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LSD-Virus breitet sich aus – Impfverbot trotz Seuchengefahr

Landesvetinär über LSD-VIrus.
Landesvetinär über LSD-VIrus. ©Canva/VLK
Die hochansteckende Lumpy Skin Disease breitet sich in Europa aus und sorgt auch in Vorarlberg für zunehmende Besorgnis.

Die Lumpy Skin Disease (LSD) breitet sich in Europa rasant aus. Noch ist Vorarlberg nicht betroffen – aber die Sorge wächst. VOL.AT hat mit Landesveterinär Norbert Greber über Risiken, Prävention und mögliche Auswirkungen auf die heimische Landwirtschaft gesprochen.

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"Wir müssen die Entwicklung sehr aufmerksam beobachten"

"Aktuell besteht keine unmittelbare Gefahr für die Rinderhaltung in Vorarlberg", beruhigt Landesveterinär Norbert Greber im Gespräch mit VOL.AT. Die hochansteckende Tierseuche, die durch stechende Insekten übertragen wird, grassiert derzeit vor allem in südlicheren Regionen Europas. Doch Entwarnung gibt es keine: "Wir müssen die Entwicklung sehr aufmerksam beobachten."

Landesvetinär Norbert Greber. ©VLK

Konkrete Hinweise auf eine Einschleppung nach Österreich – geschweige denn nach Vorarlberg – gebe es derzeit nicht. "Aus diesen betroffenen Ländern findet de facto kein Viehverkehr zu uns statt", so Greber. Auch die internationale Zusammenarbeit mit den Veterinärbehörden in Italien, Frankreich oder der Schweiz liegt laut ihm in der Zuständigkeit des Bundesministeriums in Wien.

Vorbereitungen auf den Ernstfall laufen

Wie also bereitet sich Vorarlberg auf einen möglichen Ernstfall vor? Greber verweist auf laufende Planungen des Gesundheitsministeriums: "Es geht um Vor-Ort-Kontrollen, klinische Untersuchungen und gegebenenfalls Probenentnahmen." Auch eine Schutzimpfung wird aktuell geprüft.

Derzeit liegt der Fokus jedoch auf den Bundesländern, die direkt an betroffene Regionen angrenzen – also Tirol, Salzburg und Kärnten. "Mit diesen Ländern findet derzeit zwei- bis dreimal pro Woche ein intensiver Austausch statt", so Greber.

Stechende Insekten im Visier

Im Kampf gegen die Übertragung durch Insekten setzt man auf Bewährtes: Stallhygiene und Insektenschutzmittel. "Die Vorgangsweise ist analog zur Blauzungenkrankheit, die im September 2024 nach längerer Abwesenheit wieder in Vorarlberg aufgetreten ist", erklärt der Landesveterinär. Landwirte wüssten also, worauf es ankommt.

Ein verstärkter Einsatz von Insektenfallen oder ein umfassenderes Monitoring sind derzeit noch in Planung. Auch eine seuchenhygienische Überwachung in Grenznähe könnte folgen – konkrete Schritte gibt es aber noch nicht.

Symbolbild einer Kuh aus Thailand, die an LSD leidet. ©Symbolbild: Canva

Möglicher Ausbruch: "Betrieben müssten gesperrt und alle Rinder getötet werden"

Kommt es tatsächlich zu einem Ausbruch in Vorarlberg, wären die Konsequenzen für betroffene Betriebe gravierend. "Die Betriebe müssten gesperrt werden, und alle Rinder auf dem Hof – auch gesunde – getötet werden", sagt Greber. Logistisch wie emotional ein harter Schlag.

Ein solcher Ausbruch hätte auch wirtschaftlich verheerende Folgen. "Sollte es mehrere Fälle geben, wäre das Töten der Tiere bald keine geeignete Strategie mehr", warnt der Experte. Dann könne nur noch eine flächendeckende Impfung Schlimmeres verhindern.

Finanzielle Entschädigungen für betroffene Betriebe sind laut Greber gesetzlich geregelt – unter anderem durch das Tiergesundheitsgesetz.

"Kein Grund für eine Schutzimpfung"

Warum wird nicht längst vorsorglich geimpft? Die Antwort ist politisch: "Es gibt keinen Grund für eine Schutzimpfung, solange die Krankheit nicht da ist", erklärt Greber. Erst jetzt beginne man auf Bundesebene, gesetzliche Voraussetzungen zu schaffen.

Die Landwirtschaftskammer müsse man in dieser Frage direkt ansprechen, meint Greber knapp. Klar sei aber: Zusätzliche politische Initiativen seien derzeit nicht notwendig. "Das Ministerium beschäftigt sich bereits mit der Thematik."

Schnelles Handeln entscheidend

Sind die Vorarlberger Landwirte ausreichend informiert? Greber sieht vor allem die Tierärzte in der Verantwortung. "Die Grundausbildung ist gegeben, aktuell wurde das Wissen aufgrund der Lage aufgefrischt." Eine gezielte Information der Landwirte sei der nächste Schritt.

Im Verdachtsfall gilt laut Greber ein klarer Fahrplan: "Der Landwirt soll seinen Betreuungstierarzt hinzuziehen. Dieser informiert bei Bedarf den Amtstierarzt." Schnelles Handeln sei entscheidend, um einen möglichen Ausbruch im Keim zu ersticken.

Auch wenn derzeit keine akute Bedrohung besteht: Die Lumpy Skin Disease ist in Europa angekommen – und könnte auch Vorarlberg treffen. Die Behörden arbeiten unter Hochdruck an Prävention und Vorbereitung. Für Landwirte gilt: wachsam bleiben, Hygienemaßnahmen einhalten – und bei jedem Verdacht sofort handeln.

(VOL.AT)

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