Martin Roth: 2007 gutes Jahr für Staatliche Kunstsammlungen Dresden
“Wir haben nachhaltig sehr gute Besucherzahlen, bundesweit gehören wir zur Spitze”, sagte Generaldirektor Martin Roth der Deutschen Presse-Agentur dpa. “Es war ein Jahr der Konzentration auf Forschung und Wissenschaft.” Es sei gelungen, einen Focus auf die Gegenwartskunst zu richten. “Dies soll kein einmaliges Ereignis gewesen sein”, sagte Roth und kündigte an, dass sich die SKD künftig mehr aktuellen Themen und zeitgenössischer Kunst stellen werde. Roth ist als einer der Favoriten für die Nachfolge von Wilfried Seipel als Generaldirektor des Kunsthistorischen Museums in Wien im Gespräch.
Mit einem finanziellen Deckungsgrad, der in Deutschland geradezu einmalig sei und den bundesweiten Durchschnitt um ein Vielfaches übersteige, seien die SKD auch in wirtschaftlicher Hinsicht auf gutem Wege. “Dabei bekommen wir so wenige Zuwendungen vom Staat wie kein vergleichbares Museum.”
Dank der Hilfe von Sponsoren wie Getty Trust oder Fritz Thyssen Stiftung liefen die Forschungsvorhaben auf hohem Niveau. Der von Henry Arnhold finanzierte Mitarbeiteraustausch mit dem Metropolitan Museum in New York funktioniere perfekt. “Ein bisher anonymer Partner stiftet ein weltweites Kuratorenaustauschprogramm, das mit dem NAMOC in Peking bereits begonnen hat.” Zu nennen sei auch die Aufarbeitung der historischen Beziehungen mit Russland und der Ukraine. “Auf Forschungsebene ist das Verhältnis zu russischen Museen kein Problem”, sagte Roth.
Die Kunstsammlungen seien aber auch bei Erwerbungen, dem Ergänzen und Vermehren der Bestände auf Drittmittel angewiesen. “Wir haben nach wie vor keinen richtigen Ankaufsetat”, sagte Roth. Ein weiteres Problem sei der Personalabbau. An dem Dauerdrama habe sich nichts verändert, Besserung sei nicht in Sicht. “Unsere Mannschaft muss improvisieren und es funktioniert nur noch, weil alle Kollegen sich über Gebühr belasten.” Für diese Nöte gebe es nach wie vor kein Verständnis bei der Politik. “Überall können wir nur noch mit kurzfristigen, bescheiden dotierten Verträgen arbeiten, obwohl die Leute schon jetzt fast nichts mehr verdienen.” Gebraucht würden ausgewiesene Experten, die mit den Sammlungen vertraut seien, nicht nur wissenschaftliches Hilfspersonal.
Dringend notwendig seien Gelder auch zur Provenienzforschung, die angesichts von Rückgabeforderungen des früheren sächsischen Königshauses und Anwälten jüdischer Alteigentümer unabdingbar sei. Der Freistaat bewilligte dazu den Aufbau einer Museumsdatenbank mit einem Umfang von 15 Millionen Euro. Die SKD könnten als bundesweit erstes Museum nun ihre Bestände auf Herkunft und Geschichte prüfen. “Damit ist Sachsen vorbildlich für die Bundesrepublik”, sagte Roth.