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Mercedes droht in Fahrer-Streit mit "Konsequenzen"

Gespielte Harmonie: Verhältnis ist grob beschädigt
Gespielte Harmonie: Verhältnis ist grob beschädigt
Keine Spur von Harmonie in der "Sternenflotte": Nach der "Reifenschlitzer-Affäre" von Spa ist der nur scheinbar beigelegte Ungarn-Streit zwischen Nico Rosberg und Lewis Hamilton weiter eskaliert. Die Stimmung zwischen den beiden Formel-1-WM-Titelkandidaten ist auf dem Tiefpunkt, das ohnehin schon angespannte Verhältnis möglicherweise irreparabel beschädigt. Mercedes drohte "Konsequenzen" an.
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Ricciardo sieg in Belgien


Ob die Mercedes-Verantwortlichen im “Krieg der Sterne” wirklich Frieden stiften können, ist fraglich: Die beiden ehemaligen Freunde aus Kart-Zeiten sind sich inzwischen spinnefeind. Der Brite unterstellte seinem deutschen Rivalen böse Absicht, Rosberg sprach von “einem normalen Rennunfall”. Motorsportchef Toto Wolff kündigte indes verärgert “Konsequenzen” an: “Die vereinbarten Regeln wurden gebrochen.” Im Belgien-Grand-Prix seien “Grenzen überschritten” worden.

Statt des fest einkalkulierten Festbanketts nach einem eigentlich wahrscheinlichen Doppelerfolg gab es nach dem nächsten selbst verschuldeten Reinfall einen ersten Krisen-Gipfel. Wolff, Team-Aufsichtsrat Niki Lauda, der Technische Direktor Paddy Lowe und die beiden Streithähne debattierten unmittelbar nach dem zwölften Saisonlauf im Motorhome 38 Minuten lang über den Eklat. Wolff kündigte an, dass “in den nächsten Tagen mit den Fahrern” weiter über dieses “Worst-Case-Szenario” und ihr Verhalten für die ausstehenden sieben Rennen geredet werde.

“Wir müssen Konsequenzen ziehen, dass so etwas nicht mehr passiert”, drohte der Motorsportchef eine härtere Gangart an. Schließlich handelt es sich bei Rosberg und Hamilton um Wiederholungstäter. Allerdings hatten ihre bisherigen Auseinandersetzungen in Bahrain, Monaco und zuletzt Ungarn nicht diese Schärfe.

Wolff sagte auch, dass eine Teamorder denkbar sei, während Lauda einen solch weitgehenden Eingriff zumindest derzeit noch ablehnt. Ob es zu einer Stallregie kommt, wird bei den nächsten Krisengipfeln geklärt. “Wir können vieles machen”, deutete Wolff nur vage einen Maßnahmenkatalog an. “Wir müssen sicherstellen, dass so etwas nicht mehr passiert. Das war ein absolutes No-Go.”

Angesichts der neuen Dimension im Dauerstreit droht den bisher dominierenden Silberpfeilen im WM-Kampf plötzlich unerwartet Gefahr. Allerdings weniger durch die Konkurrenz, auch wenn Sebastian Vettels Red-Bull-Teamkollege Daniel Ricciardo seinen dritten Saisonsieg feiern konnte, sondern vielmehr durch eigene Fehler. Auf dem Hungaroring und nun in den Ardennen verschenkte Mercedes durch Sturheit und Kampfeslust seiner beiden Stars jeweils den Sieg und einen weiteren Podestplatz.

Noch liegt Rosberg (220 Punkte) in der WM-Wertung stattliche 64 Zähler vor dem Gesamtdritten Ricciardo (156). Aber wenn es Mercedes nicht umgehend schafft, die beiden Streithähne zur Vernunft zu bringen, könnte der Vorsprung schnell weiter schrumpfen. Bis zum nächsten Grand Prix in Monza in knapp zwei Wochen müssen Rosberg und Hamilton zumindest so weit eingebremst sein, dass sie sich dort nicht zum dritten Mal in Serie gegenseitig schaden. “Wenn wir das jetzt nicht managen, kann es böse enden”, prognostizierte Wolff.

Hamiltons erboste Reaktion nach seinem Nuller von Spa zeigt, dass ein Hausfrieden nicht einfach zu erreichen sein wird. Der Champion von 2008 unterstellte Rosberg gegenüber britischen Medien, es habe sich um ein bewusstes Manöver gehandelt: “Er hat gesagt, dass er es mit Absicht gemacht hat. Dass er die Kollision hätte vermeiden können, aber ein Zeichen setzen wollte.” Rosberg sei der allein Schuldige, schimpfte er. Zudem mutmaßte Hamilton, Rosbergs Manöver in Spa sei eine Retourkutsche gewesen für seine Weigerung, den Deutschen in Ungarn passieren zu lassen.

Hamilton betonte, das Vertrauensverhältnis zu Rosberg sei zerstört. Ein Umstand, der in einem Sport, in dem man mit mehr als 300 km /h unterwegs ist, besonders schwer wiege. “Wenn man da draußen fährt, dann muss man den Leuten vertrauen, dass sie mit ihrem Kopf denken und nicht willkürlich Dinge machen”, betonte der Brite.

Als er gefragt wurde, ob er Rosberg in einer ähnlichen Rennsituation vor der Schikane auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke in Monza, wo am 7. September der nächste WM-Lauf stattfindet, trauen würde, antwortete Hamilton unmissverständlich: “Ich muss sicherstellen, dass wir nicht Rad an Rad sind.”

Naturgemäß bewertete Rosberg den Vorgang völlig konträr: “Das Manöver war meiner Meinung nach kein Risiko.” Als objektive Zeugen führte er die vier Stewards an: “Die Rennkommissare sahen es als normalen Rennunfall. So sehe ich das auch.” Entschieden bestritt der von Wolff und Lauda heftig kritisierte Rosberg, es habe sich um ein Revanchefoul gehandelt: “Nein, der Vorfall von Ungarn hat keine Relevanz für das Manöver von Belgien.”

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