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Milchkrieg in Dalsmynni - Kritik und Trailer zum Film

Der Himmel ist grau, die Höfe überschuldet und die Zukunft düster: Im scheinbaren Nirgendwo der isländischen Provinz kämpfen die Milchbauern tagtäglich ums Überleben. Große Schuld daran haben auch die Knebelverträge der örtlichen Kooperative, die die Bauern dazu zwingen, deren Produkte zu überhöhten Preisen zu kaufen. Eine Frau macht das Spiel aber nicht mehr mit. Inga (Arndis Hrönn Egilsdottir) will Gerechtigkeit für alle und beginnt Widerstand zu leisten.

Island boomt, Reykjavik ist cool, die Musikszene prickelnd und die Natur spektakulär. Aber es gibt auch noch ein anderes Island - dort, wo man nur noch das Blöken der Schafe hört. Hier spielen die Filme von Grimur Hakonarson, so auch sein "Milchkrieg in Dalsmynni". Ab Freitag im Kino.

Milchrkieg von Dalsmynni - Kurzinhalt zum Film

Der isländische Regisseur bezeichnet sich zwar als Stadtmensch, "aber manchmal ist mir das alles zu viel und ich muss raus in die Natur", sagte Hakonarson vor kurzen in einem Interview. Auf seiner Leinwand ist allerdings eine raue und karge Natur zu erleben, in der die Bauern nicht selten ums Überleben kämpfen. In Hakonarsons Schafdrama "Sture Böcke" (2015) ging es um zwei verfeindete Brüder, die seit 40 Jahren nicht mehr miteinander gesprochen haben, die sich aber durch eine existenzielle Krise wieder einander annähern.

In solch einer tiefen Krise befindet sich auch Inga (Arndis Hrönn Egilsdottir), der Heldin von "Milchkrieg in Dalsmynni", der ebenfalls in der isländischen Provinz spielt, in der zumeist knorrige und wortkarge Männer in Strickpullis den Ton angeben. Und da ist Inga - mit ihrem kleinen Bauernhof kommt sie kaum über die Runden: "Ich ertrinke hier in Schulden, und die Genossenschaft sitzt mir im Nacken", sagt die Milchbäuerin, die wie alle anderen Bauern unter den ungerechten Verträgen der Kooperative leidet. Sie dürfen ihre Produkte nur dort beziehen und müssen nicht selten einen überteuerten Preis bezahlen.

Nach einer familiären Tragödie, an der die Kooperative mitschuldig ist, fühlt sich Inga zum Handeln gezwungen - sie ruft zum Widerstand auf. In den sozialen Medien macht sie ihrem Ärger Luft, und das Echo ist groß. Sie sei nur ein bisschen unausgeglichen, heißt es anfänglich noch aufseiten der Kooperative, aber Inga ist zu allem bereit. Als man aber versucht sie einzuschüchtern, kontert sie kämpferisch mit einem Batzen Kuhdung und startet ihre Revolution gegen ein einschüchterndes System und alte Strukturen.

Milchkrieg von Dalsmynni - Die Kritik

Hakonarson, der in seiner Heimat auch als isländischer Ken Loach bezeichnet wird, versteht sich explizit als politischer Filmemacher, wie er im Interview mit "Cineuropa" sagte. Und so setzt er der Korruption und Unterdrückung der mafiös gewordenen Genossenschaft eine starke und kämpferische Frau entgegen, die von dem Willen nach Gerechtigkeit getrieben wird. Schon bald findet Inga weitere Mitstreiter im Kampf gegen einen übermächtig erscheinenden Gegner.

In Hakonarsons eher konventionell erzähltem Milchdrama, durch das sich zuweilen ein grimmiger Humor zieht, ist der Himmel zumeist wolkenverhangen und grau - die Sonne scheint so gut wie nie. Kann es für die kämpferische Milchbäuerin Inga ein Happy End geben? Wie schon in "Sture Böcke" hat sich Hakonarson auch diesmal ein überraschendes Ende ausgedacht.

Eine rurale Island-Trilogie aber wird es vorerst wohl nicht geben. Der Regisseur plant als nächstes einen Film in den USA in englischer Sprache, wie er "Cineuropa" verriet. Island aber wolle er auf jedem Fall treu bleiben. Hier gibt es noch so manches Terrain zu beackern.

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(APA/Red)

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