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Medizin-Quote "rettete" Österreicher

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Die neue "Quotenregelung" für das Medizin-Studium, wonach an den Medizin-Unis 75 Prozent der Anfänger-Studienplätze für Bewerber mit österreichischem Maturazeugnis reserviert sind, hat die heimischen Maturanten "gerettet".

Laut den am Dienstag veröffentlichten Ergebnissen des am 7. Juli in Wien und Innsbruck durchgeführten Eignungstest für das Medizin-Studium (EMS) wären auf Grund der reinen Test-Ergebnisse nämlich sonst nur 46 Prozent der Anfänger-Studienplätze im Herbst an Österreicher gegangen. Mit 52 Prozent der Löwenanteil wäre auf Bewerber aus anderen EU-Staaten (vor allem Deutsche) entfallen, die sich so mit nur 20 Prozent der 1.140 Anfänger-Studienplätze in Wien und Innsbruck begnügen müssen.

Dabei zeigte sich ein deutlicher Unterschied zwischen Wien und Innsbruck: Ohne Quote wären in Wien immerhin 60 Prozent der Plätze an Österreicher gegangen, in Innsbruck dagegen nur 30 Prozent. Grund: In Innsbruck traten wesentlich mehr Deutsche an als in Wien. Insgesamt waren die österreichischen Test-Teilnehmer mit 51,3 Prozent nur knapp in der Überzahl.

Zum EMS traten in Wien 2.261 Bewerber an, in Innsbruck 1.424 – das macht insgesamt 3.645. Insgesamt 40 Personen beendeten die ganztägige Prüfung nicht. Für sie standen 1.140 Studienplätze zur Verfügung – 740 (555 für Österreicher, 148 für EU-Ausländer, 37 für Nicht-EU-Ausländer) in Wien und 400 (300 für Österreicher, 80 für EU-Ausländer, 20 für Nicht-EU-Ausländer) in Innsbruck.

Anlass für die Einführung des Tests war das Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) über die österreichische Uni-Zugangsregelung im Vorjahr und der darauf folgende starke Andrang von deutschen Studienwerbern vor allem in Medizin. In Folge hat der Nationalrat Anfang März die neue „Quotenregelung“ für das Medizin-Studium beschlossen. Demnach stehen 75 Prozent der Studienplätze Bewerbern mit österreichischem Maturazeugnis zur Verfügung, 20 Prozent für solche aus anderen EU-Ländern und fünf Prozent aus anderen Staaten.

Beim EMS wurde kein Fachwissen abgefragt, sondern die Eignung für das medizinisch-naturwissenschaftliche Studium überprüft. Getestet wurden verschiedene relevante Studien-Fähigkeiten wie medizinisch-naturwissenschaftliches Grundverständnis, räumliches Vorstellungsvermögen, Umgang mit Zahlen, Einheiten und Formeln, Textverständnis etc.

Am Freitag gehen die genauen Ergebnisse online (http://www.eignungstest-medizin.at), die Kandidaten werden auch per Mail verständigt. Anschließend haben die Erfolgreichen 20 Tage Zeit, um entweder zu inskribieren oder eine schriftliche Erklärung abzugeben, dass sie den Studienplatz annehmen.

Anders wird die Studienzulassung an der dritten Medizinischen Uni in Graz gehandhabt. Am 7. Juli fand eine persönliche Anmeldung an der Uni statt, zu der insgesamt 915 Personen – darunter 545 Österreicher und 295 Deutsche – erschienen sind. Diese müssen sich nun am 1. September einem schriftlichen Multiple-Choice-Test unterziehen, bei dem vor allem das schulische Vorwissen der Bewerber aus den für die Medizin relevanten Bereichen der Biologie, Chemie, Physik und Mathematik abgefragt wird. Die Quotenregelung gilt auch für die Medizin-Uni Graz.

“Verfahren hat sich bewährt”

Auf den ersten 30 Plätzen der Rangliste hat es nach Angaben des Vizerektors für Lehre an der Medizin-Uni Wien, Rudolf Mallinger, gleich viele Österreicher wie Deutsche gegeben. Die drei besten Test-Ergebnisse erreichten aber Deutsche, der beste Österreicher landete auf Platz vier. Die Test-Ergebnisse in Wien und Innsbruck fielen in etwa gleich aus. Insgesamt habe sich der EMS „bewährt“, meinte Mallinger gegenüber der APA.

Die ungleiche Anzahl der deutschen bzw. österreichischen Kandidaten in Wien und Innsbruck hat zur Folge, dass manche Studienwerber, die an ihrer Wunsch-Uni keinen Platz erhalten haben, zur anderen überwechseln können: 55 Deutsche, die in Innsbruck keinen Platz bekämen, dürfen demnach nach Wien wechseln, 58 Österreicher bzw. 17 Nicht-EU-Ausländer dürfen den umgekehrten Weg gehen.

Detail am Rande: Die besten Test-Leistungen haben 23- bis 25-jährige Kandidaten erreicht. Sie übertrumpften sowohl die teilnehmenden Maturanten als auch ältere Bewerber.

Ganz durchatmen können die erfolgreichen Studenten übrigens nicht: An beiden Medizin-Unis werden die Plätze ab dem zweiten Abschnitt um 20 Prozent reduziert. Die Österreicher können sich übrigens sowohl mit Eignungsprüfungen in stark nachgefragten Fächern als auch mit der Quotenregelung anfreunden: 88 Prozent von 2.000 Befragten votierten laut einer Fessel-GfK-Studie vom Juni für Eignungsprüfungen, 77 Prozent fanden laut einer IFES-Umfrage mit gleichem Sample die Quotenregelung „akzeptabel“.

Wenn es Auswahlverfahren gibt, sprechen sich laut IFES sowohl Schüler (48 Prozent) als auch Studenten (31 Prozent) als erste Wahl für eine Eignungsprüfung vor dem Studienbeginn aus. Weniger beliebt sind Auswahlverfahren während der ersten beiden Semester (Schüler: 19 Prozent, Studenten: 28 Prozent) bzw. eine Selektion auf Grund des Matura-Zeugnisses (jeweils 14 Prozent).

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