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Makrelen-Dieb schoss auf Detektive: Prozess gegen untergetauchten Häftling

Folgenschwer: Flüchtiger Häftling stahl Makrelen
Folgenschwer: Flüchtiger Häftling stahl Makrelen ©Katinka Scholl / pixelio.de (Sujet)
Der Diebstahl einer Packung Makrelen, der im November 2012 in Wien-Landstraße geschah, hatte schwerwiegende Folgen. Da der 31-jährige Täter, beim Stehlen ertappt, auf zwei Detektive schoss und später von der WEGA geschnappt wurde, musste er sich am Montag in Wien vor Gericht verantworten.
WEGA schnappt Makrelendieb
Fischdieb schießt auf Detektive

Mit den strafrechtlichen Folgen eines gefährlichen Zwischenfalls vom 9. November 2012 in einem Supermarkt in Wien-Landstraße hatte sich am Montag ein Schöffensenat im Straflandesgericht auseinanderzusetzen.

Detektive bemerkten Fisch-Dieb

Zwei Detektiven, die sich gar nicht wegen allfälliger Langfinger in dem Geschäft befanden – sie sollten die Video-Überwachungsanlage auf ihre Funktionstüchtigkeit überprüfen – war aufgefallen, dass ein Kunde nur einen Teil der an sich genommenen Waren an der Kassa präsentiert und bezahlt hatte. Als sie den Mann anhielten, wurde es für sie brenzlig.

Zunächst fanden sie bei dem Verdächtigen eine Packung Räuchermakrelen im Wert von 2,7 Euro, die dieser in eine Tasche seiner Jacke gestopft und an der Kassa nicht ausgewiesen hatte. Der auf frischer Tat erwischte Dieb zeigte sich scheinbar kooperativ und erklärte sich von sich aus zur Zahlung eines “Unkostenbeitrags” bereit. Danach verließ er überstürzt das Geschäft, wobei er die regulär bezahlten Lebensmittel zurückließ.

Verfolgung und Schüsse in Wien-Landstraße

Das kam den Detektiven verdächtig vor. Sie folgten dem Mann, einer holte ihn ein und legte ihm auf der Hegergasse eine Hand auf die Schulter, um ihn damit zum Anhalten zu bewegen. Darauf hin zog der Mann unvermutete eine Pistole der Marke “Glock” aus dem Hosenbund, richtete die Waffe auf Kopf und Brust, schließlich die Beine seiner Verfolger und gab einen Schuss ab, der zum Glück die Detektive verfehlte.

Der 31-jährige Georgier dürfte befürchtet haben, die beiden könnten die Polizei einschalten, was aus seiner Sicht unbedingt zu vermeiden war: Bei ihm handelte es sich um einen gesuchten Sträfling, der im März 2012 von einem Ausgang nicht in die Justizanstalt Hirtenberg zurückgekehrt war, wo er eine Strafe wegen Einbruchs verbüßte.

“Habe auf den Boden geschossen”

Auf der Anklagebank versicherte er nun, er habe zu keinem Zeitpunkt auf seine Verfolger gezielt: “Das ist alles absurd.” Er habe “Panik gekriegt”, als er bis auf die Straße verfolgt wurde, obwohl er dem ihm unterstellten Diebstahl längst zugegeben hatte: “Überhaupt wollte ich den Fisch ja nicht stehlen. Ich habe ihn eingesteckt gehabt und dann an der Kassa vergessen.”

Der Georgier betonte, ganz bewusst in den Boden geschossen zu haben und damit niemanden bedroht zu haben. Er wisse, wie man eine Schießwaffe gebrauche. Ihm sei es nur darum gegangen, die beiden Männer abzuschütteln.

 Auf Mitte September vertagt

Der Prozess gegen den im März 2012 untergetauchten Sträfling, der knapp acht Monate später bei einem Diebstahl entwischt worden war und von seiner Pistole Gebrauch gemacht hatte, um zwei Detektiven zu entwischen, ist am Montagnachmittag nach “schwurgerichtsverdächtiger” Verhandlungsdauer auf 17. September vertagt worden. Der Angeklagte, der versichert hatte, die Detektive nicht bedroht, sondern gezielt in den Boden geschossen zu haben, bestand auf der Einvernahme eines Zeugen, der sich urlaubsbedingt entschuldigt hatte.

Makrelen-Dieb wollte sich nicht ausweisen

Bei der Befragung der beiden Detektive hatte der Angeklagte erhebliche Schwierigkeiten, seine Emotionen im Zaum zu halten. Diese gaben an, sie hätten – nachdem sie den 31-Jährigen beim Diebstahl von geräucherten Makrelen erwischt hatten – einen Ausweis verlangt. Der Mann habe sich nicht legitimieren wollen, sondern sei – unter Zurücklassen der regulär erstandenen Lebensmittel – davon geeilt. Sie wären ihm gefolgt, hätten aber Abstand gehalten, “weil er uns gefährlich vorgekommen ist.”

Plötzlich habe sich der Mann mit einer gezückten Pistole zu ihnen umgedreht und auf sie angelegt. Dies stellte der Angeklagte mit derartiger Vehemenz in Abrede, dass sich drei Justizwachebeamte zwischen ihn und die Zeugen stellten, um deren körperliche Unversehrtheit zu garantieren. “Das ist eine Lüge!”, empörte sich der 31-Jährige, der mittlerweile in der Justizanstalt Sonnberg untergebracht ist.

(apa/red)

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