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Melissa Auf der Maur: Rockgöttin in Wien

Melissa Auf der Maur beim Frequency 2010.
Melissa Auf der Maur beim Frequency 2010. ©APA
Die Ex-Bassistin von Hole und den Smashing Pumpkins lieferte in der Szene Wien einen souveränen Auftritt zwischen Esoterik und Rock ab. Davor gab es einen Gig von Troy Von Balthazar und die Vorführung des Konzeptfilms "OOOM".
Melissa Auf der Maur beim Frequency 2010

Melissa Auf der Maur ist in einschlägigen Kreisen ja keine ganz Unbekannte mehr: In den 1990er Jahren war sie Mitglied von so erfolgreichen wie auch berüchtigten Alternative Rockbands wie den Smashing Pumpkins oder Hole. Dabei stand die Kanadierin mit ihrem Bass meist aber eher am Rande des Geschehens, wenn es um Liveauftritte ging. Seit 2004 ist sie auch mit eigener Musik unterwegs und dabei Mittelpunkt. Gestern, Mittwoch, Abend begeisterte Auf der Maur mit Begleitband in der Szene Wien und überzeugte nicht nur dank eines Gesamtkonzepts.

Ihr zweites Studioalbum, “Out Of Our Minds” oder kurz “OOOM”, wurde im Frühjahr 2010 veröffentlicht, und gestaltet sich als Gesamtkunstwerk der zierlichen Bassistin. Neben der Musik besteht dieses auch aus dem Film “OOOM”, der zu Beginn des Konzertabends vorgeführt wurde. Unter der Regie von Tony Stone entstand auf Basis eines gemeinsamen Konzeptes ein halbstündiger Trip in mystische Wälder, was sowohl blutende Baumstämme als auch Wikinger beinhaltet, ohne Worte, dafür untermalt mit Musik von Auf der Maur.

Troy Von Balthazar: Liebenswerter Auftritt

Der Auftritt von Troy Von Balthazar, angesetzt zwischen dem düsteren Film und der noch folgenden, druckvollen Performance von Auf der Maur, mutete etwas eigenartig an, passte sein reduzierter Indie-Rock doch nicht so wirklich zur restlichen Stimmung. Mit seiner Band Chokebore feierte der Sänger und Gitarrist Anfang der 1990er Jahre einige Achtungserfolge im Umfeld des Grunge-Hypes. Solo schlug er aber in eine andere Kerbe, setzte ganz auf seine Gitarre und simple Akkordfolgen, die er loopte und darüber seine teils ironischen Texte stellte. Da er sein Klavier leider nicht mit auf Tour nehmen konnte, wie er erklärte, gab es gegen Ende dann eine sitzende Performance mit kleinem Radio auf der Schulter, aus dem zaghafte Pianoklänge kamen. Ein letztlich liebenswerter Auftritt, der sich auch gegen die anhaltenden Gespräche im Publikum durchsetzen konnte.

“The Hunt” vom aktuellen Album leitete schließlich das Set von Melissa Auf der Maur ein: ein stoischer Schlagzeugrhythmus und mächtige Gitarren ebneten den Weg für weitere 15 Songs, die die beiden Veröffentlichungen der Musikerin mit Schweizer Wurzeln gleichermaßen abdeckten. Mit dreiköpfiger Band spielte sich die Bassistin zu Beginn durch die etwas härteren Nummern ihres ersten Albums “Auf der Maur”. Dies wurde vom Publikum sichtlich goutiert, und aus anfänglichem Kopfnicken wurden schnell ekstatischere Bewegungen. “Real a Lie” oder “Lightning is my Girl” kamen druckvoll und präzise aus den Boxen, Auf der Maur selbst gab sich als unumstrittene Königin der Bühne, auch wenn die gesangliche Darbietung anfangs so ihre Schwächen hatte.

Doors-Cover als Rausschmeißer

Merkwürdiger Höhepunkt eines Konzerts mit vielen guten Momenten war die Performance von “Father’s Grave”, einem Lied, das Auf der Maur auf ihrem Album gemeinsam mit Glenn Danzig intoniert. Auf der Bühne war sie dabei allein, die Musik kam vom Band, und dennoch erzeugte das Stück eine eindringliche Stimmung und Atmosphäre. Das Doors-Cover “When the Music’s Over” fungierte als Rausschmeißer und beschloss das knapp eineinhalbstündige Set, bei dem eine immer souveräne Melissa Auf der Maur nicht nur das männliche Publikum für sich gewinnen konnte. Eine Frau zwischen esoterischer Waldfee und Objekt der Begierde, die musikalisch sowie künstlerisch zu überzeugen weiß und dabei einen grundsympathischen Eindruck hinterließ. Eine weitere Gelegenheit, sich davon zu überzeugen, gibt es heute, Donnerstag, Abend im Salzburger Rockhouse.

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