Fou mitgründete und sich vor sechs Jahren selbstständig machte.

“Ich habe immer dafür die Lanze gebrochen, dass auch kleinere Produktionen möglich sein müssen, dass es möglich sein muss zu experimentieren und vielleicht auch zu scheitern.”

Erfolgreiche Produzentin

Selbst ist die gebürtige Kärntnerin alles andere als gescheitert, ganz im Gegenteil ist sie eine der wenigen Frauen in Österreich, die sich im Produktionsbereich durchsetzen konnten. Aber auch als Präsidentin der AAFP (Association of Austrian Filmproducers) spürt sie die “größere Anstrengung”, die dafür notwendig sei. “Die Gesprächskultur ist einfach eine andere in einer männerdominierten Branche, und den biologischen Faktor gibt’s eben. Ich habe diesen Unterschied lange nicht so wahrgenommen, aber langsam wird er spürbar.”

Veränderungen hinsichtlich der Geschlechterfrage gehen in Österreich langsam vonstatten. Kranzelbinder setzt bei ihren kommenden Produktionen indes erneut auf einen hohen Frauenanteil: Elisabeth Scharangs “Kick out your Boss”, Ulrike Schweigers Thriller “Klassentreffen” (“unser erster Genrefilm”) und Mirjam Ungers Nöstlinger-Verfilmung “Maikäfer flieg” stehen neuen Filmen von Hubert Sauper, Sebastian Brameshuber und Thomas Woschitz gegenüber. Die internationalen Filmfestivals müssen sich um Nachschub nicht sorgen.

(Das Gespräch führte Daniel Ebner/APA)

Viennale-Termine:

“Grand Central” am Dienstag um 13.30 Uhr im Gartenbaukino
“Hab’ so lang auf dich gewartet” am Dienstag um 14 Uhr in der Urania
“Shirley – Visions of Reality” am Dienstag um 18 Uhr im Gartenbaukino und am Mittwoch um 11 Uhr im Stadtkino im Künstlerhaus

  • VIENNA.AT
  • Special Viennale
  • Mit Dreierpack bei der 51. Viennale: Gabriele Kranzelbinder
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen