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Mein Vater, der Fürst - Kritik und Trailer zum Film

Lila Schwarzenberg hat sich ihrem Vater angenähert - dem Staatsmann und Familienpatriarchen Karl Schwarzenberg. Oder sie versucht es in ihrem Dokumentarfilm "Mein Vater, der Fürst" zumindest. Der tschechische Außenminister unter Vaclav Havel und seine 53-jährige Tochter haben nämlich kein einfaches Verhältnis, sondern ein komplexes, von Missverständnissen und unterschiedlichen Erwartungshaltungen geprägtes. Und doch eint beide über die Jahre der Dreharbeiten hinweg das ehrliche Bemühen, diese Kluft zu überwinden.

Karl Schwarzenberg war in seinem Leben vieles - Familienoberhaupt und Fürst der Schwarzenbergs, tschechischer Außenminister unter Vaclav Havel, Präsidentschaftskandidat 2013 und Vater. Für die Filmemacherin Lila Schwarzenberg ist er vor allem letzteres. Und zugleich auch nicht. In "Mein Vater, der Fürst" fasst die 53-Jährige diese komplexe Vater-Tochter-Beziehung in einem berührenden Porträt, das nach der Weltpremiere in Karlovy Vary nun am Freitag ins Kino kommt.

Mein Vater, der Fürst - Kurzinhalt zum Film

Der Ausgangspunkt für die intime Familienaufstellung zweier Menschen, die sich schätzen, respektieren und doch in einer ihnen selbst unerklärlichen Distanz zueinander bleiben, war das Jahr 2016. Kurz vor dessen 80. Geburtstag entschließt sich Lila Schwarzenberg mit Unterstützung ihres Co-Regisseurs Lukas Sturm, sich ihrem Vater respektive dem Staatsmann Karl Schwarzenberg zu stellen. Was folgt sind Gespräche an den verschiedenen Familiensitzen über fünf Jahre hinweg. Diese verlaufen durchaus offen, beide bemühen sich sichtlich, und doch wird immer wieder eine Grenze spürbar.

Ihr Vater habe immer eine Wand des Schutzes um sich herum, reflektiert Lila wiederum im Gespräch mit Sturm die Entwicklungen. Und es gebe wohl auch Menschen, bei denen er diese fallen lassen könne. Sie gehöre jedoch nicht dazu. Lange Jahre habe sie durchaus Angst ob seiner Strenge gehabt. Noch heute merke sie, dass der Kontakt schwierig sei, nicht "fließe". Es bleibe das stete Gefühl, sich beweisen zu müssen.

Mein Vater, der Fürst - Die Kritik

Dabei schont Lila Schwarzenberg ihren Vater bei den Gesprächen keineswegs, sondern konfrontiert ihn mit seiner Unfähigkeit zu Emotionen im Privaten. Dass er ein Familienmensch ohne Familiensinn ist, gesteht Karl Schwarzenberg dabei selbst zu. Er habe kein Problem, vor 1.000 Menschen eine Rede zu halten, aber eines, vor seinen Kindern Gefühle zu zeigen.

Dass Lila als Kind lange burschikos unterwegs war - ein Umstand, den sie nicht zuletzt damit erklärt, dass den Frauen in der Familie gewisse Sphären nicht zugänglich waren - kommentiert Vater Karl etwa lakonisch: "Das hat mich nicht besonders bewegt." Ungeachtet einer Lebenseinstellung, die im Wahlspruch "Man ist nicht dazu da, um glücklich zu sein. Man hat seine Aufgabe zu erfüllen" kulminiert, lässt sich auch der alte Mann letztlich auf seine Tochter ein. Auch er bemüht sich, die Kluft zu ihr zu überbrücken. Und auch er scheitert damit immer wieder.

So handelt "Mein Vater, der Fürst" letztlich von Sehnsüchten, die unerfüllt bleiben. Und ist darin ein äußerst mutiger, würdevoller Film, der bei weitem mehr bietet als einen intimen Schlüssellochblick. Sie verstehe ihren Vater auch nach dem Film nicht besser, man sei sich auch nicht wirklich näher gekommen, räsoniert Lila Schwarzenberg zum Schluss. Aber man habe immerhin eine gemeinsame Reise unternommen. Und vielleicht trage dieser Samen dereinst Früchte.

(APA/Red)

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