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Long Covid: Drei Jahre später kehrt die Erschöpfung zurück

Symbolbild für die Langzeitfolgen der Pandemie: Eine Pflegekraft macht im März 2020 eine Pause im Louis-Pasteur-Spital in Colmar (Frankreich), aufgenommen während der ersten Corona-Welle.
Symbolbild für die Langzeitfolgen der Pandemie: Eine Pflegekraft macht im März 2020 eine Pause im Louis-Pasteur-Spital in Colmar (Frankreich), aufgenommen während der ersten Corona-Welle. ©Sebastien Bozon / AFP, APA
Drei Jahre nach einer schweren Covid-19-Erkrankung zeigen neue Daten: Viele Betroffene kämpfen erneut mit Long-Covid-Symptomen – vor allem PEM tritt wieder vermehrt auf. Auch in Vorarlberg fehlt es weiter an spezialisierten Anlaufstellen.

Für viele Patient:innen mit schwerem Verlauf der Covid-19-Erkrankung war die akute Phase erst der Anfang. Eine neue Langzeitstudie aus den Niederlanden belegt, dass sogenannte Long-Covid-Symptome auch Jahre später wieder zunehmen können – insbesondere die sogenannte Post-Exertional Malaise (PEM), eine Form anhaltender Erschöpfung nach geringer körperlicher oder geistiger Anstrengung.

Die sogenannte CO-FLOW-Studie begleitete 344 Patient:innen, die zwischen 2020 und 2021 in niederländischen Spitälern wegen Covid-19 behandelt worden waren. 299 von ihnen nahmen auch am letzten Erhebungszeitpunkt – 36 Monate nach Krankenhausentlassung – teil. Während einige Symptome wie Muskelschwäche abnahmen, blieben kognitive Einschränkungen bestehen oder nahmen sogar zu. Besonders auffällig: Bei 36 Prozent der Teilnehmenden verschlechterten sich die PEM-Symptome im dritten Jahr erneut.

Als Risikofaktoren identifizierten die Forschenden weibliches Geschlecht, bestehende Lungenerkrankungen, geringe körperliche Aktivität vor der Infektion sowie eine intensive medizinische Behandlung während der akuten Krankheitsphase.

Weitere Informationen zur Methodik finden sich im Studienprotokoll auf ResearchGate, die finale Auswertung wurde im Fachjournal The Lancet Regional Health – Europe veröffentlicht

Was ist PEM?

PEM steht für „Post-Exertional Malaise“ und ist ein zentrales Symptom des Fatigue-Syndroms. Betroffene erleben eine starke Verschlechterung ihres Zustands nach minimaler Belastung – oft begleitet von Schlafstörungen, Schmerzen und Konzentrationsproblemen. Die Beschwerden können mehrere Tage andauern.

Vorarlberg: ME/CFS-Ambulanz lässt weiter auf sich warten

Während internationale Studien die langfristigen Belastungen durch Long Covid wissenschaftlich belegen, fehlt es in Vorarlberg weiterhin an spezialisierten Einrichtungen. Ein Antrag der Grünen auf Errichtung einer ME/CFS-Ambulanz wurde im März 2025 im Sozialpolitischen Ausschuss des Landes vertagt. Die ÖVP und FPÖ begründeten die Entscheidung mit dem Verweis auf notwendige bundesweite Abklärungen.

Kritik kam von der Opposition: Grünen-Gesundheitssprecherin Eva Hammerer sprach von „katastrophalen Zuständen“ für Betroffene, SPÖ-Abgeordnete Manuela Auer warf der Regierungsmehrheit vor, „die politische Diskussion abgewürgt“ zu haben. ME/CFS-Ambulanzen gelten als wichtige Anlaufstellen für Long-Covid-Patient:innen – insbesondere für jene, die an PEM leiden.

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Fitnesstracker-Daten liefern Hinweise auf Long-Covid-Risiken

Einen neuen Zugang zur Erforschung von Langzeitfolgen bietet eine aktuelle Studie des Complexity Science Hub (CSH) Wien. Ein Forschungsteam rund um Katharina Ledebur und Peter Klimek analysierte Daten von über 120.000 Nutzer:innen der deutschen „Corona-Datenspende“-App. Diese hatten zwischen 2020 und 2022 regelmäßig Daten ihrer Fitnesstracker bereitgestellt – darunter Herzfrequenz, Schrittanzahl und Aktivitätsverläufe.

Dabei zeigte sich: Menschen, die später unter anhaltender Kurzatmigkeit oder Müdigkeit litten, bewegten sich bereits drei Wochen vor der Infektion deutlich weniger – im Schnitt rund 5.000 Schritte pro Tag, also etwa 3.000 weniger als jene ohne Langzeitfolgen. Auch der Ruhepuls war bei diesen Personen vor der Infektion um durchschnittlich 2,37 Schläge pro Minute erhöht.

Frühindikatoren und neue Forschungsperspektiven

Die Studie zeigt, dass es bereits vor der Infektion messbare Unterschiede zwischen den Gruppen gab. Die Forscher:innen betonen jedoch, dass geringere Fitness oder Vorerkrankungen nicht automatisch zu Long Covid führen – es handle sich um statistische Korrelationen. Dennoch eröffnet der Einsatz von Wearables neue Perspektiven für die Früherkennung gesundheitlicher Risikofaktoren.

Mehr dazu: Fitnesstracker können Hinweise geben

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Häufige Fragen zu Long Covid

Was ist PEM bei Long Covid?
PEM steht für Post-Exertional Malaise. Es bezeichnet eine starke Erschöpfung nach minimaler Anstrengung, oft verbunden mit Schlafstörungen und Konzentrationsproblemen.

Wie viele Patient:innen litten drei Jahre nach Covid-19 an PEM?
In der CO-FLOW-Studie berichteten 36 Prozent der Befragten nach drei Jahren von einer Verschlechterung der PEM-Symptome.

Gibt es in Vorarlberg eine Anlaufstelle für Long-Covid-Patienten?
Ein Antrag zur Errichtung einer ME/CFS-Ambulanz in Vorarlberg wurde im März 2025 vertagt. Aktuell gibt es keine spezialisierte Einrichtung.

Welche Erkenntnisse liefert die Fitnesstracker-Studie?
Die Studie zeigt, dass Personen mit späteren Long-Covid-Symptomen bereits vor der Infektion einen höheren Ruhepuls und weniger tägliche Schritte aufwiesen.

Kann man Long Covid mit Fitnessdaten vorhersagen?
Die Studie zeigt statistische Zusammenhänge, aber keinen direkten Beweis. Sie liefert jedoch Hinweise auf mögliche Risikofaktoren.

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