Massiver Inflationsschub belastet die Staatshaushalte

Angesichts kräftiger Zinserhöhungen in Reaktion auf den Teuerungsschub müssen sich Regierungen auf steigende Refinanzierungskosten einstellen, zugleich kommen angesichts der schwachen Konjunktur womöglich höhere Ausgaben auf sie zu.
Inflationsschub: Haushaltssaldo der Regierungen wird geschwächt
Der Energiepreis-Schock und die anschließende Wachstumsabschwächung führten in Simulationen dazu, dass der Haushaltssaldo der Regierungen bereits nach einem Jahr geschwächt werde, hieß es in einer am Montag veröffentlichten Untersuchung. In den Folgejahren werde sich der Ausgabendruck intensivieren. Das stelle etwaige positive Effekte bei den Einnahmen in den Schatten und führe 2024 zu einer Verschlechterung des Haushaltssaldos um fast 0,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP).
Zwar schiebt die Inflation in normalen Zeiten die Steuereinnahmen des Staats an. Und da das Bruttoinlandsprodukt (BIP) dann nominal ansteigt, sinken tendenziell auch die staatlichen Schuldenquoten. Doch die Experten der EZB kommen angesichts der außergewöhnlichen Natur des jüngsten massiven Teuerungsschubs zu anderen Ergebnissen: "Diese Art der Inflation führt zu begrenzteren Zuwächsen auf der Einnahmeseite, die wiederum leicht wettgemacht werden können durch einen zusätzlichen Ausgabendruck", hieß es in dem Artikel.
Inflation im Euroraum legte Aufwärtssprint hin
Die Inflation im Euroraum hat einen seit Einführung des Euro bis jetzt beispiellosen Aufwärtssprint hingelegt. Sie kletterte von gerade einmal 1,9 Prozent im Juni 2021 auf 10,6 Prozent im Oktober 2022, bevor sie sich danach wieder etwas auf zuletzt 8,5 Prozent im Jänner abschwächte. Vor allem der Ukraine-Krieg und die von ihm ausgelöste Energiekrise mit rasant hochschießenden Gaspreisen standen hinter dem enormen Preisauftrieb im vergangenen Jahr.
"Darüber hinaus führt die geldpolitische Reaktion, die erforderlich ist, um zu verhindern, dass dieser Inflationsschock zu übermäßigen Zweitrundeneffekten führt, zu einem Anstieg der Zinszahlungen auf die Staatsschulden", schreiben die Experten. Die EZB hat seit Juli 2022 die Leitzinsen inzwischen fünfmal in Folge angehoben. Der an den Finanzmärkten maßgebliche Einlagensatz, den Banken für das Parken überschüssiger Gelder von den Währungshütern erhalten, liegt inzwischen bei 2,50 Prozent. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat zudem eine Fortsetzung des Zinserhöhungskurses in Aussicht gestellt.
Inflationsschub belastet die Staatshaushalte
Die EZB-Experten wiesen zudem darauf hin, dass 2022 rund ein Drittel der staatlichen Ausgaben im Euroraum an die Inflation oder an die Lohnentwicklung gekoppelt gewesen seien. Daher führe ein starker Inflationsanstieg automatisch dazu, dass die Ausgaben der Staaten zunehmen. Nach ihrer Einschätzung konnten außerdem staatliche Hilfen die Folgen des Inflationsschubs nur für eine gewisse Zeit begrenzen. Deren Auswirkungen auf das Wachstum seien 2022 zwar positiv gewesen. Im laufenden Jahr zeigten sich dann aber schon leicht negative Folgen, bevor diese im Zeitraum 2024-25 noch stärker ins Negative umschlügen. Das Ausmaß, in dem fiskalische Maßnahmen und deren Zusammensetzung die Preisdynamik wirksam beeinflussen würden, ist aus Sicht der Experten hochgradig unsicher.
(APA/Red)