Milutinovic (66), ehemaliger langjähriger Mitarbeiter des jugoslawischen Staatschefs Slobodan Milosevic, der frühere jugoslawische Vizepremier Nikola Sainovic (60) und die Generäle Dragoljub Ojdanic (67), Nebojsa Pavkovic (62), Vladimir Lazarevic (59) und Sreten Lukic (53) waren wegen Kriegsverbrechen im Kosovo im Frühjahr 1999 angeklagt worden.
Den Angeklagten werden Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Verstöße gegen das Kriegsrecht vorgeworfen. Gemäß Klageschrift machten sie sich der Vertreibung von rund 800.000 kosovo-albanischen Zivilisten schuldig. Um deren Vertreibung und Zwangsumsiedlung zu ermöglichen, schufen die jugoslawischen und serbischen Sicherheitskräfte durch Gewalt eine Stimmung der Angst, steht in der Klageschrift. Kosovo-Albanern, die in Richtung der Grenzübergänge zu Mazedonien und Albanien vertrieben wurden, seien die serbischen Personaldokumente weggenommen worden. Dies zielte darauf ab, jede Spur der Anwesenheit der deportierten Personen im Kosovo zu verwischen und ihre Rückkehr in den Kosovo zu verhindern.
Serbische Sicherheitskräften haben Dörfer und Städte in ganz Kosovo systematisch beschossen, Häuser und landwirtschaftliche Güter in Brand gesetzt, Kulturdenkmäler der kosovarischen Albaner beschädigt, unschuldige albanische Zivilisten getötet und albanische Frauen sexuell misshandelt, heißt es weiters in der Anklage.
Das Gerichtsverfahren gegen Milutinovic, den nach dem Tod von Milosevic im Frühjahr 2006 ranghöchsten Haager Angeklagten, wurde im Juli 2006 aufgenommen und im vergangenen August mit den Schlussworten der Anklage und der Verteidigung abgeschlossen. Die Anklage, die ihre Beweise mit Hilfe von 113 Zeugen präsentierte, forderte Haftstrafen zwischen 20 Jahren und lebenslang für alle Angeklagten. Die Verteidigung, die 118 Zeugen vorlud, plädierte auf Freispruch.
In der serbischen Öffentlichkeit wurde dem Gerichtsverfahren gegen Milutinovic keine größere Aufmerksamkeit gewidmet. Im Unterschied zu den Gerichtsverfahren gegen Milosevic und den serbischen Ultra-Nationalisten Vojislav Seselj gab es im Fall Milutinovic keine TV-Übertragung in Serbien.