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Menschengestalter und Formkünstler: Egger-Lienz in Wien

"Ich male Formen, nicht Bauern", hat Albin Egger-Lienz einmal gesagt. Davon zeugen ab morgen, Freitag, rund 190 Bilder in der bisher umfassendsten Ausstellung zum Osttiroler Maler in Österreich.

Das expressive Werk des “großen Menschengestalters und Formkünstlers” wurde in der Ausstellung “in chronologischer Abfolge mit den dazugehörigen Themenschwerpunkten aufgefächert”, erläuterte Kurator Gert Ammann vom Wiener Leopold Museum das Konzept. “Die Dimension von 30 Jahren künstlerischen Schaffens wird hier deutlich.” So ist es möglich, im ersten Untergeschoß des Hauses im MuseumsQuartier einen Eindruck vom Gesamtwerk des Künstlers zu bekommen, das von seiner idyllischen Phase der Menschen- und Naturmalerei bis zu seinem ausgeprägten Interesse für die Form und das Schicksal der Menschen reicht.

Mit sowohl frühen Bildern wie dem der Genremalerei verhafteten Ölgemälde “Sonntagmorgen (Der Antrag)” (1896), auf dem eine beschämte Frau mit einem Mann vor einem Fenster stehend zu sehen ist, als auch schemenhaften Antikriegsbildern bietet die Schau einen umfassenden Einblick in das kontrastreiche Werk des Malers. Seine Bilder, die den Schrecken des Kriegs zeigen, wie “Finale” (1918), das übereinander liegende Leichen als bizarre knorrige Gestalten zeigt, wollen den deformierten Menschen in seiner Kreatürlichkeit an sich vorführen. Auch das große Thema des menschlichen Vergehens und des Schicksals wird in seinen Arbeiten deutlich: Menschen, wie in “Pieta” (1926), deren Antlitze mehr an Totenköpfe als an reale Gesichter erinnern, vermitteln dem Betrachter eine Momentaufnahme des Lebens.

Direktor Rudolf Leopold betonte die enge Verwandtschaft von Egon Schiele und Egger-Lienz, die er als “die zwei größten Formkünstler” bezeichnete. Das Formale bestehe bei Egger-Lienz auch immer aus skulpturalen Elementen, die vor allem auf die Einflüsse in seiner Wien-Zeit (von 1899 bis 1911) zurückzuführen sind. Dort wurde er von Paul Gauguin, Edvard Munch und Constantin Meunier inspiriert. Laut Leopold sollte Egger-Lienz heute als einer der bedeutendsten österreichischen Maler des 20. Jahrhunderts gehandelt werden. Im Rahmen der Ausstellung wird außerdem eine Installation des Südtirolers Klaus Pobitzer gezeigt, der eine Hommage an den Künstler Egger-Lienz entworfen hat.

Einige der wichtigeren Bilder von Egger-Lienz sind im Leopold Museum nicht zu sehen, etwa die “Namenlosen”, die im Heeresgeschichtlichen Museum laut Leopold “zwischen Mörsern zur Dekoration verkommen”. Das restituierte Bild “Totentanz 1809”, das 2006 für den Egger-Lienz-Weltrekordpreis von 912.000 Euro versteigert wurde, kann dagegen in anderen Fassungen besichtigt werden. Egger-Lienz schuf von seinen Kriegsbildern viele Wiederholungen, die den Leitgedanken von Leben und Tod belegen.

Apropos Restitution: Das Egger-Lienz-Gemälde “Bergmäher” war zuletzt Gegenstand von Spekulationen gewesen. Das Leopold Museum hat den Pressematerialien jedoch auch Unterlagen zum Stand der Provenienzforschung des Hauses beigelegt, wonach diese Vermutungen bisher nicht belegt werden konnten. Stattdessen wies gestern, Mittwoch, der Grünen-Kultursprecher Wolfgang Zinggl einmal mehr darauf hin, dass Egon Schieles “Häuser am Meer” im Besitz des Leopold Museums aus Raubkunstbeständen stamme. Das Museum wies diesen Vorwurf zurück: “Der Sammler Rudolf Leopold” hätte die ” Häuser am Meer” vielmehr 1953 “von einer Wiener Privatperson im Wissen um deren Eigentum rechtmäßig erworben”.

Malerei –  Bildergalerie: Albin Egger-Lienz | Termin

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