Hollande bekräftigte seine Forderung, den europäischen Fiskalpakt für mehr Haushaltsdisziplin nachzuverhandeln. Er wolle eine Wachstumsdimension hinzufügen. Alle Ideen und Vorschläge müssten zusammengebracht werden, wie dies rechtlich umgesetzt werden könne.
Der neue französische Präsident betonte, Aufgabe sei es, gemeinsam die Aufgaben zu lösen, Europa voranzubringen und sich den Herausforderungen in der Welt zu stellen. Wachstum müsse wieder in den Mittelpunkt der Gespräche gerückt werden. Mit Blick auch auf die wirtschaftliche Lage in Frankreich sagte Hollande, Wachstum müsse erst einmal geschaffen werden, auf nationaler und auf europäischer Ebene. Ohne Wachstum könnten die Schulden und Defizite nicht zurückgeführt werden.
Merkel sagte, obwohl sie und der Sozialist Hollande unterschiedlichen Parteienfamilien angehörten, heiße das “ja nicht, dass wir nicht zusammenarbeiten können”. Sie und Hollande würden “auf jeden Fall gute Lösungen finden (…). Das ist eine lange Erfahrung in Europa.”
Kurz vor seinem Abflug nach Berlin hatte Hollande seinen Regierungschef ernannt. Der 62-jährige langjährige Vertraute Hollandes und Fraktionschef der Sozialisten (Parti Socialiste/PS) im Parlament, Jean-Marc Ayrault, pflegt seit Jahren enge politische Kontakte nach Berlin; im Wahlkampf hatte er sich um heikle Themen wie den Fiskalpakt gekümmert. Er hat auch gute Beziehungen zur deutschen Schwesterpartei SPD. Der Bürgermeister der westfranzösischen Großstadt Nantes, der ein Semester in Würzburg studierte und sehr gut Deutsch spricht, steht wie Hollande politisch bei den Sozialisten eher in der Mitte und gilt als pragmatisch und konsensorientiert. Er löst den bisherigen konservativen Amtsinhaber Fillon ab.
Bei einer Zeremonie vor Hunderten Gästen war Hollande am Vormittag im Elysee-Palast sein Amt angetreten. Kurz zuvor hatte ihm der bisherige konservative Präsident Sarkozy dort den Code für die französischen Atomwaffen übergeben. Der 57-jährige Hollande ist der erste Sozialist seit 17 Jahren an der Staatsspitze Frankreichs.