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Metro Kinokulturhaus ab nun im Vollbetrieb

Reise in die Vergangenheit
Reise in die Vergangenheit
Im Metro Kinokulturhaus wird der rote Teppich zur lang ersehnten Eröffnung nicht ausgerollt, sondern gleich verlegt: Der sich über Boden und Wände erstreckende, rot gemusterte Teppich ist neben der strahlenden Fassade zweiter Blickfang der Hauptspielstätte des Filmarchiv Austria in der Wiener Innenstadt, die heute, Dienstag, Abend nach Umbau und umfassender Sanierung in den Vollbetrieb startet.


Auf vier Ebenen und einer Gesamtfläche von 1.800 Quadratmetern bieten zwei Kinosäle und drei Ausstellungsräume künftig Platz für “Film und Kino über die Grenzen der Leinwand hinaus”. Über insgesamt dreieinhalb Jahre habe sich das Vorhaben wegen Denkmalschutz- und Finanzierungsfragen mittlerweile gezogen – eine “enorme Kraftanstrengung”, wie Direktor Ernst Kieninger bei einer Presseführung durch die Auftaktausstellung “Kinomagie” am Dienstag sagte. Nicht zuletzt, weil das Projekt in der Johannesgasse “ohne wesentliche öffentliche Unterstützung” umgesetzt worden sei. Mehr als 80 Prozent des Zwei-Millionen-Euro-Budgets wurde demnach aus eigenen Mitteln dank privater Sponsoren gestemmt, einzig die Sicherung der Bausubstanz förderten das Bundesdenkmalamt und die Stadt Wien mittels des Altstadterhaltungsfonds.

Seit dem “Soft Opening” vor einem Jahr wurde das Interieur nun in einer weiteren Schließzeit “veredelt” und die Fassade “vollständig und konsequent saniert”, so Kieninger. Als “Referenz an die plüschige Geborgenheit der rotsamtigen Kinoatmosphäre” hat Architekt Gregor Eichinger ein eigenes Teppich-Design kreiert sowie Möbel für das mit einem Gastro-Bereich ergänzte Foyer entworfen. Insgesamt 1.200 Quadratmeter Teppich wurden verlegt, so Eichinger am Rande der Presseführung zur APA, wobei dieser mit dem Aufgang zur neu- bzw. zugebauten Ausstellungsfläche endet.

Nicht in Plüsch, sondern in Schwarz-Weiß sind die 500 Quadratmeter Präsentationsfläche gehalten, die künftig mit zwei Ausstellungen pro Jahr bespielt werden sollen. Den Anfang macht bis 30. März die programmatische Schau “Kinomagie” über die Jahrhunderte alte Geschichte der optischen Medien und bewegten Bilder. Die 300 Exponate stammen teils aus den Beständen des Filmarchivs, großteils aber aus der Sammlung des deutschen Filmemachers und Medienhistorikers Werner Nekes – für Kieninger “der eigentliche Vater der Wiederentdeckung des Pre-Cinema”. Ergänzt werden sie durch visuelle Interventionen von u.a. Christoff Wiesinger und Peter Weibel, der entlang des Treppenaufstiegs eine 35mm-Filminstallation gestaltet hat.

Von Zerrspiegeln und historischen Schattenspielen über originale Camera obscura, Laterna magica und Guckkästen bis hin zu Laufbildmaschinen und schließlich den ersten Lumiere-Filmen in Wien als 360-Grad-Projektion führt der mediengeschichtliche Parcours, bei dem es wahrlich viel zu entdecken gibt. Historische, in Originalform betriebe Projektionsgeräte werfen Bilder an die Wand, Guckkästen laden zum Ausprobieren ein. Höhepunkt ist ein rekonstruiertes Original-Kaiserpanorama aus Wels: Um 1900 nahmen Menschen an den 25 Plätzen rund um den Holzguckkasten Platz und sahen die Welt mittels stereoskopischer, handkolorierter Fotoserien. Auch die Besucher des Filmkulturzentrums sollen wechselnde Bilderserien präsentiert bekommen, kündigte Kieninger an. Den Auftakt machen Ansichten von New York in Farbe und in 3D.

Bei einem ab 20 Uhr angesetzten “Open House” kann man sich heute erstmals einen Eindruck von Ausstellung und Interieur machen. Zeitgleich startet mit “Uliisses” im historischen Kinosaal eine Nekes gewidmete Retrospektive. In den kommenden Tagen folgen u.a. die Viennale-Retrospektive “Austrian Pulp: Genre-Kino aus Wien und Anderswo” (9. Oktober bis 8. November), ein Sonderprogramm in memoriam Peter Kern (15. bis 18. Oktober) sowie die mit dem benachbarten Literaturmuseum ausgerufene Reihe “Das Museum geht ins Kino”. Zum Auftakt lesen Wilhelm Pevny und Peter Turrini am 12. Oktober im Literaturmuseum und wird im Anschluss im Metro “Alpensaga” (1976) gezeigt. Auch mit mumok, Theatermuseum, Nationalbibliothek und KHM habe man Kooperationen geplant, so Kieninger.

“Es ist ein alter Traum, den sich das Filmarchiv Austria selber erfüllt hat”, schwärmte Kieninger, “aber auch eine Idee, eine Infrastruktur im filmischen Bereich, die sich als Einladung für alle filmkulturellen Aktivitäten dieses Landes verstanden wissen will.” Die Diskussionen rund um seine “umstrittene” Person und die Installierung eines Filmkulturzentrums in unmittelbarer Nähe zum Österreichischen Filmmuseum will Kieninger mit dem Vorschlag eines “Kinoquadrats” bewusst “entkrampfen”: Er werde in den kommenden Wochen eine engere Kooperation der Innenstadtkinos – sprich: Stadtkino im Künstlerhaus, Gartenbaukino, Filmmuseum und Metro – forcieren, sei doch etwa eine Abstimmung der Programmarbeit “ein Gewinn für alle”.

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