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Marcos Nader: "Ich will Weltmeister werden!"

Marcos Nader beim Training im "Bounce" in Wien-Ottakring
Marcos Nader beim Training im "Bounce" in Wien-Ottakring ©vienna.at/sportshooter.at
Der junge Wiener Box-Profi Marcos Nader im Interview mit Vienna Online über seine Ziele, seine bisherige Karriere und seinen Alltag als Berufsboxer.
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Vienna Online traf Sauerland-Boxer Marcos Nader vor seinem zweiten Kampf im heimatlichen Wien. Im Gespräch bewies der noch 19-Jährige Schlagfertigkeit und geizte nicht mit Wortspenden. Am 6. März, wenige Tage nach seinem 20. Geburtstag, boxt der junge Gentleman bei der 1. Internationalen Dinner & Box-Gala im Hotel Wimberger gegen den 39-jährigen Ungarn Gyula Gaspar.

Vienna Online: Wie sieht Dein sportliches Resümee 2009 aus?
Marcos Nader:
Letztes Jahr war recht erfolgreich. Ich habe zwischen März und Dezember fünf Profi-Kämpfe absolviert, die ich alle einstimmig gewonnen habe. Der letzte Kampf war hart, da war am Kampftag nicht alles in Ordnung. Ich habe schlecht geschlafen und nichts gegessen. Die Form hat nicht so gepasst, aber ich habe einstimmig gewonnen – gegen einen Gegner, der eine positive Bilanz hatte. Ich bin jetzt 139. in der unabhängigen Weltrangliste und das nach fünf Kämpfen, das ist nicht so schlecht.

Vienna Online: Welche Pläne hast Du für dieses Jahr?
Marcos Nader: Am 6. März folgt mein sechster Profikampf in Wien im Hotel Wimberger. Das wird eine von Österreichern organisierte, kleine, aber feine Veranstaltung sein. Ich werde einschließlich dieses Kampfes noch zwei bis drei Sechsrunder boxen und dann zu den Achtrundern wechseln.

Vienna Online: Wie kam und kommst Du mit der Steigerung der Rundenanzahl zurecht?
Marcos Nader: Die ersten drei Kämpfe waren allesamt Vierrunder und die letzten zwei Sechsrunder.
Prinzipiell ist es eine Einteilungssache: Es ist ein Unterschied, ob ich sechs oder zwölf Runden boxe. Bei einem Zwölfrunder kann ich nicht gleich Vollgas geben, bei einem Sechsrunder hingegen hast du weniger Zeit für Leerläufe, da musst du ab der zweiten Runde schon aktiv sein. Das Meiste hängt vom Gegner ab, wenn der ein extremes Tempo geht, dann musst du dich darauf einstellen können. Man muss so trainiert sein dass man am Tag X so fit und konditionsstark ist, dass man die geplante Rundenanzahl mit dem höchsten Tempo überstehen kann, denn sonst macht ein Antreten keinen Sinn.

Vienna Online: Laienfrage – Wie anstrengend ist Boxen?
Marcos Nader: Schlag’ einmal drei Minuten – nur drei Minuten lang durchgehend in einen Sandsack schlagen und dazu bewegen. Und dann sag’ mir, wie es dir geht (lacht). Bei einem ein- bis eineinhalbstündigen Boxtraining verbrennt man um die 1200 Kalorien! Das ist für einen Außenstehenden oft schwer vorstellbar. Oft sieht man Kämpfe im Fernsehen wo man träge, dickliche Boxer sieht. Das sind halt Typen die nicht die Veranlagung haben gut auszusehen, aber trotzdem zwölf Runden im Ring überleben.

Vienna Online: Wie hat sich Dein Leben verändert, seit Du Profi bist?
Marcos Nader: Ich habe das Profiboxen wie eine neue Sportart erlebt. Es war schwierig, aber ich habe den Einstieg gut gemeistert und es geht vorwärts. Ich trainiere zweimal täglich, sechs Mal die Woche. Mein Leben ist auf den Boxsport abgestimmt und dadurch professioneller geworden. Ich stimme und plane meine Freizeit danach ab, befolge die Trainingspläne rigoros und verpasse keine Einheit. Ich verdiene mein Geld damit, das ist meine Arbeit. Bei den Amateuren hingegen konnte ich es mir leisten, die eine oder andere Trainingseinheit zu verpassen.

Vienna Online: Wie würdest Du den qualitativen Unterschied zwischen Amateur- und Profiboxen beschreiben?
Marcos Nader: Beim Amateurboxen sind technisch versierte und konditionsstarke Boxer an die Spitze gekommen. Beim Profiboxen muss der Boxer nicht unbedingt technisch perfekt sein, er braucht eine stabile Deckung, gute Nehmerfähigkeiten sowie einen guten Punch. Das war eine große Umstellung für mich. Ich habe um die hundert Amateurkämpfe gegen Athleten und Techniker geboxt, die sich toll bewegt haben und eine tolle Schritt-Schlagkombination hatten. Im Profilager hatte ich Sparrings gegen Boxer wo ich mir dachte, dass die nicht viel können. Nur als mein Gegner nach den ersten drei, vier Runden noch immer wacker stand, wurde der Kampf immer schwieriger. Es sind kleine Faktoren die den Unterschied ausmachen, das hätte ich mir vor dem Umstieg nie gedacht.

Vienna Online: Wie sammelst Du Informationen über Deine Gegner?
Marcos Nader:Das Sauerlandteam ist ziemlich groß, da kann es natürlich vorkommen, dass du auf einen Gegner triffst der schon einmal bei einer Sauerlandveranstaltung geboxt hat. Davon gibt es dann Videomaterial, das man zur Vorbereitung nutzen kann. Auf boxrec.com sind die Kämpfe und Rekorde der Boxer aufgelistet und wie viel Amateur- oder Profierfahrung der Kämpfer hat. Das Internet ist da schon etwas Feines, aber es ist nur ein Nachschlagewerk. Joe Frazier ging gegen Ali k.o., Muhammad Ali hat George Foreman geschlagen, aber Foreman hat Frazier geschlagen. Was ich damit sagen will: Es kommt auf den Gegner an, nicht auf die Statistik. Ich denke mir vor jedem Kampf, dass mein Gegner sicher nicht schlecht ist und bin von der ersten Sekunde des Kampfes an voll konzentriert. Anders geht es im Profigeschäft nicht, ein Schlag kann den Kampf entscheiden.

Vienna Online: Bereitest Du dich auch psychologisch auf Deine Kämpfe vor?
Marcos Nader:Worauf mein Trainer und Bruder Daniel achtet, ist, nach jeder harten Einheit zu visualisieren. Das bedeutet, dass wir uns nach dem Training oder Sparring hinlegen und geistig die Abläufe noch einmal durchgehen. Ich projiziere mir nochmals die Schlagfolgen in den Kopf und überlege was ich in manchen Situationen besser oder anders machen hätte können.

Vienna Online:Wie hast Du Umstellung vom Weltergewicht bei den Amateuren ins Mittelgewicht bei den Profis verkraftet?
Marcos Nader:Bei den Amateuren war das Weltergewicht bis 69 Kilo und das Mittelgewicht bis 75. Das war ein Sprung von 6 Kilo, das wäre als Amateur zu viel gewesen mit meinen 71, 72 Kilo. Bei einem großen Gegner um die 1,90, der sein Gewicht runter gehungert hat ist es dann besonders schwer, in drei Mal drei Minuten zu punkten. Bei den Profis dagegen geht das Mittelgewicht von 69,8 bis 72,5 Kilo, da sind meine Gegner genau so groß wie ich.

Vienna Online: Vor Deinem letzten Wien-Kampf in der Stadthalle meinte Dein deutscher Trainer Otto Ramin, dass Du spektakulärer boxen solltest. Wie gehst Du mit diesem Vorwurf um?
Marcos Nader:Alle meine Gegner im Profigeschäft waren bis jetzt nicht schwach, die meisten hatten eine positive Bilanz. Ich hatte leider noch nicht das Glück jemanden K.O. zu schlagen. Ich mache mir aber keinen Druck, ich gehe in den Kampf und will gewinnen. Ein Knockout passiert, das kann man nicht trainieren, außerdem bin ich ein Tempoboxer, der eine höhere Schlagzahl hat. Das wollen mein Otto Ramin und ich auch nicht verändern. Er hat aber natürlich recht, dass man im Profigeschäft spektakulärer boxen muss. Ich stehe noch am Anfang meiner Karriere und bin zuversichtlich, dass das in Zukunft besser werden wird.

Vienna Online: Wie ist dein Verhältnis zu Ramin?
Marcos Nader:Ich verstehe mich sehr gut mit ihm. Doch ich möchte Eines klarstellen: Viele glauben, dass ich öfter in Deutschland bin als in Österreich. Ich bin Österreicher und trainiere in Wien. Das Konditionstraining, das Krafttraining, die erste Sparringsphase eigentlich die gesamte erste Vorbereitungsphase absolviere ich im Bounce gemeinsam mit Daniel. Ich fahre meistens zur zweiten zwei- bis dreiwöchigen Sparringsphase nach Berlin und da arbeite ich eng mit Otto Ramin. Wir haben ein sehr gutes Verhältnis, Ramin hat gute Trainingsmethoden und er gibt mir gute Tipps. Ich bin froh und dankbar in seiner Trainingsgruppe arbeiten zu dürfen.

Vienna Online: Mit welchen Sportlern trainierst Du in Berlin gemeinsam?
Marcos Nader: In Ramins Trainingsgruppe sind unter anderem der René Dettweiler, der schon einmal um die Europameisterschaft geboxt hat. Oder der 29-jährige Kobrat Pulev, der Amateur-Europameister war und derzeit für Titelkämpfe aufgebaut wird. Dann die Jungen Dustin Dirks, der in Wien boxen wird und der 2,10 Meter große Jens Krull, die weiße Schwergewichtshoffnung.

Vienna Online: Im Profi-Boxen ist die Show auch wichtig, welches Image hast Du oder welches möchtest Du haben?
Marcos Nader: Ich bin sicher kein Bad Boy wie Mike Tyson. Arthur Abraham knockt seine Gegner reihenweise aus, ist aber kein präpotenter Boxer sondern ein ruhiger und gelassener Typ. Mir sagt Abrahams Stil sehr zu. Ich versuche meine Leistung zu bringen und will Weltmeister werden! Ich will und werde mich dafür aber nicht verstellen. Es ist nicht so, dass immer der letzte Abschaum zum Boxtraining kommt, das Image dieses Sports wird zu unrecht immer ins schiefe Eck gedrängt. Im Bounce verkaufen wir das Boxen auch als Managerboxen. Da trainieren Unternehmer, die beim Training ihren Frust ablassen. Diese Menschen haben etwas im Kopf und sind sicherlich keine Verlierer.

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