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Mehrzahl der Jungunternehmer sieht schwarz für Konjunktur

Für die eigenen Firmen sind Österreichs Jungunternehmer jetzt etwas optimistischer als noch im Sommer 2016. Von einem wirklichen Aufwärtstrend ist aber keine Rede. Schwarz sehen die jungen Unternehmer und Selbstständigen für die Gesamtwirtschaft. Hier ist die Zahl der Skeptiker sogar noch höher geworden. Daran macht die Interessensvertretung unter ihrer neuen Chefin ihren Forderungskatalog fest.

53 Prozent der im Dezember vom market-Institut im Auftrag der “Jungen Wirtschaft” (JW) befragten 1.060 Jungunternehmer glaubten an eine Verschlechterung der allgemeinen Konjunktur im nächsten Jahr. Das waren 6 Prozent mehr als sechs Monate davor. Für Amelie Groß, neue Bundesvorsitzende der Jungen Wirtschaft, “ein katastrophaler Wert”. Vor allem, wenn man das jetzt schon schwierige Umfeld zugrundelegt.

Leicht nach oben geht es indes mit der Stimmung für die eigene Firma. 53 Prozent der Befragten – und damit 11 Prozent mehr als im Sommer – brauchten sich auf keine rückläufigen Ausgaben ihrer Kunden einzustellen. Auf die niedrigsten Werte seit fünf Jahren sank der Anteil der jungen Unternehmer, die vom Sparkurs ihrer Kunden deutlich getroffen wurden. Fast ein Drittel (32 Prozent, plus 11 Prozent) erwartet sich in den nächsten Monaten eine bessere Ertragslage. Nach Rückgängen in den letzten Jahren markierte auch das den besten Umfragewert seit 2011.

Bei den Kosten der einzelnen Betriebe ist die Entspannung aber noch nicht in dem Maß angekommen. Für Groß liegt es jetzt an der Regierung, den leichten Stimmungsaufschwung auf Betriebsebene zu befeuern – zumal das Investitionsklima etwas besser wurde und auch die Zahl der jungen Unternehmer, die in den kommenden Monaten mit mehr Mitarbeitern arbeiten wollen, mittlerweile auf 35 Prozent gestiegen sei. Trotzdem schließt der größte Teil (63 Prozent) der Jungunternehmer neue Mitarbeiter mehr oder weniger aus.

Für junge Selbstständige sei es wegen der hohen Lohnnebenkosten immer noch viel zu teuer, Mitarbeiter einzustellen, meint die JW. Sie will eine Senkung der Abgabenquote um “mindestens vier Prozentpunkte” des BIP. Die Körperschaftssteuer (KöSt) sollte fürs erste auf 22,5 Prozent zurückgefahren werden, mittelfristig auf 20 Prozent, so die JW-Forderung.

Für die neue JW-Vorsitzende sind Bildung und Ausbildung Kernthema: Dazu gehörte “endlich ein Ganztagsschulangebot für alle Kinder, wo individualisiert Hilfe angeboten wird”. Dass es im Schulsystem nicht so weiter gehen könne wie bisher, bewiesen jedes Jahr die Pisa-Studien. “Ich hätte in meinem eigenen Betrieb keinen Job für jemanden, der nicht lesen kann”, sagte die Salzburger Unternehmerin am Montag vor Journalisten.

Weitere Forderungen: Die Probezeit für neue Mitarbeiter sollte auf drei Monate verlängert werden, so wie bei Lehrverhältnissen. Die Lohnnebenkostenbefreiung für die ersten drei Beschäftigten in den ersten drei Jahren sollte für alle Gründer gelten, nicht nur für Start-ups.

Studien, wonach durch die Digitalisierung 50 Prozent der Arbeitsplätze verloren werden, zieht der ehemalige Chef der Jungen Wirtschaft, Herbert Rohrmair-Lewis, in Zweifel. Zweifellos werde es einen Wandel geben, jeder einzelne müsse in die digitale Welt mitgenommen werden. Obwohl es die Politik in den letzten sieben, acht Jahren nicht geschafft hat, die Arbeitslosigkeit zu senken, sieht Rohrmair-Lewis “die Regierung deutlich unter ihrem Wert” geschlagen. In den letzten eineinhalb Jahren sei “außerordentlich viel weiter gegangen”. Von einem Start-up-Paket oder einem New Deal hätte man davor nicht einmal träumen können.

(APA)

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