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"Million Dollar Boy"

Das Internet hat einige Glückspilze rasant reich gemacht, vielen anderen aber herbe Verluste gebracht: Der britische Studienanfänger Alex Tew (21) steht mit einer cleveren Geschäftsidee derzeit auf der Gewinnerseite.

Er startete Ende August eine Internetseite mit dem verführerischen Namen „Million Dollar Homepage“. Sein Ziel: ohne großen Einsatz schnell Geld zu verdienen.

Dafür verkauft Tew winzig kleine Web-Werbeflächen auf seiner Seite http://www.milliondollarhomepage.com. Keine aufregende Sache, mag mancher denken. Falsch. Die Zeitung „The Times“ prüfte im Oktober die Konten des „Millionen-Jungen“: Mehr als 200.000 Euro waren eingegangen oder angewiesen. Und die Seite boomt weiter.

„Ich war schon immer ein Mensch mit 1.000 Ideen“, erzählt der unauffällige 21-Jährige. Im Sommer hatten ihn Finanzsorgen geplagt. Sei Wirtschaftsstudium an der Universität Nottingham sollte allein im ersten Jahr rund 10.000 Euro für Unterkunft und Gebühren kosten. Der Ausblick, einen Schuldenberg anzuhäufen, sei „fürchterlich“ gewesen.

Also bot Tew eine Million Bildpunkte – Pixel genannt – auf seiner Web-Seite für je einen US-Dollar zum Kauf an. Werbekunden können dort ein Mini-Symbol platzieren. Kleinste Einheit ist ein Pixelquadrat aus zehn mal zehn Punkten für 100 Dollar – sonst ließe sich nichts erkennen. Der Clou: Beim Anklicken des Logos kommt der Nutzer direkt auf die Homepage des Kunden.

Rund sechs Wochen nach dem Start sieht die Seite des Briten aus wie ein wirres Sammelsurium: Online-Casinos, Poker-Runden und oft undurchsichtige Kreditanbieter stehen neben Hotel-Buchungsmaschinen, Vermittlern von Studienreisen nach China, einem Händler von Anti- Bush-Stickern und Werbung für Skiurlaube in Japan. Hinter den meisten Flächen stehen Kleinstunternehmer. Mehr als 390.000 Pixel seien gebucht, schrieb Tew am Sonntag auf seiner Homepage.

„Die Idee ist brillant in ihrer Schlichtheit“, urteilt Professor Martin Blinks, Leiter am Innovationsinstitut der Universität Nottingham. „Ich denke, die Werbekunden sind von den Faktoren Neuheit und Kuriosität angezogen.“ Und die Web-Surfer bisher ebenfalls. Wie in der Internet-Welt nicht anders zu erwarten, wurde die Idee nach den ersten Presseberichten vielfach kopiert, auch in Deutschland. Stets mit leicht geänderten Namen. Doch die Nachahmer können längst nicht alle auf Geldströme hoffen – manche Seiten sind fast leer.

Tews Pixelkäufer, die die „Times“ befragte, kalkulieren offen mit dem Medieninteresse an der ersten Website. Chris Magras von der Internet-Firma engineseeker.com in Arizona (USA) ist zudem überzeugt, dass sein Pixelfeld Zulauf bringt: „Wir hatten 40.000 Besucher am Tag auf unserer Seite – das ist auf 60.000 hochgegangen.“

Tews, der erste Helfer engagiert hat, lebt weiter in seiner kleinen Studentenbude. Eingekauft hat er dennoch: reichlich Socken und eine Digitalkamera, wie der Computerfan in seinem Internet- Tagebuch erzählt. Nachdem die Geldsorgen vorbei sind, macht sich der Jungunternehmer jetzt Sorgen über zu wenig Zeit zum Sport: „Geldverdienen macht dick.“

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