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Männer sind das Problem

Der heutige Gastkommentar von Johannes Huber.
Der heutige Gastkommentar von Johannes Huber. ©pixabay.com (Sujet)
Gastkommentar von Johannes Huber. Schon wieder zwei Frauenmorde: Opferschutz reicht nicht, notwendig ist auch eine Auseinandersetzung mit den Tätern und einer Kultur, die diese Abscheulichkeiten hervorbringt.

„Gewalt an Frauen hat keinen Platz in unserer Gesellschaft“, so Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) nach dem jüngsten, einem Zweifach-Frauenmord: Ein Mann soll in Salzburg seine Ex-Freundin und deren Mutter umgebracht haben. Vergangene Woche soll der Wiener „Bierwirt“ seine ehemalige Lebensgefährtin erschossen haben. Kurz liegt richtig: Es muss alles getan werden, damit es nicht zu noch mehr Frauenmorden kommt. Also: An die Arbeit!

Die Entwicklung ist beklemmend: Seit den 1970er, 1980er Jahren ist die Zahl der Morde in Österreich stark zurückgegangen. Femizide haben zuletzt jedoch zugenommen, mit dem Ergebnis, dass mehr Frauen als Männer ermordet werden.

Gewalt in der Gesellschaft hat sich also gewandelt: Der klassische Raubmord ist seltener geworden. Was Gewalt in Ehe und Familie angeht, sollte man zunächst jedoch vorsichtig sein, wenn man die Entwicklung treffend beschreiben möchte: Das, was gemeinhin da und dort noch immer als „g’sunde Watschn“ verharmlost wird, ist noch nicht lange verboten; erst durch das Verbot ist das notwendige Problembewusstsein dafür entstanden.

Zu viele Männer sind in alten, patriarchalen Verhältnissen stecken geblieben. Durch Erziehung, die lehrt, dass Buben härter sind oder einen Wehrdienst, der das möglicherweise verfestigt, sowie Rollenbilder, die davon ausgehen, dass der Mann allein das Familienoberhaupt ist, fürs große Geld sorgt und überhaupt anschafft.

Das verträgt sich nicht mit einer Entwicklung, die dem entgegensteht: Frauen machen Benachteiligungen nicht nur wett, sondern überholen Männer im positiven Sinne. Sie maturieren und studieren eher, werden unabhängiger, fordern ihre Rechte ein, bestehen auf eine Beziehung auf Augenhöhe. Sich herumkommandieren, schikanieren und besitzen lassen, geht gar nicht; im Fall des Falls gibt’s die Trennung.

Wenn Gewalt an Frauen in unserer Gesellschaft wirklich keinen Platz mehr haben soll, dann muss man also doppelt bei Männern ansetzen, die 90 Prozent aller Morde begehen, während zwei Drittel der Opfer weiblich sind: Zunächst durch Erziehung zu einem wertschätzenden, gewaltfreien Umgang mit sich selbst und allen Mitmenschen, die grundsätzlich gleich sind; da geht es um Sprache genauso wie um Handlungen.

Außerdem muss diese Gleichstellung alle Bereiche der Gesellschaft durchdringen. Frauen sind besser gebildet, aber noch immer schlechter bezahlt. Kinderkriegen heißt auch im Jahr 2021, dass ihre Karriere zu Ende ist und sie zu Hause bleibt; nicht er. Zusätzlich zur Einführung einer Behandlungspflicht für gewalttätige Männer und anderen Maßnahmen muss sich das ändern, damit auch der Letzte den Glauben daran verliert, in Worten und Taten über eine Frau herrschen zu können.

Johannes Huber betreibt den Blog dieSubstanz.at – Analysen und Hintergründe zur Politik

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