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Madeleine Petrovic gesteht Liebe zum Wiener Gürtel

Der Gürtel beim Westbahnhof
Der Gürtel beim Westbahnhof ©Vienna Online
Die Grün-Politikerin bekennt sich in ihrem Buch "Der Wiener Gürtel. Wiederentdeckung einer Prachtstraße" zu ihrer tiefen Zuneigung für eine der bekanntesten Straßen Wiens.

Ausgangspunkt für den großformatigen Bildband mit langen Essays war die Liebe Petrovics. Und so besingt sie die Straße mit lyrischen Worten als “imposanten Boulevard” und “verkannte Prachtstraße”. Dass sie mit dieser Hingabe noch nicht in der Majorität ist, ist Petrovic wohl bewusst, zumal sie sich selbst in ihrem Vorwort fragt, wie es passieren könne, dass man ausgerechnet vom Gürtel in den Bann gezogen werde. Sei’s drum: “Ich habe mich in diese monströse und doch so faszinierende Straße verliebt.”

Gründe sind für die Grüne die bunte Vielfalt, die trendigen Lokale und das multikulturelle Flair des Ortes, der seit seiner Entstehung zahlreiche Wandlungen durchlaufen hat. Und so durchstreift sie in ihrem Buch die verschiedenen Aspekte der 13,1 Kilometer langen Straße. Untermalt wird diese thematische und historische Reise mit Aufnahmen des Fotografen Dieter Nagl, der Petrovic bereits bei der ersten Auflage 1998 begleitet hatte.

Seither habe sich vieles zum Besseren gewandelt und sich manches “urbane Wunder” am Gürtel offenbart, resümiert Petrovic die vergangenen Jahre. Dessen ungeachtet bleibe viel zu tun, appelliert sie in ihrem Plädoyer: “Oftmals kostet es auch einfach nur etwas Überwindung, sich mit dem Gürtel anzufreunden und bei allen Problemen seine Vorteile zu entdecken.”

Vom Linienwall über die Rotlichtmeile zur Hauptbibliothek

Im 19. Jahrhundert auf dem Areal des der Stadtmauer als Zollgrenze vorgelagerten Linienwalls entstanden, reihten sich auf der durchaus repräsentativ geplanten Anlage Bauten wie die Volksoper, West- und Südbahnhof oder zahlreiche Kirchen aneinander. Nach dem Zweiten Weltkrieg verkam die Straße allerdings zunehmen zur Verkehrsachse und Rotlichtmeile. Mit sechs Fahrspuren fungierte sie als Stadtautobahn, für deren Ausbau in Hochlage bis in die 1970er Jahre hinein Pläne geschmiedet wurden.

Diese scheiterten jedoch ebenso wie die in den 1980ern gewälzten Ideen für großflächige Untertunnelungen. Erst in den 1990ern entwickelte sich eine Gegenbewegung mit der Gründung von Lokalen in den Stadtbahnbögen, der Neuerrichtung der Hauptbibliothek über der Station Burggasse und einer Einbremsung des Verkehrsanstiegs. Auch die Zahl der Substandardwohnungen, die Mitte der 1990er mit 41 Prozent noch doppelt so hoch wie im Wien-Schnitt lag, konnte gesenkt werden.

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