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Madrider Prado zeigt den "verlorenen" Caravaggio

Caravaggios 'Ecce Homo', ein Meisterwerk der Barockzeit, nun ausgestellt im Prado, nachdem es beinahe unbemerkt auf einer Auktion verkauft worden wäre.
Caravaggios 'Ecce Homo', ein Meisterwerk der Barockzeit, nun ausgestellt im Prado, nachdem es beinahe unbemerkt auf einer Auktion verkauft worden wäre. ©AFP
Die am Dienstag im Madrider Prado-Museum beginnende Caravaggio-Sonderausstellung besteht nur aus einem einzigen Gemälde des italienischen Barockmalers. Doch es wird mit Hunderttausenden Besuchern gerechnet.

Kein Wunder: Der Prado feiert das Gemälde als eine der "größten Entdeckungen der Kunstgeschichte". Dementsprechend kam es in der weltberühmten Madrider Pinakothek bereits am Montag bei der offiziellen Pressevorführung zu einem Medienrummel wie schon lange nicht mehr.

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Wiederentdeckung eines Meisterwerks

"Ecce Homo. Der verlorene Caravaggio" ist der Titel einer beeindruckenden Sonderausstellung, die derzeit Besucher anlockt. Bis zum 13. Oktober wird Caravaggios "Dornenkrönung" im Prado in einem eigenen Saal präsentiert. Dieses zwischen 1605 und 1609 entstandene Werk gehörte ursprünglich zur Privatsammlung des spanischen Königs Philipp IV. Nach Jahrhunderten des Vergessens machte der Prado auf das verlorene Kunstwerk aufmerksam.

Die Rettung vor der Auktion

Im März 2021 hätte das Schicksal des Gemäldes beinahe eine dramatische Wendung genommen. Das Auktionshaus Ansorena in Madrid bot das leicht verschmutzte, 111 x 86 cm große Ölgemälde zur Versteigerung an, welches irrtümlich einem Schüler José de Ribera zugeschrieben wurde. Prado-Experten intervenierten rechtzeitig und erkannten das Werk als Caravaggios "Ecce Homo". Nach dem Rückzug von der Auktion bestätigten Untersuchungen dessen Authentizität.

Historische Reise des Kunstwerks

Ursprünglich soll das Gemälde 1656 von Italien nach Spanien gelangt sein. Es durchlief mehrere Stationen bedeutender Sammlungen, darunter die des Staatssekretärs Manuel Godoy, bevor es im frühen 19. Jahrhundert in den Besitz des Diplomaten Evaristo Pérez überging. Über zwei Jahrhunderte im Familienbesitz, war sich niemand der Bedeutung des Bildes bewusst.

Die zukunft des Gemäldes

Nach der Auktion im Jahr 2021, bei der das Bild kurz davor stand, für nur 1.500 Euro verkauft zu werden, sicherte sich ein britischer Kunstsammler das nun als "Kulturgut von besonderem Interesse" eingestufte Werk für 30 Millionen Euro. Es wird spekuliert, dass es ohne das Exportverbot auf internationalen Auktionen über 100 Millionen Euro hätte erzielen können. Derzeit hängt das Gemälde im Prado neben "David besiegt Goliath" und bleibt dort bis Februar 2025. Es besteht die Hoffnung, dass es längerfristig im Museum verbleiben könnte.

Bedeutung und wissenschaftlicher Wert

David García Cueto, Leiter der Prado-Abteilung für italienische und französische Malerei bis 1800, betont den unschätzbaren wissenschaftlichen Wert des Bildes. Als eines von nur 60 weltweit bekannten Werken Caravaggios bietet es tiefe Einblicke in die technische Entwicklung und malerische Reife des Barockkünstlers kurz vor seinem Tod im Jahr 1610.

(VOL.AT/APA)

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