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Minogue zelebriert Popbilderwelten

Auftritt der Sonnengöttin: In einer Art kreisrundem Spinnennetz schwebte am Mittwochabend eine der wandlungsfähigsten Popsängerinnen auf die Bühne der Wiener Stadthalle herab. Bilder   | Video

Kylie Minogue zelebrierte ihre Rückkehr auf die Popbühnen nach ihrer Erkrankung mit einer bilderträchtigen, durchgestylten Show, bei der jedoch mehr den Tänzern der Atem wegblieb als den nicht übermäßig zahlreichen Fans.

Kylie hat einen herausragenden Hit. Dass sie die vielen “Na-na-nas” von “Can’t Get You Out Of My Head” fast zu Beginn absolviert, tut zwar der Konzertdramaturgie nicht übermäßig gut – denn am Anfang war derart keine Stimmung in der schütter gefüllten Stadthalle, dass der Song gnadenlos verpuffte. Doch Kylie live war schon bei der wegen ihrer Krebserkrankung abgebrochenen “Showgirl”-Tournee vor allem eines: Ein Kostümfest mit Discomusik, bei dem sich alles dem Star unterzuordnen hat. “K-Y-L-I-E, you rock!”, sangen die kurze Zeit als Cheerleader gewandeten Tänzerinnen. Das stimmt zwar eigentlich gar nicht, brachte aber jenes Bild auf den Punkt, dass von der Australierin transportiert werden sollte: Sie war Stargast in ihrer eigenen Show.

Von Beginn an ging es in vielfältige Bilderwelten der Popgeschichte: Vom Raumkrieger-Look über diverse Star-Designer-Kleider, fechtende Samurais bis zu schwuler Matrosen-Optik bei “Love Boat”- und “Copa Cabana”-Klängen. Und in der optischen Vortäuschung eines Ballsaales absolvierten die sonst natürlich herausragenden Tänzer einen der holprigsten Wiener Walzer abseits der Silvesternacht. Viel Oberfläche also. Viel Tanz, viel Glanz, viel Glitzer. Auf der zwar als bisher teuerste Minogue-Show angepriesenen, eigentlich jedoch überraschend oft eher leeren Bühne hatte eigentlich nur ein Bild etwas zu sagen: In strenger Uniform ritt Minogue auf einem glitzernden Totenkopf, sprang herunter und sang dann so lange in ihr goldenes Mikrofon, bis der Silberschädel wieder in die Kulisse abtauchte. Kylie is back, und das ist gut so.

“Deine Disco braucht dich”, sang Kylie auf Deutsch – musikalisch blieb sie diesem Motto treu. Sie sang, die Band spielte – mehr gibt es zur Musik eigentlich nicht zu sagen. Dabei überraschten die Songs vom neuen Album “X” live mit sekundenweise fast in Richtung Komplexität schielenden Klängen. “Kids”, “I Believe in You” und Erbstücke aus der Karriere der Australierin ließen dies jedoch schnell wieder vergessen. Eines ist jedoch auch angesichts vieler musikalischer Meterware, die während des fast zweieinhalbstündigen Konzertes (mit viertelstündiger Pause) erklingt, klar: Kylie klingt keineswegs so austauschbar wie Madonna, die sich mit ihrem “Hard Candy”-Album dem Produzentendiktat der US-Charts gnadenlos unterworfen hat.

“Dies ist wie eine Geburtstagsparty”, rief die bald 40-jährige Minogue während der Zugaben ins Mikro, als das Publikum dann aufgewacht war. Zwar eine Party im eher engeren Kreis, und rechte Feierstimmung wollte auch erst zu fortgeschrittener Stunde aufkommen. Aber sei’s drum: Die Freude darüber, dass die sympathische Sängerin ihre Erkrankung überstanden hat, überwog den Missmut angesichts der biederen Revueshow.

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