Vape-Schwarzmarkt in Vorarlberg: Wie Jugendliche trotz Verbot konsumieren

Sie schmecken nach Mango, Wassermelone oder Cola – und sie machen süchtig: Vapes sind in Vorarlbergs Schulen längst keine Ausnahme mehr, sondern trauriger Alltag.
VOL.AT hat mit Jugendlichen gesprochen, die offen zugeben, regelmäßig Vapes zu konsumieren – obwohl sie erst 16 Jahre oder gar jünger sind. Doch wie kommen Minderjährige an ein Produkt, das offiziell erst ab 18 Jahren verkauft werden darf? VOL.AT hat bei Vorarlberger Trafikanten nachgefragt – und erschreckende Einblicke erhalten.
Schwarzmarkt auf dem Schulhof: "Jugendliche versorgen sich untereinander mit Vapes"
Ein Trafikant der Tabaktrafik am Illufer schildert, wie systematisch Jugendliche sich gegenseitig mit Vapes versorgen.
- "Es sind teilweise schon 15-Jährige, die mit den E-Zigaretten dealen", erklärt er.
Der direkte Verkauf an Minderjährige in seinem Geschäft sei ausgeschlossen, doch das Problem verlagere sich. Nicht einmal Feuerzeuge werden an die Jugendlichen verkauft, obwohl das erlaubt wäre.
- Dass in seinem Geschäft solche Verkäufe stattfinden, schließt er kategorisch aus: "So etwas würden wir sofort melden."
Laut mehreren Trafikanten spielt sich ein Großteil des Handels außerhalb regulierter Verkaufsstellen ab. Auch Christian Hafner vom Vape Store in Mäder betont:
- "Trafiken sind definitiv nicht die Übeltäter beim illegalen Verkauf."
Nach seinen Schätzungen stammen rund 98 Prozent der Vapes bei Jugendlichen aus anderen Quellen. Die Kontrolle sei bei ihnen streng, der Jugendschutz werde laufend überprüft.
Verkauf an Minderjährige, aber mit massiven Preisaufschlägen
Doch Hafner sieht zwei andere zentrale Schwachstellen: Zum einen gebe es einzelne Geschäfte, die trotz Verbots an Minderjährige verkaufen – teils mit massiven Preisaufschlägen. Konkrete Namen will er nicht nennen. Zum anderen seien Selbstbedienungsautomaten im Umlauf, etwa in Hotels, die ohne Alterskontrolle funktionieren.
- "Aus vertraulicher Quelle weiß ich, dass Mittelschüler bei diesen Automaten regelmäßig ihre Tabakwaren einkaufen", erklärt Hafner.
"Manchmal kommt eine Mutter und kauft Vapes für ihr Kind"
Auch der Trafikant der Tabaktrafik Dorn beschreibt eine rechtliche Grauzone im Verkaufsalltag: Gelegentlich würden Erwachsene, etwa Eltern, Vapes erwerben – mutmaßlich für ihre minderjährigen Kinder. "Ob das Kind am Ende wirklich unter 18 ist, wissen wir natürlich nicht", sagt er. In seinem Geschäft gelte jedoch ein klarer Jugendschutz: "Bei uns geht nichts ohne Ausweis. Wer keinen zeigt, kriegt nichts", betont der Trafikant.
- "Vor fünf, sechs Jahren haben Jugendliche noch häufiger versucht, direkt in der Trafik Zigaretten oder Ähnliches zu kaufen – aber mittlerweile wissen sie: Ohne Ausweis keine Chance", erklärt der Trafikant.
Sorge bereiten ihm inzwischen andere Bezugsquellen, etwa Bars und Clubs. "In den Diskotheken, die bekanntlich teilweise schon ab 16 sind, wird das Zeug tonnenweise konsumiert. Hunderte Vapes werden unterm Tisch verkauft“, sagt er.
"Kinder stehlen Vapes ihrer älteren Geschwister"
- Ein weiterer Aspekt ist der unkontrollierte Umlauf innerhalb von Familien: „Ich habe auch schon gehört, dass Kinder Vapes aus den Taschen ihrer älteren Geschwister stehlen“, berichtet Hafner.
Die Geräte zirkulieren so über private Netzwerke – innerhalb von Familien und Freundeskreisen – und landen schließlich im Schulalltag.
Ein entsprechendes Gesetz sei laut Hafner bereits in Arbeit: Verkaufsstellen müssten sich künftig registrieren, strenge Auflagen erfüllen – und Automaten mit aromatisierten Vapes würden verschwinden.
Häufige Fragen zum Thema
Wie gelangen Jugendliche in Vorarlberg an Vapes?
Meist über Schulfreunde, Automaten ohne Alterskontrolle oder durch Erwachsene.
Sind Trafiken für den Verkauf an Minderjährige verantwortlich?
Laut Betreibern und Recherchen werden Vapes in Trafiken nur mit Ausweis verkauft.
Welche gesetzlichen Änderungen sind geplant?
Ein Gesetzesentwurf sieht strengere Kontrollen und ein Verbot von Automaten vor.
Wie groß ist das Problem an Vorarlbergs Schulen?
Recherchen zeigen: Vapes sind im Schulalltag weit verbreitet und leicht zugänglich.
2025 bereits 200 Anzeigen gegen Jugendliche im Zusammenhang mit Tabakwaren
Laut Angaben der Bezirkshauptmannschaft Bregenz wurden im Jahr 2024 insgesamt 603 Übertretungen nach dem Vorarlberger Jugendgesetz im Zusammenhang mit Tabakwaren verzeichnet.
Im heurigen Jahr 2025 sind es bereits 200 Fälle – und das allein bis Anfang Mai. Diese Zahlen verdeutlichen, dass der Konsum und die Weitergabe solcher Produkte unter Jugendlichen weiterhin ein ernstzunehmendes Thema bleibt.
(VOL.AT)