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Lustenaus Bürgermeister Kurt Fischer steckt hinter Grönemeyers "Wut-Video“

Kurt Fischer filmte die Hass-Rede und stellte sie ins Social Web
Kurt Fischer filmte die Hass-Rede und stellte sie ins Social Web ©APA
Wie jetzt bekannt wurde, hat niemand Geringerer als Lustenaus Bürgermeister Grönemeyers Wut-Rede gegen rechten Hass ins Netz gestellt. W&W sprach mit Kurt Fischer über seinen internationalen Scoop.

Egal ob Bild, Die Zeit, Stern, Spiegel, ZDF oder unzählige weitere deutsche, nationale oder internationale Medien – am emotionalen und gleichzeitig polarisierenden Plädoyer Herbert Grönemeyers gegen rechte Hetze und Hass kam man dieser Tage nicht vorbei. Die wenigsten wissen aber, dass ein Video, das viral im Netz, vor allem auf Twitter, seine Verbreitung fand und u. a. vom deutschen Verteidigungsminister geteilt und kommentiert wurde, beim Konzertbesuch des Lustenauer Bürgermeisters in der Wiener Stadthalle entstand.

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Kurt Fischer, seines Zeichens jahrzehntelanger Bewunderer des deutschen Kultstars, gilt als eifriger Nutzer der Sozialen Medien und schätzt sowohl als Mensch als auch von Bürgermeisterseite aus die Möglichkeiten des „Global Village“. Gleichzeitig verweist er im Gespräch mit WANN & WO aber auch auf die mannigfaltigen Gefahren in einer „Zeit der großen Gereiztheit und kollektiven Erregung“, in Anspielung auf das von ihm sehr geschätzte Buch von Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen. Trotzdem sei er sich immer seines Amtes bewusst, obwohl er auch ein gewisses Maß an Privatsphäre als Mensch, auch in Sozialen Netzwerken, beanspruche.

Posting auf der Zugfahrt

„Auf der Rückfahrt von Wien entschloss ich mich spontan, das rund einminütige Video kommentarlos als Antwort auf einen Tweet eines meiner geschätzten Twitter-Freunde zu posten. Interessanterweise hatte ich beim Konzert das Bauchgefühl, dass Herbert genau in jenem Moment etwas zu sagen hatte – zumal es auch der Abschluss seiner Tour war. Das Video ging viral und rund 24 Stunden später hatten rund 850.000 Menschen den Clip gesehen. Der Inhalt entfachte im gesamten deutschsprachigen Raum eine heiße Debatte über die politische Meinungsfreiheit von Künstlern“, führt der leidenschaftliche Musiker, der selbst mit seiner Band Darwin auf der Bühne steht, fort.

Grönemeyers Rede, die in höchst emotionaler Art gegen rechten Hass und Hetze im Netz aufruft, scheidet die Geister. Kurt Fischer begrüßt beispielsweise den Kommentar von Heiko Maas, da er nicht versuche, die ohnehin schon hitzige Debatte weiter zu befeuern. Er kommentierte Fischers Video folgendermaßen: „Es liegt an uns, für eine freie Gesellschaft einzutreten und die Demokratie gemeinsam zu verteidigen. Danke an Herbert #Groenemeyer und allen anderen, die das jeden Tag tun.“ Weniger freundliche Worte fand FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky. „Si tacuisses, philosophus mansisses – in Anlehnung an diesen lateinischen Spruch wäre es besser gewesen, Herbert Grönemeyer hätte sich bei seinem Wien-Konzert lieber ausschließlich auf seine Musik konzentriert, anstatt die Konzertbesucher mit linksradikalen Parolen zu malträtieren. Denn wir entscheiden selbst frei und demokratisch über unsere Politik.“ Und wenn sich Grönemeyer schon dermaßen links oute, dann stelle sich die Frage, warum er sich als in London lebender Steuerflüchtling seiner sozialen Verantwortung in seiner Heimat Deutschland entziehe.

Hyperkommunikation

„Im Zeitalter der Hyperkommunikation wird man, egal auf welcher Bühne man sich bewegt, angreifbar. Leider vergessen die Menschen aber auf inhaltliche Kritik, allzuoft richten sie ihren Hass gegen die Person selbst. Man sieht das auch am Beispiel Grönemeyers. Von rechter Seite wird er nicht nur wegen des Inhalts attackiert, sondern auch wegen der Emotionalität – man wirft ihm eine Art moralischen Totalitarismus aus Künstlerwarte vor. Die Form wird dem Inhalts geopfert und rückt in den Mittelpunkt der Hetze“, schließt der wohl philosophischste Bürgermeister dies- und jenseits des Rheins. Die Worte „Mensch, bleibt Mensch“ von Grönemeyer selbst klingen nach.

Nach Aufruf gegen Rechts: Grönemeyer löst hitzige Debatte aus

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