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Mehr Kosten erfordern mehr Hilfe

Teuerungen bringen viele Familien in Not.
Teuerungen bringen viele Familien in Not. ©Caritas/Elke Kager Meyer
Caritas zum Welttag der Armen:
Christian Beiser

Der von Papst Franziskus ins Leben gerufene „Welttag der Armen“ wird heuer am 13. November bereits zum sechsten Mal begangen. In vielen Pfarren berichten dabei Caritas-Mitarbeiter über die Nöte und Sorgen vieler Vorarlberger*innen. Christian Beiser, Stellenleiter der Caritas-Beratungsstelle „Existenz&Wohnen“ erzählt im Interview, wie Armut hier in Vorarlberg spürbar ist.

Mit welchen Sorgen kommen Menschen derzeit in die Beratungsstelle Existenz&Wohnen? Sind in der Sozialberatung Unterschiede zu den vergangenen Jahren spürbar?

Sowohl was die insgesamt erreichten Haushalte, als auch was die Vorsprachen in unseren offenen Beratungsdiensten betrifft, verzeichnen wir im Vergleich zum Vorjahr eine Zunahme um zehn Prozent. Besonders auffällig ist die hohe Zahl der Erstkontakte, im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung um ein gutes Drittel. Über 960 der in den ersten zehn Monaten des Jahres beratenen Klient*innen war zuvor noch nie an unserer Stelle. Bereits das dritte Jahr in Folge haben wir eine im Vergleich zur Vor-Pandemie-Zeit sehr hohe – das heißt: mehr als verdoppelte – Zahl an Anonym-Kontakten. Damit werden Menschen erfasst, die sich mit Fragen und Informationsanliegen an uns wenden, aber noch nicht an dem Punkt sind, um in eine persönliche Beratung einzusteigen, mitunter aus Scham, ihren Hilfebedarf sich selbst und anderen einzugestehen.

Im Vordergrund der Beratungen stehen stets Schwierigkeiten der Existenzsicherung oder Wohn(versorgungs)probleme – das hat sich auch während der letzten Monate nicht geändert. Die Probleme haben sich allerdings verschärft, da merken wir die Teuerung deutlich. Der Druck auf Haushalte mit geringen Einkommen hat zugenommen, was die Finanzierung des alltäglichen Lebensbedarfs betrifft, aber auch was die Wohnkosten und da vor allem die Betriebs- und Energiekosten betrifft. Rücklagen, wo welche vorhanden waren, wurden während der Pandemie bereits aufgebraucht. Durch die Teuerung werden die finanziellen Spielräume massiv eingeengt, weil die Kosten in allen existenznotwendigen Lebensbereichen gleichzeitig steigen.

Ist in der Notschlafstelle spürbar, dass es für Klient*innen schwerer wird, eine Nachfolge-Unterkunft zu bekommen?

Leistbare Wohnungen sind seit Jahren schon ein rares Gut. Das Angebot an vergleichsweise günstigen gemeinnützigen Wohnungen reicht für den Bedarf nicht aus, vor allem auch weil sich die Preisentwicklung im privaten Wohnsegment längst von den Einkommen gering verdienender Menschen abgekoppelt hat. Die Wohnungssuche stellt die Menschen vor große Herausforderungen. Umso wichtiger ist es, dass wir unser Augenmerk auch auf präventive Arbeit legen: Jede Wohnung, die im Rahmen der Delogierungsprävention gesichert werden kann, ist eine Wohnung weniger, die neu gesucht werden muss.

Wie ist Ihre persönliche Erwartung für 2023?

Mit Jahresbeginn werden einige Sozialleistungen valorisiert, unter anderem die Familienbeihilfe, die für viele unserer Klient*innen eine ganz wesentliche Rolle für die Existenzsicherung spielt. Eine wichtige Errungenschaft, dass diese Leistungen erstmalig seit Jahren indexiert werden, allerdings liegt die Höhe der Indexierung, soweit bisher bekannt wurde, deutlich unterhalb der derzeitigen Inflationsrate, was bedeutet, dass diese Erhöhung die teuerungsbedingten Mehrausgaben nicht kompensieren wird. Ganz ähnlich wird es sich mit anderen Sozialleistungen verhalten. Auf der Aufgabenseite werden die Betriebs- und Energiekosten weiter, beziehungsweise überhaupt erst ansteigen – die Preisentwicklung im Energiebereich (Strom, Gas) wird ja vorerst noch nicht an die privaten Verbraucher weitergegeben. Wenn sich das ab März dann ändern wird, wird das viele Haushalte vor enorme Schwierigkeiten stellen. Ich rechne also damit, dass sich die Situation weiter verschärfen wird.

Inlandshilfe der Caritas:

Die massive Teuerung der vergangenen Monate bringt viele Menschen in Vorarlberg unter großen finanziellen Druck.

Durch die Caritas-Inlandshilfe wird unter anderem die Arbeit der Beratungsstelle „Existenz&Wohnen“ ermöglicht. Menschen in finanziellen Notlagen werden dort umfassend unterstützt, damit sie beispielsweise ihre Wohnung nicht verlieren oder auch am Ende des Monats dringend benötigte Lebensmittel kaufen können. Einen speziellen Fokus legt die Caritas auch auf die Sicherung der Existenz von Familien mit Kindern.

So können Sie mithelfen:
Caritas-Spendenkonto – Raiffeisenbank Feldkirch
IBAN AT 32 3742 2000 0004 0006
Kennwort: Inlandshilfe
Online-Spenden: www.caritas-vorarlberg.at

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