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Furcht vor Nachlassen der Corona-Wachsamkeit

Die Regierung über "Aktuelles" zum Coronavirus.
Die Regierung über "Aktuelles" zum Coronavirus. ©APA
In Österreich sorgt sich die Regierung, dass die Corona-Wachsamkeit in Teilen der Bevölkerung nachlässt. Es sei eine Verunsicherung spürbar, die durch Verschwörungstheorien in sozialen Medien geschürt werde, sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) am Dienstag. Einigen falle es immer schwerer, die Hygiene-Regeln auch einzuhalten.

Wien. "Wir sind in einer ganz heiklen Phase", meint Innenminister Karl Nehammer (ÖVP). Die bisherigen großen Erfolge stünden auf dem Spiel.

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1. Öffnungsschritt ausgezeichnet bewältigt

Die ersten Lockerungsmaßnahmen nach Ostern hat Österreich gut überstanden. Gut drei Wochen, nachdem die in Kraft getretenen Ausgangsbeschränkungen zur Eindämmung des Coronavirus gelockert worden sind, gab Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) am Dienstag bei einer Pressekonferenz Österreich ein gutes Zeugnis ab. "Der erste Öffnungsschritt wurde ganz ausgezeichnet bewältigt."

"Die Situation ist sehr konstant, sehr stabil", kommentierte Anschober die derzeitigen Infektionszahlen von SARS-CoV-2 in Österreich. Nach Evaluierung des ersten Schrittes sei die Lage sehr positiv. Die Steigerungen lägen nur mehr im zweistelligen Bereich, es gebe "keinen einzigen Ausreißer mehr". Die Zahl der Neugenesenen liege deutlich über den Neuinfektion.

Zahlenentwicklung erfreulich

Die erste Phase sei somit hervorragend umgesetzt worden. Es haben "die richtigen Maßnahmen zum richtigen Zeitpunkt stattgefunden". Denn anfangs habe es Tagessteigerungen im Bereich zwischen 40 und 50 Prozent gegeben, derzeit liegen sie laut Anschober bei 0,2 Prozent. Dafür habe Österreich weltweit Anerkennung bekommen. Insgesamt haben sich bisher 15.569 Österreicher mit SARS-CoV-2 angesteckt. 418 Infizierte liegen derzeit im Spital. 104 Patienten werden auf der Intensivstationen betreut.

Um Ergebnisse der zweiten Öffnungsphase zu erhalten, müsse man noch zehn bis zwölf Tage warten. "Das kontrollieren wir sehr professionell und genau", sagte Anschober. Man sei sehr vorsichtig, denn diese Pandemie sei "Neuland". Weltweit habe man keine Vorbilder, meinte der Gesundheitsminister. Auch das positive Beispiel Singapur hätte nun wieder eine Zunahme der Infektionen zu verzeichnen. Wenn man zu spät reagiere, dann verliere man "absolut die Kontrolle" und es komme zu "massiven Zuwächsen", so Anschober.

"Das schlimmste wäre eine zweite Welle"

"Wir sind noch lange nicht durch. Das schlimmste wäre eine zweite Welle", betonte der Gesundheitsminister. Deshalb wäre der Mai der "Entscheidungsmonat". "Wenn wir das ohne Erhöhung schaffen und die Zahlen stabil bleibt, haben wir einen ganz großen Schritt geschafft."

Seit 14. April durften in Österreich neben Supermärkten, Apotheken und Trafiken nun auch andere kleinere Geschäfte sowie Bau- und Gartenmärkte wieder aufmachen. Kunden müssen einen Mund-Nasen-Schutz tragen und die Abstandsregeln einhalten. Seit dem 1. Mai sperren sukzessive Schulen und Kindergärten, Sportanlagen, Friseure, alle großen Geschäfte sowie Hotels und die Gastronomie auf.

App soll freiwillig bleiben

Die App zur Verfolgung von Corona-Infektionen bleibt freiwillig. Das stellten Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) und Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) bei einer Pressekonferenz Dienstagvormittag klar. Zuletzt war die Kanzlerberaterin Antonella Mei-Pochtler davon ausgegangen, dass etwa bei Reisen eine entsprechende App obligatorisch sein werde.

Digitales Kontaktmanagement sei kein Muss, könne aber eine Ergänzung sein, erklärte Anschober am Dienstag. Was er sich wünsche, sei eine gut funktionierende freiwillige Variante. Das Rote Kreuz arbeite hier auch noch an Verbesserungen. Ziel sei auch ein möglichst gute Verknüpfung mit Apps aus den Nachbarländern.

Auch Nehammer ließ keinen Zweifel daran, dass eine Zwangsvariante für die Österreicher nicht kommen wird: "Freiwilligkeit ist das Gebot." Wie Menschen ohne Handys erreicht werden könnten, etwa über den ursprünglich erwogenen Schlüsselhänger, sagte der Innenminister nicht. Es gebe aber heutzutage allerlei technische Möglichkeiten.

Unterstützung beim Containment

Einmal mehr bewarb Nehammer die Unterstützung der Exekutive beim Containment, also dem Aufspüren potenziell Infizierter. Der Innenminister betonte dabei, dass es sich hier um keine Verhöre oder ähnliches handle. Die Exekutive biete den Gesundheitsbehörden nur ihre Fragetechnik an, um einen Zeitvorsprung im Aufspüren möglicherweise Infizierter zu erlangen.

Die bei der Pressekonferenz zugezogene Virologin Monika Redlberger-Fritz sah in der guten Überwachung der Virustätigkeit dann auch eine der wichtigsten Begleitmaßnahmen. Clusterbildung müsse aufgedeckt und exakt nachverfolgt werden. Gelinge dies und würden Händehygiene, Mund-Nasen-Schutz und Abstand halten weiter eingehalten werden, habe Österreich "extreme gute Ausgangsbedingungen", das Virus am gegenwärtigen Niveau zu halten. Bezüglich einer Impfung geht sie weiter von einem Zeitraum zwischen einem und zwei Jahren aus. Positiv hervorgehoben wurde von ihr die Qualitätssteigerung bei den Tests. Jene flächendeckenden in Pflegeheimen sind laut Anschober zwar in einigen Bundesländern wie Tirol schon absolviert, insgesamt aber noch nicht abgeschlossen.

(Schluss) bei

(dpa/APA/Red.)

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