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Matangi/Maya/M.I.A - Kritik und Trailer zum Film

Zu ihren Songs tanzt man nicht nur in der Disco, sie regen auch zum Nachdenken an: M.I.A., britischer Popstar mit tamilischen Wurzeln, ist eine vielschichtige Persönlichkeit, die sich vor allem auch über ihre gesellschaftspolitischen Ansichten definiert. In der Doku "Matangi/Maya/M.I.A." von Steve Loveridge begegnet man einer jungen Frau, die zunächst ihren Weg sucht und diesen später gegen alle Widerstände verteidigt.

“Warum bist du ein problematischer Popstar?” Dieser Satz, der früh in der Doku “Matangi/Maya/M.I.A.” fällt, fasst das Spannungsfeld der britischen Sängerin mit tamilischen Wurzeln gut zusammen. Einerseits gibt es da Charterfolge und Auftritte bei großen Shows, andererseits ihr gesellschaftspolitisches Selbstverständnis. Wie sehr das auch an ihr zehrt, ist ab Freitag im Kino zu sehen.

Matangi/Maya/M.I.A: Kurzinhalt zur Dokumentation

Wobei man das nicht falsch verstehen darf: Mathangi “Maya” Arulpragasams Herkunft – ihr Vater war Mitbegründer der tamilischen Guerillagruppe EROS in Sri Lanka – ist keine Bürde für die Musikerin, sondern ernsthaftes Anliegen. Immerhin hat sie als kleines Kind den Bürgerkrieg im Land hautnah erlebt, wie nun auch Steve Loveridges Film deutlich macht. Immer wieder gibt es Sequenzen, zum Teil von der jungen Frau bei Besuchen selbst gefilmt, die den Zuseher hinein holen in die Welt ihrer Familie. Als sie 1985 wieder nach England kam, war Musik “meine Medizin”.

Insofern war es nicht verwunderlich, dass Maya nach Versuchen als Dokumentarfilmemacherin – sie begleitete etwa die britische Rockband Elastica auf Tour – selbst diesen Weg einschlug. Im Zimmer hingen Poster vom Wu-Tang Clan, zur aktuellen Musik der 90er wurde getanzt und irgendwann dann auch selbst Hand an gelegt. All das ist aber untrennbar mit Sri Lanka verbunden, mit dem Schicksal der Tamilen und der medialen Rezeption. Kein Wunder, dass die junge Frau, die unter dem Künstlernamen M.I.A. schlussendlich beim renommierten Label XL Recordings landen sollte, von Beginn an kritische wie politische Untertöne in ihre Songs einfügte.

Zu diesem Zeitpunkt waren dir Rap-Poster schon jenen von Widerstandskämpfern gewichen, und erste Erfolge stellten sich ein. Songs fanden ihren Weg vom Netz ins Radio, Videos sorgten für weiteren Wirbel und mit den Auftritten ging es voran. “Es ging so schnell durch die Decke”, hört man M.I.A. am Rande eines Auftritts beim Coachella-Festival in den USA sagen – noch auf einer Nebenbühne im Zelt, aber immerhin schon vor Tausenden begeisterten Fans. Sie wurde zum Popstar – und zwar einem, dessen größter Hit zu diesem Zeitpunkt (“Paper Planes”) von “Stereotypen über Immigranten handelt, die nur dein Geld wollen”, wie sie süffisant sagt.

Es folgt das Album “Kala”, nach ihrer Mutter benannt und an unterschiedlichen Orten weltweit aufgenommen. Die Fragen blieben dieselben: Was ist Heimat, was ist Identität? Und wieso sollte man anderen Menschen das Recht auf ihr Dasein, auf Rettung vor Krieg und Zerstörung absprechen? Die Platte wird 2007 vom “Rolling Stone” zum Album des Jahres gekürt. Was viele aber offenbar verstört: Diese junge Frau nutzt ihren Erfolg, um ihre Anliegen darzubringen – nicht nur in den Songs, nicht nur bei ihren Shows, sondern auch in Interviews oder oft stocksteifen Gala-Auftritten.

Matangi/Maya/M.I.A: Die Kritik

Der Film macht in diesem Abschnitt auch nicht Halt vor extrem harten Aufnahmen von Kriegsverbrechen in Sri Lanka. Gleichzeitig muss sich M.I.A. viel Kritik aussetzen, wird die Künstlerin doch oft nicht ernst genommen. “Es kam mir vor, als würde ich gleich explodieren. Also reagierte ich auf meine Weise.” Die Folge war das Video zu “Born Free”, in dem rothaarigen Menschen von Soldaten gejagt und brutal getötet wurden. “Ich habe zuvor echte Exekutionen aus Sri Lanka über das Internet geteilt, aber das hat niemanden interessiert”, zeigt M.I.A. die zweischneidige Beurteilung auf, nachdem ihr Song für weitere wütende Proteste gesorgt hat.

Und in dieser Tonart geht es weiter. Die Dokumentation ist zwar auch ein Zeugnis davon, wie aus einer jungen Frau ein weltweit gefeierter Popstar wurde, aber mindestens ebenso prominent kommt die politische Schlagseite ans Tageslicht. Musik ist für M.I.A. vor allem auch Mittel zur Selbstermächtigung: Hier hat sie das Sagen, hat sie die Entscheidungskraft darüber, welche Inhalte sie verbreiten will – und vor allem in welcher Form sie es tut. “Ich muss die Immigrationsgeschichte immer in meiner Arbeit halten, weil das einfach etwas ist, worüber ich mir selbst klar werden muss”, meint sie. “Matangi/Maya/M.I.A.” gibt einen Einblick in diese starke, komplexe Persönlichkeit und ist letztlich auch ein starkes Statement für jünge Künstlerinnen und ihre Ideen.

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(APA/Red)

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