Millionen Corona-Impfdosen versauern im Lager - 5,5 Mio. bereits vernichtet

Österreich habe zu viele Covid-19-Impfdosen bestellt, berichtet das "Ö1-Morgenjournal". Die Lager sind übervoll mit Impfstoff, der demnächst abläuft oder bereits abgelaufen ist. 13 Millionen Impfdosen sind derzeit noch im Land eingelagert, laut Vertrag müssten bis Jahresende elf weitere Millionen zugekauft werden. Zusammen deutlich mehr als die gut 20 Millionen, die seit Beginn der Pandemie hierzulande verimpft wurden.
5,5 Mio. abgelaufene Dosen vernichtet
Insgesamt fünfeinhalb Millionen abgelaufene Impfdosen seien bereits vernichtet worden, weitere 8,6 Millionen haben das Mindesthaltbarkeitsdatum schon überschritten, sind aber noch eingelagert.
Biontech/Pfizer will "Stornogebühr"
Das Problem ist kein österreichisches Phänomen, sondern ein EU-weites: Polen beispielsweise hat Pfizer Anfang Mai bereits darum gebeten, bestehende Verträge nicht erfüllen zu müssen. Trotz einer stabileren gesundheitlichen Lage in den Ländern der Europäischen Union plane Pfizer, weiterhin Hunderte Millionen Impfdosen nach Europa zu liefern, was sinnlos sei, heißt es in einem Schreiben des polnischen Gesundheitsministers Adam Niedzielski. Die meisten würden wohl vernichtet, da sie nur begrenzt haltbar seien und die Nachfrage nicht hoch sei. Trotz besten Willens, einen Kompromiss zu finden, sei Pfizer nicht bereit, Flexibilität zu zeigen und realistische Vorschläge zu machen, wie der veränderten Situation begegnet werden könnte. Der aktuelle Vorschlag von Pfizer sehe zwar weniger Dosen vor, verlange aber eine Stornogebühr in Höhe der Hälfte des Preises für eine Dosis, die noch nicht produziert worden sei.
EU-Kommission verhandelt mit Biontech/Pfizer
Aktuell versuche die EU-Kommission, mit Biontech/Pfizer die Verträge nachzuverhandeln und eine Reduktion der Liefermengen plus eine Verteilung über mehrere Jahre zu erwirken. Statt der vereinbarten 500 Millionen Impfdosen bis Jahresende für die gesamte EU sollen bis 2026 "nur" 280 Millionen geliefert werden.
Vilimsky kritisiert Milliardenverlust
Scharfe Kritik kommt von Harald Vilimsky, freiheitlicher Delegationsleiter im Europaparlament. Laut Medienberichten sollen bei den Verhandlungen mit Biontech/Pfizer für die nicht gelieferten 220 Millionen Dosen eine "Stornogebühr" von zehn Euro pro Dosis bezahlt werden, insgesamt also 2,2 Milliarden Euro "für eine nicht erbrachte Leistung", empört sich Vilimsky. Der Preis für die gelieferten Impfstoffe betrage 20 Euro je Dosis.
Rauch pocht auf "deutlich mehr Druck"
Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) hatte bereits Mitte März bezüglich der Verhandlungen der EU-Kommission mit Corona-Impfstoffherstellern um Vertragsänderungen auf "deutlich" mehr Druck gepocht. Diese Unternehmen hätten "sehr, sehr gut verdient", so der Minister, "und jetzt, wo die Situation eine gute ist", müsse man zu einer Neuregelung kommen. Er wolle nicht "vertragsuntreu" werden, aber es müsse bei geänderten Rahmenbedingungen die Bereitschaft geben, zu "Commitments" zu kommen, die beides ermöglichen: eine Neuverhandlung der Vertragsgegenstände und eine gute zukünftige Kooperation, sagte Rauch.
Mit dem Abklingen der Corona-Pandemie herrscht inzwischen weltweit ein Überangebot an Covid-19-Impfstoffen. In der EU haben die meisten Einwohner, die sich gegen Corona impfen lassen wollten, Erst- und Auffrischungsimpfungen erhalten. Die Nachfrage nach weiteren Impfungen ist gering.
(VOL.AT, APA)