Mit der Freizeit was Sinnvolles machen
Mit 15 gleichgesinnten VorarlbergerInnen hat er seine arbeitsfreien Tage in die Errichtung eines Frauenhauses in der Stadt Cuena im südamerikanischen Ecuador investiert. Müßiggang ist Purkarts Sache sowieso nicht. Vor vier Jahren hat er sich die rund 900 Kilometer Jakobsweg vorgenommen, und zwar barfuß. „300 Kilometer“, erzählt er, „habe ich geschafft, dann waren die Füße durchgelaufen.“ Aufgegeben hat der begeisterte Barfußbergsteiger – er geht auch auf die Schesaplana ohne Beinkleider – jedoch nicht. Finisterre war das Ziel und dort ist er nach 33 Tagen auch angekommen.
Diesmal war es also Ecuador. Eine Menge Resturlaub wollte genützt werden, „und zwar sinnvoll“, so Purkart. Außerdem wollte er sich in der spanischen Sprache üben, die er vor ein paar Jahren begonnen hatte zu lernen. Da kam ihm das Südamerika-Projekt der Caritas gerade recht. Cuenca ist mit rund 300.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt Ecuadors und Hauptstadt der Provinz Azuay. Sie liegt in einem andinen Hochlandbecken in 2450 bis 2600 Metern Höhe. Dort wird am Rande der Stadt ein neues Frauen- und Kinderhaus errichtet, weil jenes in der Stadt aus allen Nähten platzt. „Die Frauen in Ecuador sind nicht geübt darin, auf eigenen Füßen zu stehen“, sagt Purkart. „Im Frauenhaus gibt man ihnen Perspektiven, sie können in der Wäscherei oder mit Catering Geld verdienen“.
Gebaut wird der Gebäudekomplex – ganz fertig ist das Ensemble noch nicht – größtenteils in Super Adobe Bauweise und mit Materialien, die vor Ort vorhanden sind, das sind vor allem brauner Lehm und Schwarzerde. „Unsere Arbeit bestand vor allem darin, die Baustoffe mit Wasser zu mischen und in Säcke abzufüllen“, sagt Purkart, eine Arbeit, die mit seinem Beruf Elektriker nichts zu tun hat. „Das Handwerkszeug haben wir uns – damit jeder hat was ihm persönlich passt – vor Ort besorgt. Vor allem Kübel – viele Kübel. Bei allen anderen organisatorischen Vorbereitungen sowie schnell zu lösenden Problemen wurden wir von den Mitarbeitern der Caritas immer bestens unterstützt“. Gewerkt haben die Freiwilligen gemeinsam mit den Obreros, den einheimischen Bauarbeitern. „Die Einheimischen sind sehr freundlich, aber sie konnten anfangs nicht begreifen, warum da Leute kommen und unentgeltlich arbeiten. Schlussendlich haben wir dann viel Spaß gehabt, schöne Feste gefeiert und es sind Freundschaften entstanden. Zum Abschluss ihres Aufenthalts in Ecuador haben die Vorarlberger dann noch wie es sich gehört mit einem geschmückten Baum Dachgleiche gefeiert. „Wir wollten den Einheimischen auch etwas von unserem Brauchtum vermitteln“, so Purkart.
So fleißig man wochentags gearbeitet hat, so intensiv hat man die Wocheneden für Ausflüge genutzt. „Wir haben Land und Leute kennengelernt, das Bussystem ist sehr gut organisiert und so konnten wir viele Eindrücke gewinnen. Der Großteil der Bevölkerung macht irgendwelche Arbeiten auf der Straße. Vom Kind bis zum Greis muss jeder seinen Beitrag zum Familieneinkommen leisten“, erzählt Purkart. Neben all den positiven Erfahrungen, die Purkart aus Ecuador mitbringt, freut er sich, dass er sich einen ganz persönlichen Wunsch erfüllen konnte: Er hat den Hausberg von Cuena, den 3.700 Meter hohen Cabogana bestiegen – barfuß, natürlich.