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Medientage 2014 in Wien: "Schlacht um die Zukunft gewinnen"

Julia Jäkel von Grunar+Jahr am Podium der Medientage.
Julia Jäkel von Grunar+Jahr am Podium der Medientage. ©APA
Die Branche muss eine "Schlacht um die Zukunft" gewinnen. Philipp Welte, Verlagsvorstand der Hubert Burda Media, verwendet gerne drastische Bilder, wenn er über den Zustand der Medien spricht. Etwas zurückhaltender, aber in eine ähnliche Stoßrichtung argumentierte Gruner+Jahr-Vorstandsvorsitzende Julia Jäkel. Denn in einem waren sie sich einig: "Es gibt einen Markt für gute Inhalte."
"Mehr Kreativität und Innovation"

Bei den Österreichischen Medientagen versuchten die deutschen Medienmanager am Dienstag gute Stimmung zu verbreiten. Schließlich gebe es in der Branche oft genug “Hohepriester des Niedergangs”, wie Welte meinte und dabei den “großen Philosophen” Puff Daddy anführte: “It’s all fucked up now.”

Ganz so drastisch müsse man die Situation, trotz des Gamechangers Digitalisierung, allerdings nicht sehen. “Lassen Sie uns mehr Renaissance wagen”, appellierte er an das Publikum.

“Medienwelt radikal geändert”

“Wir haben heute die Chance, in unmittelbare Beziehung zu den Endverbrauchern zu treten und aktive Communities zu machen”, so Welte. “Das geht aber nur über hochwertige, journalistische Inhalte.” Im Fokus müsse folglich der Leser, der User stehen. Um diesen zu erreichen, sollten “Technologie und Inhalt” einander begegnen. Jäkel sprach gar davon, dass Geschäft neu zu erfinden.

“Die Medienwelt hat sich radikal geändert”, dennoch könne Print wachsen und seien gut recherchierte sowie geschriebene Texte relevant. Nur müsse man den Endverbraucher heute eben überall erreichen.

“Führungskräfte gefordert” – aber Sparkurs

Bei Gruner + Jahr habe man die Titel nach insgesamt acht “Communities of Interest” ausgerichtet. Diese werden zudem über neue digitale Unternehmen adressiert, wodurch die Monetarisierung breiter aufgestellt werde. “Am Ende wird entscheidend sein, wie wir das, was wir Transformation nennen, kulturell leben.” Diesbezüglich seien die Führungskräfte gefordert, “die in dem Neuen eine unternehmerische, verlegerische und auch persönliche Chance sehen”, so Jäkel. Der damit eingeschlagene Weg werde “über viele Jahre gehen. Am Ende geht es um ein Konzert der Ereignisse, die ein Haus in Schwingung bringen und nicht die eine, messianische Akquisition.”

Dass ihr Verlag auf diesem Weg zuletzt auf einen harten Sparkurs setzte, sei laut Jäkel “für uns alle belastend”. Es gebe aber einen gemeinsam erarbeitet Plan, von dem man sich nicht abbringen lassen werde.

“Österreichs Medien leben noch stark von Print”

In der anschließenden Podiumsdiskussion zeigten sich die heimischen Branchenvertreter zwar nicht abgeneigt von einem positiven Blick in die Zukunft, hatten dem Bild von Jäkel und Welte aber einige Zwischentöne hinzuzufügen. Österreichische Medien würden immerhin “in den nächsten Jahren noch sehr stark vom Printgeschäft leben”, wie “Krone”-Geschäftsführer Gerhard Riedler zu bedenken gab. Aber auch beim Reichweitenkaiser stünden Neuerungen an, etwa ein kostenpflichtiges E-Paper vor Weihnachten oder eine Sport-App im kommenden Jahr.

Und Michael Fleischhacker von “NZZ.at” bezeichnete den Ableger der “Neuen Zürcher Zeitung” als “Optimismusprojekt”, dessen Texte gänzlich hinter einer Bezahlschranke verschwinden werden.

Styria: “Wir sind ein Hochrisikotopf”

Zurückhaltender gab sich Styria-Vorstand Malte von Trotha. Man müsse Innovation in den einzelnen Marken fordern und fördern, gleichzeitig brauche es aber auch zentrale Koordinationsstellen. Über einen Risikotopf verfüge die Styria “im Moment nicht”, wohingegen Pirker mit folgender Aussage für Lacher sorgte: “Wir sind ein Hochrisikotopf.”

Er wollte Innovation nicht zwangsläufig als digital konnotiert verstanden wissen. “Auch Print kann wachsen.” Man dürfe sich keinesfalls zurücklehnen und “schauen, wie wir langsam, aber schön sterben”, so Pirker. Eine Ansicht, die Fleischhacker teilte: “Innovation ist am Markt unabhängig von Print oder Online und muss auf geänderte Bedürfnisse reagieren.”

“Österreich Weltmeister im Entwerten und Rausschmeißen”

Ein Bedürfnis der Branche ist und bleibt aber ein funktionsfähiges Geschäftsmodell. Dafür müsse man den Usern klar machen, dass sie etwas erhalten, “was einen Wert hat”, meinte von Trotha. “Und bisher waren wir Weltmeister im Entwerten, im Rausschmeißen.”

Als “Strömung” sei Paid Content laut Pirker schon erkennbar, nicht nur in Österreich. “Die darf man aber nicht überfordern, weder zeitlich, noch was die Größenordnung betrifft. Wir müssen behutsam damit umgehen und dürfen keine Luftschlösser bauen.” Für Riedler ist die Umsetzung von Paid-Modellen jedenfalls nur “in Nischen” möglich. “Für uns ist das in erster Linie Sport, dort werden wir uns stark draufsetzen.” Die Stimmung passt also in einzelnen Facetten, es scheint aber noch ein langer Weg. “Schließlich geht es nicht um kurzfristige Umsatzmaximierung,” so Jäkel.

Mehr zum weiteren Programm der Medientage.

(APA)

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