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Microsoft gegen Google: Neue Runde im Kampf

Im Kampf um den lukrativen Markt der Internet-Suchmaschinen legen die Rivalen Microsoft und Google eine schärfere Gangart ein. Google stockte in dieser Woche mit einem Aktienverkauf seine Barmittel weiter auf.

Dies geschah nach dem Teilerfolg vor Gericht um einen abtrünnigen Microsoft-Manager. Damit, so berichtete die Finanznachrichtenagentur Bloomberg, will weltgrößte Suchmaschinenbetreiber im aufstrebenden Markt in China verstärkt investieren und der Konkurrenz zuvor kommen. Doch das Image des einstigen Internet-Lieblings und jüngsten Börsenstars der New Economy bröckelt unterdessen rapide weiter.

In einem Interview spöttelte Microsofts Chef-Entwickler Bill Gates über die nicht enden wollende „Anfangseuphorie“ des weltgrößten Suchmaschinenbetreibers. „Daher denken die Leute, dass Google einfach zu allem fähig ist“, sagte Gates dem Online-Fachmagazin „c-net“. Auch Microsoft habe zwischen 1985 und 1995 euphorische „Flitterwochen“ gehabt. „Ich würde aber sagen, dass Google in mancher Beziehung die größte Anfangseuphorie zeigt, die ich jemals gesehen habe.“ Sorgen bereite ihm der Erfolg des Rivalen allerdings nicht, denn Microsoft sei technologisch überlegen.

Für den breiten Raum zur öffentlichen Kritik am Konkurrenten kann sich Microsoft vermutlich bei Google selbst bedanken. Schließlich hatte das einstige Vorzeige-Start-up erst kürzlich bekannt gegeben, dass es dem Online-Magazin als Revanche zu einem unliebsamen Artikel ein Jahr lang keine Presseinformationen mehr zukommen lassen will. Der Grund: Eine Redakteurin hatte einen Artikel über Finanzchef Eric Schmidt verfasst und dabei auch private Einzelheiten erwähnt – zusammen getragen durch eine halbstündige Google-Recherche.

Derzeit scheint sich ohnehin ein fundamentaler Image-Wandel beider Unternehmen abzuzeichnen. Während das Geschäftsgebaren von Microsoft, dessen Betriebssystem Windows auf nahezu 95 Prozent aller PCs weltweit läuft, aus Sicht von Kartellrechtswächtern immer wieder in die Kritik geraten war, hatte die von den zwei damaligen Studenten Sergej Brin und Larry Page gegründete Suchmaschinenfirma Google fast den Ruf einer quasi gemeinnützigen Organisation zur Beschaffung von Informationen im Internet.

Doch spätestens nach Googles spektakulärem Börsengang im Sommer dieses Jahres und mehrfachen Einwänden von Seiten der Datenschützern sind diese Zeiten vorbei. Und im Silicon Valley ist die Arroganz von Google inzwischen Legende. Mit dem durch den Börsengang eingespielten Geld versucht das Unternehmen derzeit ungehemmt, Software-Entwickler und Experten anderer Firmen wie auf einem Raubzug abzuwerben.

Heute geißelt selbst Googles Erzrivale dessen unaufhaltsam scheinenden Aufstieg als Allmachtsfantasie. „Google hat den Slogan, dass es die Daten der Welt organisieren wird“, sagte Gates. „Unser Slogan ist, dass wir den Menschen Werkzeuge an die Hand geben, mit denen sie selbst die Daten der Welt organisieren können.“

Unterdessen hatte der Softwarekonzern allerdings vor Gericht eine Teilniederlage hinnehmen müssen. Der von Google abgeworbene ehemalige Microsoft-Top-Manager Kai-Fu Lee darf nach einer jüngsten Gerichts- Entscheidung aus Seattle trotz einer Sperrklausel in seinem Arbeitsvertrag für den Suchmaschinenbetreiber tätig werden. Allerdings wurden seine Aufgabenbereiche begrenzt. Das Gericht verfügte, dass Lee dem Unternehmen zwar seine begehrten Kenntnisse über den chinesischen Markt zur Verfügung stellen, aber nicht als Experte für Suchtechnologien tätig werden darf.

Der Internet-Firma scheint die Entscheidung allerdings genügend Auftrieb für den weiteren Expansionstrieb gegeben zu haben. Den begehrten Markt in China, in dem Google bereits nach einem lokalen Anbieter die Nummer zwei unter den Suchmaschinenbetreibern ist, will das Unternehmen jetzt massiv angehen. In dieser Woche hatte Google seine Barmittel durch den Verkauf von Aktien im Wert von 4,2 Milliarden Dollar (3,44 Mrd. Euro) aufgestockt. Mit der Anschaffung von noch leistungsfähigeren Computern für neue Internet-Services will das Unternehmen seinen Verfolgern in China zuvorkommen.

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