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Luxusunterkunft im Ski-Eldorado

Lech - Von außen sieht das neue Hotel "Aurelio" am Lecher Schlegelkopf schon fast fertig aus - dabei ist die Eröffnung des Luxushotels erst für Weihnachten 2008 anberaumt.

Das Bauprojekt, das über zypriotische Zwischenfirmen vom russischen Milliardär Oleg Deripaska finanziert wird, hatte im Frühsommer für Schlagzeilen gesorgt. Das ehemalige Dreisterne-Hotel soll unter der Ägide des zweitreichsten Russen als Luxus-Suiten-Hotel wiedererstehen.

„Alles planmäßig“

„Es ist alles traumhaft, der gesamte Bau läuft planmäßig – und der Innenausbau wird nach der Bauverbotszeit im Frühjahr 2008 starten“, sagt Geschäftsführer Thomas Jagschitz den „VN“. In Lech darf im Winter nämlich aus nahe liegenden Gründen nicht gebaut werden. „Nur Innenarbeiten, die keinerlei Lärm mit sich bringen, sind erlaubt“, sagt Bürgermeister Ludwig Muxel. Um die Winteridylle nicht zu stören, musste die Fertigstellung der Außenfassade bis Saisonbeginn zugesichert werden. In nur vier Monaten wurden nach dem Abriss aus der schmutzigen Narbe am Schlegelkopf schmucke Schindel-Häuser.

Kritik der Anrainer

Doch der Unmut – vor allem der Anrainer am Schlegelkopf – ist über den Sommer nicht abgeklungen. Nach wie vor sorgt vor allem die Geschwindigkeit, mit der die Baubewilligung ausgestellt wurde, für Ärger. Almhof-Hotelier Gerold Schneider ist einer der wenigen, der mit vollem Namen zu seiner kritischen Haltung steht. Er wandte sich in einem Brief sogar an Landeshauptmann Herbert Sausgruber und kritisierte die frappierend schnelle Einladung zur Bauverhandlung durch die Bezirkshauptmannschaft Bludenz – bekanntlich bereits zwei Tage nach Eingang des Antrags. „Ein negativer Beigeschmack angesichts dieser ungleichen Behandlung bleibt bei allen Informierten“, schrieb Schneider dem Landeshauptmann, der mittlerweile die BH antworten ließ. „Sinngemäß wurde mir gesagt, sie nähmen es als Kompliment, dass die Behörden so schnell arbeiten“, lässt Schneider wissen.

Vorwurf: Privathaus

Der Lecher Fünf-Sterne-Hotelier sieht das gesamte Hotelprojekt als Ablenkungsmanöver eines vermögenden Russen, um sein Privatdomizil in Lech aufzuschlagen: „Das Haupthaus wird kein Hotel, sondern das Wohnhaus des Herrn Deripaska.“ Dies leite sich aus den Grundrissen ab, sagt Schneider. „Alle Wellness-Einrichtungen gibt es doppelt – einmal für die Nebenhäuser, einmal im Keller des Haupthauses. Kein Fünf-Sterne-Hotel ist so geplant, dass ich nur über den Keller ins Haupthaus komme. Auch gibt es kein Hotel dieser Güte, das nur zwei Personalzimmer und gar kein Restaurant hat“, zählt Schneider auf. „Vieles spricht dafür, dass das Haupthaus mit den zweigeschossigen Räumen Deripaskas Chalet wird – und die Bauten nebenan Alibihandlungen sind. So wie man in Kitzbühel als Prominenter einen Landwirt sucht, der einem seinen Hof gibt, muss in Lech ein Pseudohotel gebaut werden“, ätzt der Hotelier.

Lech erfasse nun der Trend, der sich in Cortina, Courchevel oder St. Moritz schon etabliert habe: „Vermögende wollen sich ihre Privathäuser bauen. Warum sonst soll sich ein russischer Milliardär ein Drei-Sterne-Hotel mit 50 Betten in Lech antun?“

„Es ist alles mit rechten Dingen zugegangen“, legt Bürgermeister Muxel die Hand ins Feuer. „Deripaska und das Aurelio haben keine Ausnahme bekommen, sie hatten eine noch gültige Baugenehmigung für Teile des Hotels vom Vorbesitzer.“ Und für eine Nutzung als luxuriöse Privatabsteige habe die Gemeinde keine Anhaltspunkte. „Für uns ist klar: Es soll ein Fünf-Sterne-Hotel werden, und muss auch als Hotel geführt werden“, so Muxel zu den „VN“.

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