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Missbrauchsvorwürfe: Soll der Hermann-Gmeiner-Park umbenannt werden?

Sollte man nach Gmeiner benannte Orte umbenennen?
Sollte man nach Gmeiner benannte Orte umbenennen? ©VOL.AT/Mayer, Canva
In Dornbirn gibt es den Hermann-Gmeiner-Park – benannt nach dem Gründer des SOS-Kinderdorfs. Soll er nach den Vorwürfen gegen Gmeiner umbenannt werden? Ein Stimmungsbild aus Dornbirn.

Rund um mehrere nach dem SOS-Kinderdorf-Gründer benannte Orte stellt sich die Frage: Sollen sie nach den bekannt gewordenen Missbrauchsvorwürfen umbenannt werden? In Dornbirn gibt es den Hermann-Gmeiner-Park. VOL.AT hat sich umgehört, wie Vorarlberger darüber denken.

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Ein Schild beim Park. ©VOL.AT/Mayer

Umbenennungsdebatte über Vorarlberg hinaus

Gegen den 1986 verstorbenen SOS-Kinderdorf-Gründer wurden im Rahmen interner Opferschutzverfahren schwere Missbrauchsvorwürfe erhoben. Die Organisation hat die Vorwürfe öffentlich gemacht und arbeitet sie derzeit mithilfe einer unabhängigen Kommission auf. Auch in anderen Bundesländern wird darüber nachgedacht, ob Straßen, Plätze oder Einrichtungen, die den Namen des SOS-Kinderdorf-Gründers tragen, angepasst werden sollen. Einige Städte und Gemeinden prüfen aktuell entsprechende Schritte.

Ein Blick auf einen Teil des Spielplatzes. ©VOL.AT/Mayer

Stimmungsbild aus Dornbirn

VOL.AT hat sich direkt im Hermann-Gmeiner-Park und in der Dornbirner Innenstadt umgehört. Dabei wurden Gespräche mit Eltern, Großeltern und Spaziergängern geführt. Insgesamt wurden über 20 Personen befragt – nur zwei davon wollten sich vor der Kamera äußern. Viele erklärten, das Thema sei ihnen zu heikel, um sich öffentlich zu äußern.

Eine Großmutter, die mit ihren Enkeln beim Park unterwegs war, meinte: "Wenn man es genau nimmt, müsste man es schon umbenennen. Es muss dann nicht nach ihm benannt sein."

Eine Großmutter war mit zwei Enkelinnen unterwegs. ©VOL.AT/Mayer

"Eigentlich sollte man ihn jetzt schon umbenennen"

Beim Park traf VOL.AT auch eine Spaziergängerin, die mit ihren Kindern auf Vorarlberg-Besuch war. Sie erklärte, sie habe die Verbindung erst gar nicht hergestellt. Auf die Frage, ob man nach Gmeiner benannte Orte umbenennen sollte, meinte sie: "Eigentlich schon. Wenn Sie mich so fragen, sollte man es umbenennen."

Eine weitere Mutter, die mit ihrem Kleinkind am Spielplatz im Park unterwegs war, erklärte: "Es war mir gar nicht bekannt, wie der Park heißt und dass er nach ihm benannt ist. Aber eigentlich sollte man ihn jetzt schon umbenennen."

Im Park gibt es viele Sitz- und Spielmöglichkeiten. ©VOL.AT/Mayer
Im Park und beim Spielplatz kommen Eltern mit ihren Kindern vorbei. ©VOL.AT/Mayer

"Passiert ist ja hier im Park nichts"

Ein Vater, der mit seiner Tochter in den Herbstferien auf dem Spielplatz war, sah das anders: "Da muss man eigentlich nicht umbenennen", meinte er. "Das hat ja nichts mit der Person zu tun, außer dem Namen. Passiert ist ja hier im Park nichts. Für uns ist nicht so wichtig, wie der Park heißt. Man geht halt hin, weil man in der Nähe wohnt und weil’s für die Kinder fein ist."

Soll der Park umbenannt werden? ©VOL.AT/Mayer

Zurückhaltung und klare Meinungen in der Innenstadt

In der Dornbirner Innenstadt wollten sich nur zwei Vorarlberger öffentlich äußern. Eine Dornbirnerin erklärte, die ganze Thematik sei traurig. Sie frage sich, ob man nicht auch an jenen zweifeln müsse, die zehn Jahre lang geschwiegen haben. Es sei beschämend, dass so etwas passiere und erst jetzt aufgedeckt werde. Ginge es nach ihr, müsste man die Orte gleich umbenennen – sowohl den Hermann-Gmeiner-Saal in Alberschwende als auch den Park in Dornbirn.

Ein Vorarlberger meinte: "Wenn es die Vorwürfe gibt, ist es besser, umzubenennen. Das hat er dann einfach nicht verdient." Ein Mann erklärte: "Es ist beschämend, was hier passiert ist, wenn es sich wirklich bewahrheitet. Und es ist traurig für die Kinder im SOS-Kinderdorf."

Margit Ortner aus Ludesch. ©VOL.AT/Mayer

"Ich denke, es wäre an der Zeit"

Margit Ortner aus Ludesch meinte: "Wenn es um das Wohl und den Schutz von Kindern geht, ist in den letzten Jahrzehnten ganz viel Schlimmes passiert. Und wenn dann solche Dinge ans Licht kommen, dann sollte die Politik schon reagieren. Ich denke, es wäre an der Zeit, dann auch solche Namensänderungen vorzunehmen."

Dietmar Kircher aus Altach. ©VOL.AT/Mayer

"Ich finde es eine Sauerei"

Dietmar Kircher aus Altach fand deutliche Worte: Man solle die Orte "auf keinen Fall" umbenennen. "Ich finde es eine Sauerei", erklärte er im Gespräch in der Dornbirner Innenstadt. "So einen guten Mann in den Dreck ziehen. Es ist ja alles nicht bewiesen." Man solle nichts ändern, solange nichts Genaues feststehe.

Weitere Aufklärung abwarten

Viele der befragten Vorarlberger erklärten, zunächst abwarten zu wollen, bis weitere Informationen zu den Vorwürfen vorliegen. Sollte sich der Verdacht bestätigen, sehen zahlreiche Befragte eine Umbenennung als gerechtfertigt an – sowohl für den Hermann-Gmeiner-Saal in Alberschwende als auch für den Park in Dornbirn.

Wie denkt die Stadt Dornbirn?

"Die Vorwürfe sind auch für Dornbirn neu und vollkommen überraschend", betonte Stadtsprecher Ralf Hämmerle nach Bekanntwerden der Vorwürfe gegenüber den VN. Die Stadt werde sich mit dieser Situation intensiv auseinandersetzen. Ob konkret auch eine Namensänderung im Falle des Parks angedacht ist, ist aktuell nicht bekannt.

(VOL.AT)

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