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Müde Ärzte machen Fehler

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Israelische Wissenschaftler haben nun belegt, das vorallem Assistenzärzte von Müdigkeit und Erschöpfung betroffen sind. Eine Standardisierung für Arbeitsschritte der Assistenzärzte wird gefordert, da sie meist die ersten Ansprechpartner für Patienten sind.

Ärzte reagieren bei Müdigkeit ebenso wie Menschen anderer Berufsgruppen: Ihre Genauigkeit sinkt und die Fehlerquote steigt. Was offensichtlich scheint, haben nun israelische Wissenschaftler mit Zahlen belegt. Sie berichten im International Journal of Behavioural and Healthcare Research, dass besonders junge Assistenzärzte in ihrer Arbeit von Müdigkeit und Erschöpfung betroffen sind, was häufig zu Fehlern führt. Im Hinblick auch auf das Wohl der Patienten fordern die Studienautoren, dass die Arbeitsbedingungen besonders für diese Gruppe von Ärzten verbessert werden sollen. Fehler könnten vor allem durch die Standardisierung klinischer Vorgänge reduziert werden, so die Schlussfolgerung der Mediziner.

Assistenzärzte erledigen auf den Krankenhaus-Stationen vor allem Routinearbeiten wie Morgenvisite, Blutentnahme oder Medikamentenverschreibung. Sie ordnen Untersuchungen an und sind meist erster Ansprechpartner des Patienten bei Problemen, weshalb sie Studienleiter Zvi Stern vom Hadassah Hebrew University Medical Center als “vorderste Versorgungslinie” im Krankenhaus bezeichnet. Diese Arbeit stelle jedoch eine große Herausforderung dar, sei doch das Stressniveau besonders hoch, die übertragene Verantwortung erdrückend und die Arbeitszeit in der Regel überlang. Möglichkeiten zu ausreichend Schlaf und Erholung haben Assistenzärzte kaum.

Dass Schlafentzug durch zu viel Arbeit und klinische Fehler zusammenhängen, konnten schon frühere Forschungen zeigen. Eine weltweite Studie ergab erst kürzlich, dass mindestens jeder dritte medizinische Fehler auf Intensivstationen auf Übermüdung zurückzuführen ist.

Speziell die Situation der Assistenzärzte untersuchte die Universität Harvard, was eine gesetzliche Arbeitszeitbegrenzung für diese Ärztegruppe in den USA zur Folge hatte. Kritiker wiesen darauf hin, dass das Problem der hohen Fehlerquote auch nach der Stundenreduktion bestehen blieb. Die

aktuellen Zahlen bestätigen jedoch die Müdigkeit als wichtigste Fehlerquelle. Dazu wurden Fehlerberichte von Oberschwestern analysiert, die Daten zu 126 Assistenzärzten in zwei israelischen Lehrkrankenhäusern enthielten.

Angesichts dieser Ergebnisse drängen die Forscher darauf, die routinemäßigen Arbeitsschritte im Spital zu standardisieren. Das bedeute die Erstellung genauer Checklisten und Protokolle, die alle Richtlinien, Behandlungsoptionen und Untersuchungen enthalten, die ein Assistenzarzt in der Behandlung eines Patienten zu berücksichtigen hat. “Liegen die Untersuchungen und Behandlungsformen schriftlich vor, sollte das Fehler und Pannen verringern. Denn das Übersehen wichtiger Schritte oder Verwechslungen, die häufig durch Müdigkeit zustande kommen, werden somit unwahrscheinlicher. Assistenzärzte können durch Arbeit nach Anleitung davor geschützt werden, sich ausschließlich auf eine einzige Behandlungsform zu konzentrieren”, so Stern.

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