Lustenau positioniert sich gegen häusliche Gewalt

Lustenau. „Als wir im August 2022 die Schlagzeile vom Femizid in Bludenz gelesen haben, saßen wir in der Fachstelle für Zusammenleben zusammen und überlegten, ob das auch in Lustenau hätte passieren können“, begann Evi Mairer (Grüne), Gemeinderätin für Zusammenleben, am Mittwochabend bei der Ausstellungseröffnung zu erzählen. „Und ja, das hätte es.“ Für sie war klar, dass sie gemeinsam aufstehen und ein Zeichen setzen müssen. Lustenau ist nun Teil des Gewaltpräventionsprojektes „StoP“ – Stadtteil ohne Partnergewalt. Von 46 Plakaten, auf denen sich Personen gegen häusliche Gewalt in ganz Vorarlberg aussprechen, sind aktuell 20 in Lustenau ausgestellt. Einige Lustenauerinnen und Lustenauer haben der Kampagne ihr Gesicht und ein klares Statement zur Verfügung gestellt.
Frauen nicht gleichgestellt
Noch immer sind Frauen den Männern nicht gleichgestellt. „Die Zahlen sind ernüchternd. Wir sind meilenweit von einer wahren Gerechtigkeit entfernt“, so Mairer. Klassische Frauenberufe sind schlecht bezahlt, was zu Abhängigkeiten der Frauen von Partnern führt. „Frauen werden aufgrund der ungleichen Behandlung vom Partner abhängig“, erläutert Nikola Furtenbach vom ifs das Problem. Sie koordiniert StoP. Bürgermeister Kurt Fischer ist überzeugt davon, dass dieses Thema von allen gesellschaftlichen Gruppen diskutiert werden muss, um zu einer nachhaltigen Verbesserung der Situation für die Frauen zu kommen.
Frauen stärken
Ziel der Kampagne sei es, der Gesellschaft und auch betroffenen Frauen aufzuzeigen, dass jeder von häuslicher Gewalt betroffen sein kann. „Gewalt ist vielseitig. So vielseitig wie unsere Gesellschaft. Und sie beginnt schleichend“, erklärt Mairer. Umso wichtiger ist es, dass jeder Einzelne genau hinsieht. Denn Gewalt ist nicht privat. „Wenn man als Nachbar oder Freundin den Verdacht hat, dass Gewalt gegen eine Frau stattfindet, schreitet ein, redet gut zu oder holt Hilfe“, so Furtenbach. Die schlimmste Ausprägung der Gewalt gegen Frauen ist der Femizid, das Töten der Frau aufgrund ihres Geschlechtes. „Was muss eine Frau an Gewalt erlebt haben, bis sie schlussendlich vom Partner ermordet wird?“, stellt Furtenbach in den Raum.
Info-Stände auf Straße
Mit Info-Ständen auf der Straße wird auf häusliche Gewalt hingewiesen und auf unkomplizierte Art aufgeklärt. „Leider höre ich noch immer die Meinung: Naja, sie wird schon was gemacht haben, weshalb der Mann zugeschlagen hat“, so Furtenbach. Mit den Plakaten will das ifs und all ihre Unterstützer darauf hinweisen, dass Gewalt in unserer Gesellschaft keinen Platz haben darf. Bvs