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Melzer machte nur ein Game

So hatte sich Jürgen Melzer seine Olympia-Premiere nicht vorgestellt. Der 23-Jährige ging Montagvormittag in der ersten Runde gegen Vincent Spadea 0:6,1:6 unter.

Rund 50 Minuten benötigte der 30-jährige US-Amerikaner, um bei unangenehmen Wind den kaum vorhandenen Widerstand des Niederösterreichers zu brechen. Melzer erhielt somit unfreiwillig eine längere Pause bis zu den nun anstehenden US-Turnieren bzw. den am 30. August beginnenden US Open.

Der im August häufig auftretende Nordwind Meltini kam für Melzer zum ungünstigsten Zeitpunkt. Trainer Karl-Heinz Wetter erkannte darin den Hauptgrund für die Abfuhr: „Der Wind war sicher ein großes Problem. Bei Jürgen passt da das Timing nicht, weil er die Bälle sehr früh nimmt, sein Spiel wird unrund“, analysierte der Coach, nachdem sein Schützling Sekunden nach dem verwerteten vierten Matchball von Spadea in die Kabine stürmte. Gerade dieses letzte Game war sein bestes, als er bei Aufschlag Spadea nach 40:0 noch zu einem Breakball kam.

Ansonsten hatte der Deutsch Wagramer aber nicht viel zu bestellen. Schlagfehler von der Grundlinie und Patzer beim Volley wechselten sich in schöner Regelmäßigkeit ab, zudem hatte er auch zwei Mal das Netzband gegen sich. Im vierten und sechsten Game des ersten Satzes vergab das ÖTV-Ass die Möglichkeit auf einen Game-Gewinn jeweils mit einem Doppelfehler, mit einem schönen Vorhand-Passierschlag schloss Spadea den Durchgang nach 22 Minuten ab.

Auf der Tribüne des Court 6 litten die Schwimmerinnen Petra Zahrl und Judith Draxler, Coach Alfons Draxler sowie als ÖOC-Vertreter Theodor Zeh und Arnold Grabner mit. Sie sahen einen beim Start des zweiten Satzes druckvollen Melzer, seinen ersten Breakball ließ er aber ungenützt. „I zuck aus“, entfuhr es den Weltranglisten-47. als Ausdruck schon leichter Resignation. Man muss dem Linkshänder aber zu Gute halten, dass er niemals aufgab. Früchte trug das jedoch nur im vierten Game des zweiten Satzes.

Der erste Ärger war bei Melzer bald etwas verraucht, die Enttäuschung aber natürlich nicht verflogen. „Im Prinzip hab’ ich ja nichts gegen Wind. Aber wenn der böig kommt, ist das für mich der Tod. Schade, denn die Trainingstage hier waren echt gut. Es hat nichts auf so eine Leistung hingedeutet“, meinte der 43. im Entry-Ranking, erkannte aber auch Spadeas Vorstellung an. „Er hat zwei Sätze lang fehlerlos gespielt. Er ist offensichtlich einer der Wenigen, die mit solchen Windverhältnissen umgehen können.“

Melzer warf sich selbst aber nichts vor: „Ich hab’ da drinnen mein Letztes gegeben. Aber ich hab’ nur fünf Bälle mit normalem Abstand getroffen. Ich werde jetzt in keine Depression verfallen, da ich weiß, woran es gelegen ist.“ Daher war für den Wimbledon-Junioren-Sieger 1999 Athen trotzdem eine Reise wert. „Es ist schön, das hier erleben zu dürfen. So eine Chance haben nicht viele Menschen.“ Melzer wird noch einige Tage in der griechischen Hauptstadt bleiben, ehe er nach Long Island weiter reist.

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