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Mehr Dicke als Hungernde

Zu viel und zu fettes Essen ist heute weltweit ein größeres Problem als zu wenig Nahrung: Weltweit litten inzwischen eine Milliarde Menschen an Fettleibigkeit, dagegen nur noch 800 Millionen Menschen an Hunger.

Das berichteten Agrar-Experten am Montag bei einer Konferenz in Australien.

Mit rasender Geschwindigkeit sei die „hungernde“ in eine “übergewichtige Welt“ umgeschlagen, berichtete der US-Agrarökonom Barry Popkin bei einer internationalen Fachtagung nahe der ostaustralischen Stadt Brisbane. Dabei sei Fettleibigkeit mit ihren zahlreichen gesundheitsschädigenden Konsequenzen längst nicht mehr nur ein Merkmal der reichen Industriestaaten.

Obwohl einige Staaten oder Bevölkerungsgruppen immer noch gegen den Hunger kämpfen müssen, ist Fettleibigkeit weltweit heute eine vorherrschende Krankheit. Laut Popkin boomt Übergewicht nicht mehr nur in den Städten, sondern hat inzwischen auch die Landbevölkerung erreicht. Regierungen in aller Welt hätten es aber bisher versäumt, das Problem ernsthaft anzugehen.

Als Beispiel nannte der US-Experte China, wo neue Ernährungsgewohnheiten, weniger harte körperliche Arbeit sowie eine zunehmende Motorisierung sich bei vielen Menschen in überflüssigen Pfunden niederschlagen. Japan dagegen, dessen Bevölkerung nach wie vor viel zu Fuß geht und ein Viertel des Einkommens für gute Ernährung ausgibt, habe die niedrigste Rate an Fettleibigen weltweit.

Laut den Experten hätte die Politik durchaus Möglichkeiten, den Trend zu beeinflussen: „Wir subventionieren einige Dinge, andere dagegen nicht. Die Leute würden eher zu Obst und Gemüse greifen, wenn es billiger wäre. Wenn dagegen jede unnötige Kalorie bei Softdrinks zusätzlich kostete, würden die Menschen weniger davon konsumieren“, zeigte sich der Wissenschafter Benjamin Senauer von der Universität von Minnesota überzeugt. „Heute ist es buchstäblich eine Frage von Leben oder Tod, ob es uns gelingt, den vorherrschenden Lebensstil der Menschen mit wenig Bewegung und viel fettem Essen zu ändern“.

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