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Maurizio Pollini spielte im Konzerthaus Werke von Chopin und Debussy

Maurizio Pollini trat im Rahmen der Festwochen in Wien auf.
Maurizio Pollini trat im Rahmen der Festwochen in Wien auf. ©AP
Dass Maurizio Pollini über eine Bühnenerfahrung von mehr als vier Jahrzenten verfügt, merkte man bei seinem Konzert im Rahmen der Wiener Festwochen in jeder einzelnen Sekunde. Er versinkt, verneigt sich, mit dem unerschütterlichen Selbstverständnis, dass es ein Privileg ist, ihm zuschauen zu dürfen. Einfach, weil er Maurizio Pollini ist. Sein Publikum im Konzerthaus sah das genauso.

Mit Chopin hat Pollini, heute 71, seine Karriere begonnen, damals 18-jährig. Dazwischen liegt ein einzigartiger Paarlauf zwischen Komponist und Interpret, der dem einen eine beispiellose Karriere und dem anderen eine zeitgemäße Neuentdeckung bereitet hat. Pollini hat Chopin gleichzeitig entsentimentalisiert und dramatisch geschärft, hat straffe Bögen gespannt, wo bei anderen Interpreten formloses Schwelgen herrscht, beweist auch mit seiner Programmierung einen untrüglichen Sinn für Regie. Den Chopin-Teil lässt er mit einem Prelude anheben, sich über die lautmalerische Ballade (Nr. 2 und 3) zur vielfarbigen Mazurka (Opus 33) steigern und mit dem in Sonatenform brillierenden Scherzo Nr. 3 kraftvoll zu Ende gehen.

Maurizio Pollini im Wiener Konzerthaus

Nach der Pause offeriert Pollini bei Debussys “Douze Preludes” die ungebrochene Virtuosität seiner Finger, vielleicht nicht mehr ganz ungetrübt in der Perfektion der Läufe, oder in der Präzision des Ausklangs, aber dennoch mit der Direktheit und der strengen Brillanz, die ihn nicht nur als Interpreten der romantischen und impressionistischen Klavierliteratur, sondern auch der zeitgenössischen Musik stets ausgezeichnet hat. Als assoziativ geordnete Improvisationen angelegt, eröffnen die zwölf Stückchen in Pollinis Händen einen klar konturierten Szenenparcours, Pausen lässt er nur sparsam zu, wie für eine kurze Umbauphase auf einer Opernbühne, um sogleich wieder in die Handlung mit gänzlich irrelevantem Plot einzutauchen. Irrelevant, weil das Geschehen sich in der Musik ganz unbezeichnet und unerklärt entfaltet, gleichsam als hochdramatischer physikalischer Vorgang.

Danach sieht sich der ergraute Fürst mit der steifen, wohlerzogenen Verbeugung den hundertfachen Standing Ovations gegenüber, weiß auch hier, was sich gehört, und spielt einige virtuose Zugaben. Dann geht er von der Bühne und zieht sich wieder wochenlang von seinem Publikum zurück. Pollini spielt wenige Konzerte im Jahr, das nächste Mal im August, zunächst in Lübeck und dann bei den Salzburger Festspielen, mit Schumanns “Kreisleriana” – und wieder Chopin.

Weitere Infos zum Programm der Festwochen finden Sie hier. (APA)

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